Gott / Jesus Christus

Die Herrlichkeit seines Schweigens

Der Herr Jesus redete mit großer Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten (Mk 1,22). Über seine Lippen war Holdseligkeit ausgegossen (Ps 45,3). Das ganze Volk hing an seinem Mund (Lk 19,48). Selbst die Diener der Hohenpriester und der Pharisäer mussten bezeugen, dass niemals ein Mensch so geredet hatte wie Er (Joh 7,46).

Doch nicht nur seine Worte waren einzigartig, sondern auch sein Schweigen. Der Prophet Jesaja zeugte von Ihm: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“ (Jes 53,7).

Als der Herr Jesus vor Gericht mit ungeheuerlichen Anklagen überhäuft wurde, schwieg Er. Zur großen Verwunderung von Pilatus blieb Er auch stumm, nachdem der Statthalter ihn aufgefordert hatte, Stellung zu beziehen (Mt 27,12-14). Und Er protestierte nicht in all den Misshandlungen während der Gerichtssitzungen und nach seiner Verurteilung.

Wie heftig wehrt sich normalerweise ein Mensch, wenn er boshaft beschuldigt und ungerecht behandelt wird! Wie sehr bäumt er sich auf, wenn er den Tod vor Augen hat und Qualen ausstehen muss! Doch der Herr Jesus war wie ein Lamm, das still zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das die schmerzhafte Prozedur einer Schur willig über sich ergehen lässt.

Wie konnte Jesus ruhig bleiben angesichts der schreienden Ungerechtigkeit? Er konnte es tun, weil Er sich unter den Willen seines Vaters „beugte“ und sich dem übergab, der gerecht richtet (1. Pet 2,23). Durch sein heiliges Schweigen legte Er ein beredtes Zeugnis von seiner Demut und Ergebenheit ab.

Zu Recht können wir sagen: Niemals hat ein Mensch so geschwiegen wie dieser Mensch! Und diese Herrlichkeit seines Schweigens füllt unser Herz und unseren Mund mit Anbetung.

 

Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, antwortete er nichts. Da spricht Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie vieles sie gegen dich vorbringen? Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so dass der Statthalter sich sehr verwunderte.
Matthäus 27,12-14

Ich aber, wie ein Tauber, höre nicht und bin wie ein Stummer, der seinen Mund nicht öffnet. Und ich bin wie ein Mann, der nicht hört und in dessen Mund keine Gegenreden sind.

Psalm 38,14.15

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2021, Heft 3, Seite 29

Bibelstellen: Markus 1,22; Psalm 45,3; Lukas 19,48; Johannes 7,46; Matthäus 27,12-14; u. a.;

Stichwörter: reden, schweigen, stumm, Vollmacht, Worte