Nationen als Erbteil
Am Ende seines langen, gottgeweihten Lebens hält Josua, der „Knecht des HERRN“, zwei Abschiedsreden (Jos 23 und 24). Die erste Rede ist adressiert die Verantwortlichen im Volk Israel (Jos 23,2), die zweite ist an ganz Israel gerichtet (Jos 24,1.2). Beide Reden sind Herzensansprachen an das Volk: Sie sollen dem Herrn, ihrem Gott, dienen und Ihn lieben. Gleichzeitig betont Josua immer wieder, dass Gott seinem Volk bis zu diesem Zeitpunkt wunderbar geholfen hat und weiterhin helfen wird, wenn es Ihm gehorsam ist (z. B. Jos 23,3.10).
In seiner ersten Abschiedsrede vor den Ältesten Israels benutzt Josua einen Ausdruck, der aufhorchen lässt: „Seht, ich habe euch diese übrigen Nationen durch das Los als Erbteil zufallen lassen, nach euren Stämmen, vom Jordan an (sowie alle Nationen, die ich ausgerottet habe) bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang“ (Jos 23,4). Wie kommt Josua zu der Aussage? Eigentlich hatte er ihnen doch nur Landteile als Erbteil per Los zugeteilt (vgl. 4. Mo 26,55.56; Jos 19,51). Warum spricht er hier von „Nationen“ und nicht von „Landstücken“?
Er drückt sich so aus, weil mit der Landvergabe gleichzeitig die Verheißung verbunden war, dass Gott auch die Nationen vertreiben würde, die das Land, das Er dem Volk Israel geben wollte, noch besaßen. So finden wir hier eine etwas verborgene, aber doch Mut machende Verheißung Gottes an sein Volk. Sie mussten selbst kämpfen, selbst die Energie und Zeit aufwenden, das verheißene und verloste Land in Besitz zu nehmen. Aber wenn sie das taten, würde Gott auch dafür sorgen, dass die Nationen das zugesicherte Erbteil freigeben würden. Folgerichtig dichtete Asaph in Psalm 78,55: „Und er vertrieb Nationen vor ihnen und verloste sie als Schnur des Erbteils und ließ die Stämme Israels in ihren Zelten wohnen.“
Was hat uns das heute zu sagen? Können wir diese wertvolle Verheißung nicht auch auf uns anwenden? Gott, unser Vater, hat uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet (Eph 1,3). Er möchte, dass wir diesen Segen kennen, für uns im Glauben in Anspruch nehmen, genießen und uns daran erfreuen. Auch wir müssen Zeit, Energie und Ausdauer aufwenden, um uns mit diesen geistlichen Segnungen zu beschäftigen und sie uns als Glaubensbesitz anzueignen.
Doch es gibt böse Mächte, die uns an dem Genuss der göttlichen Segnungen hindern möchten – zuallererst der Teufel selbst (Eph 6,10-12). Deshalb gibt es auch in unserem Leben Kampf.
Um diesen Kampf des Glaubens zu bestehen, sagt uns der Epheserbrief, die „ganze Waffenrüstung Gottes“ anzuziehen (Eph 6,13-20). Gleichzeitig dürfen wir wissen, dass wir auf der Seite des Siegers gegen schon besiegte Feinde kämpfen (vgl. Kol 2,15; Heb 2,14.15; Röm 16,20). Wenn wir uns ganz auf den Herrn verlassen und seinem Wort folgen, werden auch wir in diesem Kampf den Sieg erringen (Jak 4,7). Wie damals beim Volk Israel wird Er sich darum kümmern, dass die Feinde nicht den Sieg erringen, wenn wir Ihm und seinen Zusagen völlig vertrauen. Er schenkt uns nicht nur das Erbteil, sondern hilft uns auch bei allen Herausforderungen, es in Besitz zu nehmen.
Macht das nicht Mut?
Und er vertrieb Nationen vor ihnen und verloste sie als Schnur des Erbteils und ließ die Stämme Israels in ihren Zelten wohnen.Psalm 78,55


