Dienst / Nachfolge

Führung auf der Reise – die Wolkensäule

40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, ehe es das Ziel – das verheißene Land Kanaan – erreichte. Es war keine einfache Reise. Doch Gott sorgte in seiner Gnade auf wunderbare Weise für sein Volk. Er gab ihm Wegweisung und Führung durch eine Wolkensäule, die das Volk auf seiner ganzen Wanderung begleitete.

Als Glaubende, die heute zum himmlischen Volk Gottes gehören, befinden wir uns auch auf einer Reise. Es ist die Reise durch diese Welt, die für den Gläubigen eine Wüste ist. Doch wir sind auf dieser Reise nicht allein und nicht ohne Führer. Als der Herr seine Jünger auf seine Rückkehr in den Himmel vorbereitete, sagte Er ihnen: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch“ (Joh 14,18). Seine Rückkehr in den Himmel war der Anlass für das Herabkommen des Heiligen Geistes. Dieser wohnt jetzt in jedem Gläubigen (1. Kor 6,19) und in der Versammlung (1. Kor 3,19) und bleibt bei uns „in Ewigkeit“ (Joh 14,16). Sein Bestreben ist es, uns ein lebendiges Bewusstsein der Gegenwart des Herrn Jesus zu geben und uns auf der Reise zum himmlischen Ziel zu führen und zu begleiten.

Der Geist Gottes führt uns zum himmlischen Ziel.

Auf diesen Führer und die Art und Weise seiner Führung weist das alttestamentliche Bild der Wolkensäule hin, mit dem wir uns beschäftigen wollen.

Eine beständige Führung

Der Herr übernahm direkt zu Beginn der Reise die Führung des Volkes, indem Er in der Wolkensäule vor ihnen herzog. „Und sie brachen auf von Sukkot und lagerten in Etam, am Rand der Wüste. Und der Herr zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie auf dem Weg zu leiten, und in der Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen könnten. Am Tag wich nicht die Wolkensäule, und in der Nacht nicht die Feuersäule vor dem Volk“ (2. Mo 13,20-22). So begleitete die Säule das Volk permanent auf der ganzen Reise bis nach dem Land Kanaan. „So war es beständig“, heißt es in 4. Mose 9,16. In Nehemia 9,19 lesen wir: „Die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tag, um sie auf dem Weg zu leiten, noch die Feuersäule bei Nacht.“

Wie das Volk Israel damals, möchte der Geist Gottes uns heute in allen Situationen unseres Lebens führen.

Der Geist Gottes führt uns in allen Situationen.

Dazu benutzt Er vor allem das Wort Gottes, für das Er uns das Verständnis öffnet, damit es als „Leuchte für unseren Fuß und Licht für unseren Pfad“ dienen kann (vgl. Ps 119,105). Seine Leitung beschränkt sich nicht nur auf den Sonntag oder auf die Stunden des Zusammenkommens als Versammlung. Nein, Er will uns an jedem Tag und in allen Bereichen unseres Lebens führen. Es ist gerade ein Kennzeichen der Söhne Gottes, dass sie in ihrem Leben durch den Geist geleitet werden (Röm 8,14). Wir können wissen, dass Er in guten und schweren Tagen bei uns ist, auch wenn wir Ihn mit unseren natürlichen Augen nicht sehen.

Eine deutliche Führung

Für die Reise durch die unwegsame Wüste war zu jeder Zeit eine deutliche, gut erkennbare Führung nötig. Mit der Wolken- und Feuersäule sorgte Gott dafür. Sie war Tag und Nacht für die Israeliten klar sichtbar. Zudem erhellte sie nachts sogar durch ihren Schein die dunkle Wüste und sorgte so für das erforderliche Licht zum Wandern (2. Mo 13,21; Neh 9,12). Alles in allem muss es ein beeindruckendes Gebilde gewesen sein. Sogar die Bewohner Kanaans hatten schon während der Reise des Volkes davon gehört (vgl. 4. Mo 14,14).

Eine so gut erkennbare Führung wünschen wir uns vielleicht auch manchmal. Doch ist Gottes Führung heute weniger deutlich als damals bei seinem irdischen Volk? Wenn uns die Leitung des Geistes nicht immer so klar erkennbar ist, liegt das an uns. Manchmal sind es Sünden, die wir dem Herrn nicht bekannt haben, die unseren Blick trüben und den Geist Gottes in seiner Wirksamkeit hemmen. Manchmal sind wir auch gar nicht bereit, uns wirklich vom Geist führen zu lassen, zum Beispiel, wenn wir unsere eigenen Vorstellungen und Wünsche haben und nicht davon abrücken wollen. Daher wollen wir uns im Licht Gottes immer wieder prüfen und alles wegtun, was uns hindert, die deutliche Führung des Heiligen Geistes zu erkennen.

