Das Hohepriestertum des Herrn Jesus

Der Herr Jesus Christus ist unser großer Hoherpriester (vgl. Heb 4,14). Seinem hohenpriesterlichen Dienst verdanken wir es, dass wir auf dem Weg zur himmlischen Heimat nicht umkommen, sondern sicher das Ziel erreichen werden. Und durch Seinen Dienst vom Himmel her werden wir gestärkt, um Gott als Anbeter zu nahen.

Die Tätigkeit des Herrn Jesus als Hoherpriester

Als Hoherpriester ist der Herr Jesus tätig für uns in den Sachen mit Gott (Heb 2,17; 5,1). Wir stehen dem großen, allmächtigen und heiligen Gott gegenüber und unsere Sachen mit Gott müssen auf eine Art und Weise „geregelt“ werden, die diesem Gott entspricht. Der Herr Jesus hat sich unser angenommen, um für uns als Hoherpriester in den Sachen mit Gott tätig zu sein.

In den Sachen mit Gott

So wie der Hohepriester im Alten Testament einerseits das Volk vor Gott vertrat und andererseits der Vertreter Gottes vor den Menschen war, so ist der Herr Jesus als unser großer Hoherpriester für uns tätig. Er lässt uns alles von Gott zukommen, was wir brauchen. Barmherzigkeit, Gnade und rechtzeitige Hilfe (Heb 4,16). Aber Er bringt uns auch zu Gott. Einmal hat Er uns vor Gott vertreten, als Er am Kreuz unsere Sünden gesühnt hat. Und jetzt haben wir aufgrund Seines Priestertums freien Zugang zu Gott, um Ihm alle unsere Anliegen (Heb 4,16) und auch unsere Anbetung (Heb 10,19.22) zu bringen.

Der Hebräerbrief sieht uns als Söhne auf dem Weg zur Herrlichkeit. Als solche brauchen wir einen Hohenpriester, der uns die nötige Unterstützung zukommen lässt. Der Herr Jesus, der selbst durch Leiden gegangen ist, führt diese Aufgabe perfekt aus (Heb 2,10). Wir sind aber auch schon jetzt passend gemacht für die Gegenwart Gottes und sind Anbeter, die Gott nahen dürfen. Als solche brauchen wir einen Hohenpriester, der heilig und abgesondert von den Sündern vor Gott steht. Der Herr Jesus ist auch darin vollkommen und passend (Heb 7,26-28). Er ist der Hohepriester, der nach Gottes Maßstab geziemend ist für solche, die durch Ihn Gott nahen! Er ist tatsächlich in jeder Hinsicht vollkommen und völlig passend, um für uns tätig zu sein in allen Sachen mit Gott!

Unsere Schwachheiten

In Seiner Tätigkeit als Hoherpriester nimmt der Herr Jesus sich unserer Schwachheiten an und das Ziel Seiner Bemühungen um uns ist, dass wir nicht sündigen. Dafür ist Er unermüdlich tätig und hat zugleich Mitleid mit unseren Schwachheiten, weil Er sie aus Seiner eigenen Erfahrung als Mensch hier auf der Erde kennt. Er ist tatsächlich in allem den Brüdern gleich geworden, ausgenommen die Sünde. Was für einen wunderbaren Hohenpriester haben wir!

Sein einmaliges Werk

Als Hoherpriester hat der Herr Jesus einmal für unsere Sünden gelitten. Das hat Er am Kreuz auf Golgatha in den drei Stunden der Finsternis getan. Dieses Werk ist einmalig. Er hat es vollkommen ausgeführt. Da war Er für uns tätig in den grundsätzlichen Sachen mit Gott. Er hat uns durch Sein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht und zu Gott gebracht.

Dieses Werk hat Er am Kreuz ausgeführt. Da war Er erhöht von dieser Erde, ausgestoßen von den Menschen und freiwillig am Fluchholz hängend. Jetzt ist Er nach vollbrachtem Werk eingegangen in den Himmel und übt seine Tätigkeit als Hoherpriester von dort aus. Wir können also mit Berechtigung sagen, dass Er während Seines Erdenlebens nicht Hoherpriester war, wohl aber am Kreuz – „erhöht von der Erde“ (vgl. Heb 2,17; 7,27). Er wurde von Gott als Hoherpriester „begrüßt“ (Heb 5,10), als Er in den Himmel zurückkehrte. Einmalig – erhöht von dieser Erde – hat Er für die Sünden gelitten. Jetzt – aufgefahren von dieser Erde in den Himmel – ist Er fortlaufend tätig für uns als Hoherpriester.

Seine fortlaufende Tätigkeit

Vom Himmel aus kümmert der Herr Jesus sich um unsere Schwierigkeiten auf dem Weg zur himmlischen Heimat. Noch sind wir hier auf der Erde. Noch führt unser Weg durch manche Nöte und Probleme. Wo wären wir, wenn wir den Herrn Jesus nicht als unseren Hohenpriester hätten? Längst wären wir auf dem Weg umgekommen! Doch wir haben Ihn. Deshalb müssen wir nicht straucheln oder fallen. Deshalb müssen wir nicht sündigen. Er kommt uns zu Hilfe in unseren Schwachheiten und Er ist in der Lage, uns völlig zu erretten (Heb 7,25). Das meint, dass Er als der für immer Lebende uns bis zum Ende unseres Weges bewahren und retten wird. Er wird uns tatsächlich in den Himmel einführen. Wir werden nicht auf dem Weg umkommen, sondern in die ewige Ruhe Gottes eingehen. Seinem Dienst für uns als Hoherpriester verdanken wir dies. Mit diesem Thema beschäftigt sich der Hebräerbrief bis Kapitel 7,25.

Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt des hohenpriesterlichen Dienstes des Herrn Jesus. Wir haben ihn schon erwähnt und er ist Thema im Hebräerbrief ab Kapitel 7,25. In diesem Vers wird schon von uns gesprochen als solchen, die Gott nahen. Weil wir Ihn als großen Priester über das Haus Gottes haben und weil Er uns den Weg ins Heiligtum, in die Gegenwart Gottes, eingeweiht hat, haben wir Freimütigkeit, dort einzutreten. So wie Er uns Seine Hand reicht, um uns in den Schwierigkeiten auf dem Weg zu helfen, so möchte Er unsere Hand ergreifen, um uns jetzt schon in die Gegenwart Gottes zu ziehen. Dort dürfen wir hinzutreten, um als Anbeter in Geist und Wahrheit zu dienen. Mögen wir Ihn auch in dieser Weise mehr zu seinem Ziel kommen lassen.

Fassen wir kurz zusammen, was wir bisher gesehen haben. Als unser Hoherpriester ist der Herr Jesus tätig für uns in den Sachen mit Gott und nimmt sich dabei unserer Schwachheiten an. Ein anderer Aspekt Seines Dienstes für uns wird uns im ersten Johannesbrief gezeigt. Dort sehen wir Ihn als unseren Sachwalter bei dem Vater. Als solcher wird Er dann tätig, wenn wir gesündigt haben. Er nimmt sich unserer Sache an, damit wir wieder in den glücklichen Genuss der Gemeinschaft mit dem Vater zurückfinden. Wie umfassend ist der Dienst des Herrn Jesus für die Seinen!

Die Ordnung des Priestertums des Herrn Jesus

Nachdem wir die Tätigkeiten des Herrn Jesus als Hoherpriester angeschaut haben, wollen wir noch der Gedankenführung des Heiligen Geistes im Hebräerbrief nachgehen, in dem uns die Erhabenheit des Herrn Jesus über Aaron, den ersten Hohenpriester überhaupt, gezeigt wird.

Die Ordnung Aarons

Aaron war der Hohepriester für das irdische Volk Gottes. Er begleitete das Volk auf der Reise durch die Wüste und nach ihm folgten seine Söhne und deren Nachkommen im Amt des Hohenpriesters. Sein Priestertum entsprach einer göttlichen Ordnung und ein Aspekt dieser Ordnung ist, dass nur Söhne Aarons, die zu dem Stamm Levi gehörten, Priester nach ihm werden konnten.

Nun ist es offensichtlich, dass der Herr Jesus als Mensch auf diese Erde nicht aus dem Stamm Levi, sondern aus Juda kam. Er konnte also gar nicht Hoherpriester nach der Ordnung Aarons werden. Diesen Punkt führt der Hebräerbrief weiter aus, um uns zu zeigen, dass der Herr Jesus weit erhaben ist über Aaron. Er ist nämlich Priester nach einer viel höheren Ordnung, nach der Ordnung Melchisedeks.

Die Ordnung Melchisedeks

Melchisedek, der in 1. Mose 14 unvermittelt in Erscheinung tritt und genauso unvermittelt wieder abtritt, war König von Salem und zugleich Priester Gottes, des Höchsten. In der Ordnung seines Priestertums sind also Königtum und Priestertum vereint. So ist es auch bei dem Herrn Jesus. Er wird einmal Priester sein auf seinem Thron, d.h. König und Priester in einer Person (Sach 6,13). Es ist offensichtlich, dass diese Ordnung eine höhere Ordnung ist als diejenige Aarons.

Der Herr Jesus ist jetzt schon Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks. Als solcher wurde Er von Gott begrüßt und angeredet, als Er nach vollbrachtem Werk zurückkehrte in den Himmel (Heb 5,5.10). So lange die Seinen noch auf der Erde sind, übt Er seinen Priesterdienst jedoch noch nach der Art und Weise Aarons aus. Das haben wir in diesem Artikel kurz besehen. Doch wenn Er die Seinen völlig errettet haben wird, wenn Er sie zu sich geholt hat in die Herrlichkeit des Himmels, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Er als König und Priester sichtbar in Erscheinung tritt. Dann übt Er sein Priestertum auch nach der Art und Weise Melchisedeks aus. Er wird den ganzen Segen Gottes zu den Menschen bringen und ihre Ehrerbietung und Huldigung entgegennehmen.

Um wie viel größer ist Er als Aaron! Die Ordnung Seines Priestertums ist weit erhaben über diejenige des Priestertums von Aaron. Sein Werk ist einmalig und vollkommen, Er hat eine ewige Erlösung erfunden und muss nicht immer wieder neu Opfer bringen, wie Aaron. Auch musste Er niemals für sich selbst Opfer bringen, was bei Aaron, der selbst ein sündiger Mensch war, immer wieder geschehen musste. Der Herr Jesus hat sich selbst als Opfer dargebracht, was für Aaron niemals möglich war. Und unser Hoherpriester ist nicht durch den Tod verhindert, zu bleiben. Nein – Er lebt für immer und verwendet sich für uns. Das gibt uns Sicherheit und tiefen Frieden.

Dankbar blicken wir auf Ihn, unseren Hohenpriester und rufen voller Anbetung aus: Wie groß bist Du!

Ch. Rosenthal

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2013, Heft 10, Seite 296

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