Bibelauslegung

Der Geist überführt die Welt

Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater hingehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist (Joh 16,7-11).

Der Sachwalter, von dem der Herr Jesus in den oben zitierten Versen spricht, ist der Heilige Geist. Seitdem Er am Tag der Pfingsten herabgekommen ist, überführt Er die Welt von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.

Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.

Johannes 7,39

Überführen

Überführen bedeutet: Schuld nachweisen (vgl. Jak 2,9). Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Schuld eingesehen wird. Es geht vielmehr darum, jemand zu demaskieren. Dasselbe Wort im Grundtext, das in Johannes 16 mit „überführen“ wiedergegeben wird, kommt in Johannes 3,20 vor, wo wir lesen, dass durch das Licht die bösen Werke bloßgestellt werden. Durch den Heiligen Geist wird die Welt in ihrer Gesamtheit objektiv überführt. Ob Menschen durch den Geist dahin gebracht werden, ihre Sünde subjektiv anzuerkennen, steht auf einem anderen Blatt und wird in Johannes 16 nicht behandelt. Ebenso wenig wird gesagt, wie Er es tut.

Sünde der Welt

Die Tatsache, dass der Geist Gottes jetzt auf der Erde wohnt, macht klar: Christus wurde aus dieser Welt hinausgeworfen. Denn der Geist konnte erst kommen, nachdem der Herr Jesus in den Himmel zurückgekehrt war (Joh 7,39; 16,7). Und warum haben die Menschen Jesus Christus nicht gewollt? Ihn ans Kreuz genagelt und umgebracht? Weil sie nicht an Ihn geglaubt haben. Diese Sünde der Welt wird durch die Gegenwart des Geistes auf der Erde klargemacht.

Die Sünde der Welt ist erwiesen.

Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

1. Timotheus 3,16

Gerechtigkeit des Vaters

Der Geist macht aber auch die Gerechtigkeit Gottes deutlich. Die Menschen behandelten Jesus wie einen Schwerverbrecher und verurteilten ihn zum Tod. Doch Gott rechtfertigte Jesus, der vollkommen zu seiner Ehre auf der Erde gelebt hatte, und weckte Ihn aus den Toten auf (1. Tim 3,16). Die Welt hat den Heiland in Ungerechtigkeit verworfen, aber der Vater ehrte Ihn und gab Ihm in Gerechtigkeit einen Platz im Himmel. Und nachdem der Herr in den Himmel gegangen ist, wurde der Geist auf die Erde gesandt. Die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf der Erde beweist also, dass Gott, der Vater, gerecht war, als Er seinen Sohn, der ihn vollkommen geehrt hatte, zu sich in den Himmel erhob.

Die Gerechtigkeit des Vaters hat sich gezeigt.

Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.

Johannes 12,31

Gericht über den Fürsten der Welt

Wenn die Welt unter der Anleitung des Teufels den verworfen hat, der nun im Himmel ist, weil die Gerechtigkeit Gottes das erforderte – was hat der Teufel und was haben seine Vasallen zu erwarten? Es muss sie das gerechte Gericht Gottes treffen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Gericht vollzogen wird. Das Urteil steht fest. Der Fürst dieser Welt ist gerichtet, und die Welt ist es auch (Joh 12,31).

Die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf der Erde macht klar, dass Christus den höchsten Platz in der Herrlichkeit einnimmt und dass das Gericht über den Teufel und seine Anhänger ausgesprochen ist.

Das Gericht über den Teufel ist ausgesprochen.

Der Sachwalter, der Heilige Geist, rückt alles ins rechte Licht. Durch Ihn sehen wir die Welt, wie sie wirklich ist. Das Zeugnis des Geistes richtet sich gegen die Welt, die von Gott verurteilt ist, aber wir Gläubigen werden durch dieses Zeugnis zu unserem Nutzen belehrt. Wir erkennen, wie notwendig es ist, sich konsequent von der Welt abzusondern, um ganz für den zu leben, der jetzt verherrlicht im Himmel ist.

Zusammenfassung:

Nachdem der Herr Jesus im Himmel verherrlicht war, kam am Tag der Pfingsten Gottes Geist auf die Erde herab. Dadurch, dass der Geist nun hier wohnt, wird der wahre Charakter der Welt entlarvt. Die Sünde der Welt ist erwiesen, denn sie hat nicht an Jesus Christus geglaubt, sondern ihn hinausgeworfen. Die Gerechtigkeit des Vaters wird deutlich, denn Er hat seinen Sohn, der abgelehnt wurde, in den Himmel aufgenommen. Und offenkundig ist das Gericht über den Fürst der Welt, der die Menschen angestachelt hat, den zu töten, der jetzt verherrlicht im Himmel ist.

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2016, Heft 11, Seite 20

Bibelstellen: Johannes 16, 7-11

Stichwörter: Geist, überführen, Welt