Der Geist Gottes führt uns deutlich.

Es kann allerdings auch sein, dass Gott uns warten lässt, um unseren Glauben zu prüfen. Dann wollen wir warten, bis Er uns Klarheit für den nächsten Schritt gibt.

Eine ermutigende und bewahrende Führung

Die Wolkensäule bedeutete für die Israeliten noch mehr: Sie war das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes in ihrer Mitte (vgl. 2. Mo 14,24; 16,10; 40,34.35). Jedes Mal, wenn ein Israelit zur Wolke blickte, wurde er an die Gegenwart des Herrn im Lager erinnert. Das gab ihm Mut und das Bewusstsein der Sicherheit. Wenn Feinde nahten, konnte er wissen: Wir stehen unter dem Schutz des Herrn, der in unserer Mitte ist. Das hatte das Volk schon ganz zu Beginn der Wüstenreise erfahren. Am Ufer des Schilfmeeres hatte sich die Wolkensäule schützend hinter das Volk gestellt und sie vor dem herannahenden Heer der Ägypter abgeschirmt (2. Mo 14,19.20). Der Blick auf die Wolke erinnerte den Israeliten zugleich daran, dass der Herr Tag und Nacht von jeder Einzelheit im Lager Kenntnis nahm. Das machte ihn vorsichtig in seinem Handeln.

Heute macht uns der in uns wohnende Geist Gottes die Gegenwart Gottes bewusst. Dieses Bewusstsein ist ein großer Segen.

Der Geist Gottes macht uns die Gegenwart Gottes bewusst.

Es gibt eine tiefe Freude und Ruhe in das Herz, auch dann, wenn die Umstände schwierig sind. Aber es bewahrt uns auch davor, unseren Herrn und Heiland durch Sünde zu betrüben. „Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,13). Das wollen wir stets bedenken.

Abhängigkeit und Gehorsam

Seitens des Volkes war für den Weg durch die Wüste völlige Abhängigkeit und Gehorsam nötig. Beständig mussten sie nach oben auf die Wolke sehen, um zu erkennen, wohin sie gehen sollten. Die Wolke regelte jede Bewegung der Israeliten und hielt sie in einer ständigen Reisebereitschaft. Die sehr ausführliche Beschreibung der Reaktion des Volkes auf die Bewegungen der Säule in 4. Mose 9,17-23 betont, wie wichtig Abhängigkeit und Gehorsam des Volkes waren. Wenn die Frage aufkam, wann und wo gelagert werden sollte, oder wann aufzubrechen war, ging es nicht nach den Wünschen des Volkes, sondern „nach dem Befehl des Herrn“ (V. 18.20.23). Bestimmt ging es einigen Israeliten manchmal zu langsam (V. 19) oder zu schnell (V. 20), aber sie lernten, auf den Herrn zu warten und ihm zu gehorchen. Bei allem Versagen, das das Volk während der Wüstenreise kennzeichnete, lesen wir doch an keiner Stelle davon, dass sie der Wolkensäule nicht gefolgt wären.

Auf den Herrn zu warten und Ihm im beständigen Gehorsam zu folgen, ist oft nicht einfach für uns. Doch es ist eine äußerst wichtige und sehr gesegnete Lektion in der Nachfolge des Herrn.

Der Geist Gottes erwartet Gehorsam und Abhängigkeit von uns.

Das vollkommene Beispiel ist der Herr Jesus selbst. Er ging seinen Weg über diese Erde in vollkommener Abhängigkeit von seinem Vater. Jede Handlung und jedes Wort kam aus seinem Gehorsam dem Vater gegenüber hervor. Seinem Beispiel, seinen Fußstapfen wollen wir nachfolgen.

Zusammenfassung:

Gott führte das Volk Israel durch die Wüste und brachte sie sicher in das Land Kanaan. Dazu zog Er beständig in der Wolken- und Feuersäule vor ihnen her. Aufgabe der Israeliten war es, den Blick auf die Wolke gerichtet zu halten und dieser gehorsam und abhängig zu folgen. Wir besitzen heute den Geist Gottes, der in uns wohnt. Er will uns in allen Lebensumständen Wegweisung geben, vor allem durch Gottes Wort, damit wir unseren Weg in Abhängigkeit und Gehorsam zur Ehre des Herrn gehen, bis wir die Heimat im Himmel erreicht haben.

Stefan Ulrich

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2016, Heft 5

Bibelstellen: 2. Mose 13,21.22; 4. Mose 9,15-23

Stichwörter: Wolkensäule, Wüstenreise