Erschütterungen – „Noch einmal“

„Noch einmal werde ich nicht allein die Erde erbeben lassen, sondern auch den Himmel“ (Heb 12,26).

Mit diesen Worten gibt der Schreiber des Hebräerbriefes eine Weissagung des Propheten Haggai frei wieder. Er zitiert sie, um die Betonung auf das Wort „noch einmal“ zu legen. Lasst uns das gut beachten! „Noch einmal“ – es wird dies dann die letzte Erschütterung sein, weil keine weitere stattfinden wird. Es wird ein Akt Gottes sein; und daher erklärt der nächste Vers des Kapitels: „Aber das ‚noch einmal‘ deutet die Verwandlung der Dinge an, die erschüttert werden als solche, die gemacht sind, damit die, die nicht erschüttert werden, bleiben.“ So wissen wir, was das Ende all der Dinge sein wird, die von der Sünde ausgehöhlt sind; und wir müssen nicht überrascht sein, wenn es heute Erschütterungen gibt.

Wenn ein Erdbeben einen Teil der Erdoberfläche erschüttert, dann geschieht das meist wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ohne die leiseste Warnung bricht die Katastrophe herein und Menschen werden von den beängstigenden Erdstößen zu Boden geworfen. Danach gibt es noch wochen- und monatelange Nachbeben kleineren Ausmaßes. Die großen Verschiebungen sind zwar vorbei, doch bevor die Erde ihre neue Position erreicht hat, gibt es noch zahlreiche kleinere Stöße. So läuft es bei den geschaffenen Dingen – doch Gottes Handeln mit den Menschen scheint genau umgekehrt zu sein.

Als Gott zum Beispiel Ägypten durch den Tod der Erstgeborenen erschütterte, kündigte Er die Ankunft dieser gewaltigen Plage durch die neun vorhergehenden Plagen an. Es waren warnende Gerichte, die tendenziell an Schwere zunahmen. Schließlich kam der große Schock, als Gott selbst durch den Engel des Todes im Gericht auf die Erde kam.

So wird es noch einmal geschehen, jedoch in einem gewaltigeren Ausmaß. Die Offenbarung sagt Erschütterungen voraus, die an Intensität zunehmen werden, bis sie die Himmel und die Erde erreichen und dann in die herrliche Erscheinung des Herrn Jesus im Gericht einmünden.

Doch vielleicht fragen wir uns, warum die Himmel genauso erschüttert werden wie die Erde, die voller Sünde ist. Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig. Die Himmel sind der Sitz der Macht Satans. Satan wird „Fürst der Gewalt der Luft“ genannt (Eph 2,2), und ihm sind „Fürstentümer“ und „Gewalten“ unterstellt, „die Weltbeherrscher dieser Finsternis“ und „die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12). Die bösen Dinge, die die Erde erfüllen, werden in hohem Maß von dem Sitz Satans in den Himmeln aus gesteuert. Gott wird im Gericht nicht nur mit der Sünde und dem Bösen handeln, welche die Erde erfüllen, sondern auch mit den satanischen Mächten im Himmel, von wo aus alles gesteuert wird.

In der Offenbarung lesen wir ab Kapitel 6, dass die göttliche Hand beginnt, die Dinge auf der Erde zu erschüttern. Und bei Kapitel 12 angekommen, sehen wir, dass die Himmel erschüttert werden – Satan wird enteignet und auf die Erde geworfen. Dann erreicht diese letzte Erschütterung durch die Hand Gottes ihre Vollendung in Offenbarung 19.

Es ist offensichtlich, dass die Situation der Menschen gegenwärtig sehr unsicher ist. Gab es je eine Zeit in der Geschichte der Welt, in der der Geist der Selbstbehauptung, der Unruhe und der Empörung in jeder Ecke der Erde so an der Tagesordnung war? Diese „Erdstöße“ werden immer ausgeprägter. Nationen, Regierungen, Organisationen, ja das ganze Weltsystem ist wie ein Gebäude geworden, das hässliche Risse und Brüche zeigt und, wie wir wissen, dass es auf die letzte Erschütterung wartet – „noch einmal“.

Müssen Christen deswegen alarmiert und niedergeschlagen sein? Überhaupt nicht! Sie empfangen ein „unerschütterliches Reich“, wie Vers 28 unseres Kapitels sagt. Dem sorgfältigen Leser des ganzen Briefes werden die häufig vorkommenden Adjektive nicht entgangen sein: „ewiges Heil“ – „zwei unveränderliche Dinge“ – „ein unveränderliches Priestertum“ – „ewige Erlösung“ – „bleibende Habe“ – „ewiger Bund“. Im Glauben sind wir bereits in den Bereich herrlicher Tatsachen gekommen, wie die Verse 22 bis 24 dieses zwölften Kapitels zeigen. In Kapitel 11 wird der Glaube sehr betont, weil wir diese bleibenden Tatsachen in der gegenwärtigen Zeit nur durch Glauben wirklich erfassen können.

Was soll aber dann unsere Aufgabe sein, die wir ja mitten in dieser unsicheren Welt leben? Der Schluss unseres Kapitels zeigt, dass wir „Gott wohlgefällig dienen“ sollen, „mit Frömmigkeit und Furcht“. Damit unser Dienst angenommen werden kann, muss er mit dem offenbarten Willen und Gedanken Gottes für die gegenwärtige Zeit übereinstimmen. Wir sind nicht dazu ausgesandt, das zerbröckelnde Weltsystem aufzufangen, denn Gott wird als das „verzehrende Feuer“ zu Seiner Zeit im Gericht damit handeln. Gottes ausdrücklicher Vorsatz für diese Zeit ist es, „aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen“ (Apg 15,14). Sein Vorsatz umfasst außerdem die „Vollendung der Heiligen, … das Werk des Dienstes, … die Auferbauung des Leibes des Christus“ (Eph 4,12).

Möge Gott uns alle dazu bewegen, dass wir Ihm wohlgefällig dienen, mit Frömmigkeit und Furcht, während wir uns noch inmitten dieser vorläufigen Erschütterungen befinden, die diese gegenwärtige böse Welt prägen.

F.B. Hole

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2015, Heft 6