Bibelauslegung

Das Fest des Posaunenhalls

Nach dem Fest der Wochen im dritten Monat folgten im siebten Monat des religiösen Jahres Israels drei weitere Feste des HERRN: das Fest des Posaunenhalls, der große Versöhnungstag und das Fest der Laubhütten. Das Fest des Posaunenhalls fand am ersten Tag des siebten Monats statt und sollte zur „Ruhe sein, ein Gedächtnis des Posaunenhalls, eine heilige Versammlung“. An diesem Tag war es nicht erlaubt, Dienstarbeit zu tun; stattdessen sollte ein Feueropfer dargebracht werden. Dieses Opfer wird ausführlich in 4. Mose 29,1-6 beschrieben.

Die Tatsache, dass Gott erneut zu Mose redete, deutet an, dass damit ein neues Thema eingeführt wird. Während die vorausgehenden Feste prophetisch auf Ereignisse hinweisen, die aus unserer Sicht in der Vergangenheit stattfanden, weisen die jetzt folgenden Feste im siebten Monat auf noch zukünftige Ereignisse hin. In der langen festlosen Zeit, die auf das Fest der Wochen folgte und zudem von nicht genau festgelegter Dauer war, erkennen wir zweifellos ein Vorausbild unserer gegenwärtigen Zeit der Gnade, in der Israel als Volk beiseite gesetzt ist.

Das Fest des Posaunenhalls fand am ersten Tag des siebten Monats des religiösen Jahres statt. Dieser Tag (der zugleich der erste Tag des bürgerlichen Jahres ist) weist auf einen gewissen Neuanfang hin. Es war nicht der erste Monat – der Monat, in dem Gott sein Volk aus Ägypten herausgeführt hatte (vgl. 2. Mo 12,2), sondern der siebte Monat – ein zweiter Neuanfang. Gott will nach einer längeren Zeit des Schweigens wieder zu seinem irdischen Volk sprechen, was durch das Blasen der Posaune angedeutet wird („ein Gedächtnis des Posaunenhalls“). Doch um das Reden Gottes zu vernehmen, musste das Volk zur Ruhe kommen („soll euch Ruhe sein“).

Wenn in Israel die Trompete geblasen wurde, war das ein wichtiges Signal: Das ganze Volk sollte sich versammeln oder aufbrechen (vgl. 4. Mo 10,1-10). Prophetisch weist es darauf hin, dass das Volk Israel nach vielen Jahrhunderten des Unglaubens und der Verblendung wiederaufleben und wiederhergestellt werden wird. Wenn die Zeit der Gnade nach der Entrückung einmal zu ihrem Ende gekommen sein wird, wird Gott wieder mit seinem irdischen Volk anknüpfen (vgl. Röm 11,25). Er wird sein Volk sammeln, es gleichsam durch Posaunen zusammenrufen und in das Land Israel zurückführen. Grundlage dafür ist das ein für alle Mal geschehene Opfer des Herrn Jesus („Feueropfer“, vgl. 4. Mo 29,1-6).

Der Prophet Jesaja beschreibt diese Zeit der Zurückführung und Wiederherstellung Israels an mehreren Stellen: „Er wird den Nationen ein Banner erheben und die Vertriebenen Israels [die zehn Stämme] zusammenbringen, und die Zerstreuten Judas [die zwei Stämme] wird er sammeln von den vier Enden der Erde“ (Jes 11,12). Und in Jesaja 27,13 lesen wir: „Es wird geschehen an jenem Tag, da wird in eine große Posaune gestoßen werden, und die Verlorenen im Land Assyrien und die Vertriebenen im Land Ägypten werden kommen und den HERRN anbeten auf dem heiligen Berg in Jerusalem“ (vgl. auch Sach 10,8). Diese Stellen zeigen deutlich, dass Gott selbst einmal sein ganzes Volk sammeln und in ihr Land zurückführen wird. Sie werden zu dem Herrn, ihrem Gott, rufen, und Er wird an sie denken und sie von ihren Feinden erretten. An jenem Tag wird von allen gesehen werden, dass der Herr ihr Gott ist (vgl. 4. Mo 10,9.10).

Zweifellos wirft dieses zukünftige Ereignis bereits heute seine Schatten voraus. Ist es nicht bemerkenswert, dass die Juden in den vergangenen Jahrzehnten in großen Scharen in ihr Land zurückgekehrt sind – wenn auch im Unglauben (vgl. Jes 18; Hes 37)? Die heutige Rückkehr der Juden unter der Vorsehung Gottes ist ein beredtes Zeugnis davon, dass das bedeutsame Fest des Posaunenhalls sich bald erfüllen wird.

Daniel Melui

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2018, Heft 9, Seite 23

Bibelstellen: 4. Mose 29,1-6

Stichwörter: Fest, Posaunenhall, siebter Monat