Dienst / Nachfolge

Von Christus reden

Ich will aber, dass ihr wisst, Brüder, dass meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums geraten sind, so dass meine Fesseln in Christus offenbar geworden sind in dem ganzen Prätorium und allen anderen, und dass die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Fesseln, viel mehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht. Einige zwar predigen den Christus auch aus Neid und Streit, einige aber auch aus gutem Willen; diese aus Liebe, da sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums gesetzt bin; jene verkündigen den Christus aus Streitsucht, nicht lauter, wobei sie meinen Fesseln Trübsal zu erwecken gedenken.

Philipper 1,12-17

Als der Apostel Paulus den Brief an die Philipper schrieb, war er in Gefangenschaft in Rom. Die äußeren Umstände und seine Fesseln waren mit Sicherheit nicht dazu angetan, sich zu freuen. Dennoch nahm er alles aus der Hand seines Herrn und fand selbst in widrigen Umständen Gründe zu innerer Freude.

Einer dieser Gründe zur Freude war die Tatsache, dass andere Brüder in seine Fußspuren traten und nun das Evangelium verkündigten. Ihm selbst war es nicht mehr möglich, seinen Dienst öffentlich zu tun. Umso mehr fand er Freude an denen, die nun seinen Platz einnahmen. Nur so verstehen wir, dass er schreibt, dass seine Haft der „Förderung des Evangeliums“ diente. Christus wurde verkündigt, und darüber freute er sich sehr.

Es handelte sich um Brüder, die „im Herrn Vertrauen gewonnen“ hatten und jetzt die Bereitschaft zeigten, die entstandene Lücke zu schließen. Sie verkündigten Christus und waren darin Nachfolger des Apostels. Bis heute gilt es immer wieder Lücken zu schließen. Die Ursachen für diese entstehenden Lücken mögen unterschiedlich sein. Wichtiger ist ohnehin die Frage, ob wir bereit sind, solche Lücken zu schließen und uns im Dienst für den Herrn zur Verfügung zu stellen. Diese Frage stellt sich besonders jüngeren Lesern, aber auch ältere sind angesprochen. Wir brauchen dabei nicht nur an die öffentliche Verkündigung des Wortes zu denken, sondern an jedes Zeugnis, das wir für Ihn ablegen, an jeden Dienst, den wir für Ihn tun dürfen.

In den zitierten Versen gibt Paulus uns drei Kennzeichen der Brüder an die Hand, die nun bereit waren, in den Dienst zu treten. Diese Kennzeichen dürfen wir auf uns anwenden und uns fragen, inwieweit wir ihnen entsprechen oder nicht. Paulus spricht erstens von der Grundlage ihrer Botschaft, er spricht zweitens von dem Inhalt ihrer Botschaft und er spricht drittens von dem Motiv, durch das sie geleitet wurden. Die Grundlage war das Wort Gottes, der Inhalt war Christus und das Motiv war die Liebe.

1. Die Grundlage: Das Wort Gottes

Paulus sagt: Sie erkühnen sich, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht (V. 14). Die Grundlage ihrer Botschaft und ihres Dienstes war das Wort Gottes. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Wort Gottes allein, bestehend aus Altem und Neuem Testament, muss die Grundlage jeder Verkündigung sein. Wenn diese Basis nicht gegeben ist, stimmt eine wesentliche Grundvoraussetzung nicht. Ein Blick in die Christenheit macht klar, dass heute viel gebracht wird, das mit dem Wort Gottes gar nichts oder wenig zu tun hat. Wir müssen uns nicht wundern, wenn es wenig Frucht gibt. Predigten, die nicht ein einziges Bibelwort enthalten, mögen interessant sein und den Intellekt ansprechen. Wirklichen geistlichen Nährwert haben sie nicht.

Beispielhafte Predigten finden wir in der Apostelgeschichte. Sowohl die großen Reden des Apostels Petrus als auch die Verkündigung durch Paulus hatten immer das Wort Gottes als Basis. Denken wir kurz an die erste christliche Rede überhaupt (Apg 2,14-36). Sie besteht aus drei Teilen, und jeder Teil endet mit einem Zitat aus dem Alten Testament. So sollte es bis heute sein: Das, was wir sagen, sollte auf das Wort Gottes gegründet sein. Es geht nicht um unsere eigene Meinung und um das, was wir denken und für richtig halten, sondern es geht um das, was Gottes Wort sagt. Daran sollten wir immer denken. Das nimmt nichts davon weg, dass wir aktuelle und verständliche Beispiele und Illustrationen gebrauchen oder das aktuelle Zeitgeschehen als Aufhänger benutzen. Das können wir selbstverständlich tun, aber wichtig ist, dass wir die richtige Grundlage haben.

Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile, und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so nützt es mir nichts.

1. Korinther 13,3

Wir sollten Gottes Wort predigen.

2. Der Inhalt: Christus

Paulus sagt: Sie predigen Christus (V. 15). Das war damals der Inhalt der Botschaft und das muss es bis heute sein. Es geht um die einzigartige Person des Herrn Jesus, der jetzt zur Rechten Gottes verherrlicht ist. Wenn Er unser Herz ausfüllt, werden wir auch von Ihm reden und zeugen. Wovon das Herz voll ist, wird der Mund überfließen. Wenn wir noch einmal an die besondere Rede von Petrus in Apostelgeschichte 2 denken, dann wird völlig klar, wie sehr Petrus von dem einen spricht, von dem er durchdrungen war, von seinem Herrn.

Die Botschaft, die wir zu bringen haben, konzentriert sich letztlich auf diese eine Person. Wir bringen keine trockene Theorie oder Lehre, wir bringen keine interessanten Erkenntnisse und Einsichten, sondern wir predigen Ihn, eine lebendige Person. Er muss der Mittelpunkt jedes Dienstes sein, sei es im Evangelium, sei es an Gläubigen. Wenn das nicht so ist, wird das, was wir zu sagen haben, leicht zu einer toten Sache, die andere nicht mehr anspricht. Auch der Diener selbst wird verschwinden, wenn er Christus vor die Herzen bringt. Wir wollen weniger von uns, unseren Erfahrungen und vermeintlichen Einsichten reden, sondern vielmehr von unserem Herrn und Heiland. Wenn die Herzen derer, mit denen wir zu tun haben, brennend werden sollen, dann geht das nur, wenn Christus der Mittelpunkt dessen ist, was wir zu sagen haben.

Das gilt umso mehr, wenn wir mit Problemen und Schwierigkeiten zu tun haben. Der Schlüssel für die Lösung jedes Problems – auch unter Gläubigen – ist Christus. Der Schlüssel zur Bewahrung vor Gefahren ist niemand anders als Er.

Wir sollten Christus predigen.

3. Das Motiv: Die Liebe

Paulus sagt klar und deutlich: Sie tun es aus Liebe (V. 16). Es gab leider andere, die Christus aus falschen Beweggründen heraus verkündigten. Sie hatten zwar das Wort Gottes als Grundlage, sie redeten auch von Christus, aber ihre Beweggründe waren nicht lauter. Ihre Motive waren schlecht. Paulus schreibt: „Einige zwar predigen den Christus auch aus Neid und Streit … jene verkündigen den Christus aus Streitsucht, nicht lauter.“ Es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern auch wie und warum wir es tun. Die Beweggründe und Motive sind nicht ohne Bedeutung. Wir wollen uns prüfen, ob wir wirklich von der Liebe durchdrungen sind, oder ob es andere Motivatoren in unserem Leben gibt. Wie leicht können wir neidisch werden auf andere Diener des Herrn und uns dadurch veranlasst sehen, selbst aktiv zu werden. So sollte es nicht sein.

In 2. Korinther 5,14 schreibt Paulus: „Denn die Liebe des Christus drängt uns“. Es ist die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist und die uns treiben sollte. Es ist die Liebe zu unserem Herrn, durch die wir uns motivieren lassen wollen. Es ist die Liebe zu den Verlorenen, die uns immer wieder drängt, ihnen die Botschaft vom Kreuz zu sagen. Es ist die Liebe zu unseren Glaubensgeschwistern, die uns zu jedem Dienst veranlassen sollte. In 1. Korinther 13 macht Paulus deutlich, dass ein Dienst ohne Liebe für uns selbst keinen Wert hat.

Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, werden in den meisten Fällen sehr bald merken, welche Motive uns im Dienst leiten. Aber noch mehr sieht es der Herr. Ihm können wir gar nichts vormachen.

Die Liebe ist nicht alles. Aber ohne Liebe ist alles nichts.

Das Beispiel derer, von denen Paulus damals den Philippern schrieb, soll uns bis heute anspornen, es ebenso zu machen. Nehmen wir Gottes Wort als Grundlage jedes Zeugnisses und Dienstes, reden wir von Christus und lassen wir uns von der Liebe motivieren. Dann wird Gott unser Zeugnis und unseren Dienst segnen können und der Name des Herrn Jesus wird verherrlicht werden.

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2016, Heft 2, Seite 17

Bibelstellen: Philippper 1,12-17

Stichwörter: Förderung des Evangeliums, predigen, Streitsucht