Ermutigung

Mauern überspringen

„Denn mit dir werde ich gegen eine Schar anrennen, und mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen“ (Ps 18,30).

Der Psalmdichter David spricht hier aus eigener Erfahrung. Er schrieb diesen Psalm, „an dem Tag, als der HERR ihn errettet hatte aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls“ (V. 1). Damit macht er jedem Mut, der diese Aussage liest. Denn im Leben des Gläubigen läuft nicht alles glatt. Manchmal sind es Menschen, die uns entgegen sind („eine Schar“), manchmal sind es Umstände, die uns unüberwindlich erscheinen („eine Mauer“). Wie gehen wir damit um? David bringt in beiden Fällen Gott mit hinein: „Mit Ihm“ wollte er gegen eine Schar anrennen und „mit seinem Gott“ eine Mauer überspringen.

Mir geht es im Folgenden besonders um die Mauern, die wir mit Gott überspringen können. Mauern sind Hindernisse, die sich vor uns aufbauen und die wir allein nicht überwinden können. Der Weg ist blockiert und es geht nicht weiter. Es geht um Lebenssituationen, in denen wir nicht weiterkommen und keinen Weg (keinen Ausweg) sehen. Solche Situationen kennen wir im persönlichen, beruflichen und privaten Umfeld, wir kennen sie auch im Miteinander der Glaubensgeschwister.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit solchen Mauern umzugehen:

  • Wir könnten versuchen, die Mauer einzureißen. Das wird uns in der Regel nicht gelingen und wäre auch keine Lösung. Diese Mauern sind meistens hoch und dick und wenn wir sie einreißen, verursachen wir andere – oft nicht reparable – Schäden.
  • Wir könnten versuchen, mit dem „Kopf durch die Wand“ zu gehen. Auch das wäre keine gute Lösung, denn wir würden uns nur selbst schaden.
  • Wir könnten versuchen, mit eigener Kraft die Mauer zu überwinden. Schon bald stellen wir fest, dass dies nicht gelingt. Wir stürzen und erneut fügen wir uns selbst unnötig Schaden und Schmerzen zu.
  • Wir könnten versuchen, einen Umweg zu gehen, um auf diese Weise auf die andere Seite der Mauer zu gelangen. Doch wer garantiert uns, dass sich nicht neue Mauern erheben? Wenn Gott uns eine Mauer in den Weg stellt, ist es jedenfalls keine gute Idee, ihr einfach auszuweichen.
  • Schließlich könnten wir vor dem Hindernis resignieren und erst gar nicht versuchen, die Mauer zu überwinden. Wir knicken ein und unternehmen gar nichts.

Wie oft haben wir schon die eine oder andere Variante gewählt, wenn es Schwierigkeiten in unserem Leben gab. So unterschiedlich diese menschlichen Lösungsansätze sind, sie sind alle mit ein und demselben Fehler behaftet. Sie lassen Gott außen vor. Sie rechnen nicht mit dem, der uns hilft, Hindernisse zu überwinden. Ohne Gott enden wir in Rebellion oder Resignation.

David gibt uns die Lösung: „Mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen“. Es geht darum, Hindernisse mit Gottes Hilfe und in der Kraft Gottes zu überspringen.

Neutestamentlich liest sich das so: „Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37). Das schreibt Paulus, der ähnliche Erfahrungen wie David gemacht hat. Er kannte Situationen, in denen alles aussichtslos und ohne Perspektive schien – und es doch einen Ausweg gab: „In allem bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg“ (2. Kor 4,8). Das waren die Mauern, vor denen Paulus stand. Und doch spricht er vom Überwinden – und zwar durch den, der uns geliebt hat. Das ist Christus.

In Römer 8,34 schreibt Paulus davon, dass Christus gestorben ist, dass Er siegreich auferweckt wurde, dass Er jetzt zur Rechten Gottes ist und sich für uns verwendet. Und dann spricht er von der „Liebe des Christus“ und fragt, wer uns davon scheiden wird (V. 35). Die Antwort lautet: niemand. Keine „Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert“. In diesem Wissen und Vertrauen, dass unser Gott für uns ist und unser Herr uns liebt, können wir Hindernisse überwinden. In eigener Kraft ist das unmöglich. Mit unserem Herrn können wir es. Er ist bei uns (seine Gegenwart) und Er ist mit uns (seine Hilfe).

„Mit Gott werden wir Mächtiges tun“ (Ps 60,14; 108,14).

 

Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.

Römer 8,37

E.-A. Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2023, Heft 8, Seite 3

Bibelstellen: Psalm 18,1.30; 60,14; 108,14; 2. Korinther 4,8; Römer 8,34.37:

Stichwörter: Angst, Gott, Hilfe, mächtig, Mauer, Überwinden