Ermutigung

Die Blume für den Meister

Ein Gärtner pflegt hingebungsvoll die Parkanlage eines wohlhabenden Mannes. Eines Morgens will er die Blumen in Augenschein nehmen, an denen er seine besondere Freude hat. Doch erschrocken stellt er fest, dass sie alle gepflückt worden sind. Entrüstet ruft er seine Helfer zum Rapport. Einer von ihnen antwortet ruhig: „Der Hausherr selbst kam heute Morgen in den Garten, pflückte die Blumen und nahm sie mit. Er war von ihrer Schönheit verzückt.“ Das Gesicht des Gärtners erhellt sich – natürlich darf sich der Besitzer jederzeit die schönsten Blumen in sein Haus holen.

Wenn ein blühendes Leben plötzlich zu Ende geht, sind das Entsetzen und die Trauer bei den Angehörigen groß. Es ist nichts mehr so, wie es vorher war. Die schöne Gemeinschaft mit der geliebten Person wird durch eine bedrückende Leere und einen immensen Schmerz abgelöst.

Doch Gläubige finden Trost darin, dass ihre Lieben nicht durch ein unpersönliches Schicksal aus dem Leben geschieden sind, sondern durch die Hand des Meisters – Kinder Gottes sterben im Grunde nicht an einer Krankheit oder an einem Unfall, sondern an dem guten Willen Gottes. Auch tröstet der Gedanke, dass die Seelen der Heimgerufenen in die unmittelbare Gegenwart des Herrn gebracht worden sind (Phil 1,23). Und wird der Herr Jesus mit ihnen im Paradies nicht eine freudevolle Gemeinschaft haben, wie sie auf der Erde gar nicht möglich ist?

Vor Jahren sprach mein Großvater liebevoll und traurig über einen Sohn, den er schon im Kindesalter abgeben musste. Doch plötzlich ging ein Lächeln über sein Gesicht und er sagte: „Ja, wir haben ihn lieb gehabt. Aber der Herr Jesus hat ihn noch mehr geliebt als wir. Und deshalb hat er ihn zu sich genommen.“ Dieser Gedanke tröstete ihn. Er wusste: Die „Blume“ war nicht einfach abgerissen worden, sondern sie war jetzt beim Herrn, zu seiner Freude.

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2017, Heft 4, Seite 30

Bibelstellen: Philipper 1,23

Stichwörter: Blume, Meister