Glaubensleben

Drei umfassende Appelle

Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe. Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,4-7).

In diesen Versen spricht der Apostel Paulus drei umfassende Appelle aus, die auf unsere tägliche Glaubenspraxis abzielen. Er lässt dabei keinen Schlupfwinkel für Halbheiten und keinen Raum für eigene Vorstellungen.

Erstens redet der Apostel davon, dass wir uns allezeit freuen sollen. Kein einziger Tag unseres Lebens soll zu Ende gehen, ohne dass wir uns gefreut haben. Doch ist das überhaupt möglich? Die Welt übt Druck auf uns aus, unter den Gläubigen gibt es Reibereien und beschämenden Egoismus (vgl. Phil 1,28-30; 2,2.20). Krankheiten machen manchen sehr zu schaffen (vgl. Phil 2,26.27). Doch Paulus zeigt die unversiegbare Quelle der Freude: Es ist der Herr. Da Jesus immer derselbe ist, in all seiner Vollkommenheit und in all seiner Herrlichkeit, können wir uns auch allezeit in Ihm freuen. Wenn wir auf Ihn blicken, werden wir erheitert und unsere Angesichter werden nicht beschämt (Ps 34,6). Die Freude in Ihm ist, gerade inmitten von Problemen, derart wichtig für unser Glaubensleben, dass Paulus hinterher schiebt: „Wiederum will ich sagen: Freut euch!“

Zweitens spricht der Apostel davon, dass wir unsere Milde oder unsere Nachgiebigkeit allen Menschen gegenüber zeigen sollen. Sind wir nicht leicht geneigt, Ausnahmen zu machen und unsere härtere Gangart damit zu legitimieren, dass manche Leute besonders „verdreht und verkehrt“ sind? Aber das Wort Gottes ist kompromisslos: Wenn es um unsere eigenen Rechte, Ehre und Besitz geht, sollten wir nachgiebig sein. Um das auszuleben, brauchen wir mehr als ein paar gute Vorsätze; auch eine Veranlagung zur Sanftmut (wenn wir sie denn haben sollten) reicht nicht aus. Wir benötigen eine starke Motivation. Und das ist das baldige Kommen unseres Herrn. Wenn Er uns zu sich entrückt, wird alles Irdische mit einem Schlag für uns bedeutungslos sein und wir werden für immer in unsere ewige Heimat einziehen. Wozu sollen wir um etwas kämpfen, was wir bald loslassen werden? „Der Herr ist nahe!“

Drittens sollen wir um nichts besorgt sein. Nichts soll uns bedrücken oder unsere Herzen quälen. Doch wie kann das wahr werden, wenn man von tausend Problemen bedrängt wird und viele schwierige Aufgaben erledigt werden müssen? Paulus legt uns auch hier den Schlüssel in die Hand, indem er schreibt: „In allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“ Aus allem, was uns belasten und bedrohen will, machen wir ein Gebet zu unserem Gott. So kann sich die Sorge nicht in unser Herz hineinfressen, sondern etwas ganz anderes verschafft sich Raum: der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt. Kein Mensch kann diesen göttlichen Frieden erklären, analysieren oder herbeireden. Aber erfahren wird ihn jeder, der vertrauensvoll zu Gott betet oder fleht. Dieser Friede bewahrt unsere Gefühls- und Gedankenwelt, damit wir nicht hineingezogen werden in Verbitterung und Verzweiflung.

Darauf kommt es in unserem Glaubensleben an: Allezeit Freude haben, allen Menschen gegenüber Milde zeigen und von keiner Sorge beschwert werden. Wenn das jemand verwirklichte, der in einem Kerker saß, der viel Unrecht von Menschen erlitten hat und der sich tausend Gedanken um die Ausbreitung des Evangeliums und um die Versammlungen machte – sollte es dann nicht auch bei uns möglich sein? Möge der Herr uns allen diese Gnade schenken!

 

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 4, Seite 3

Bibelstellen: Philipper 1,28-30; 2,2.20.26.27; 4,4-7; Psalm 34,6;

Stichwörter: allezeit, Flehen, freuen, Friede, Gebet, Glaube, Milde