Versammlung

Musikinstrumente im Gottesdienst

Was sagt die Schrift (neutestamentlich) zur instrumentalen Musikbegleitung im Gottesdienst, insbesondere der (sogenannten) „Anbetungsstunde“?E.M.

Lieber E.,

wollte man deine Frage kurz beantworten, könnte man sagen: Das Neue Testament erwähnt in Verbindung mit christlichen Zusammenkünften (als Versammlung) an keiner Stelle Musikinstrumente. Das sollte uns sehr vorsichtig sein lassen. Denn wenn Gott in seinem Wort zu gewissen Dingen schweigt, sind wir gefordert, die Gründe dafür zu erforschen – und nicht gleich das Schweigen als „Freiraum“ für unsere eigenen Vorstellungen zu nutzen.

Dass in den Zusammenkünften der Gläubigen Lieder ihren Platz haben, steht außer Frage: „Ich will lobsingen mit dem Geist, ich will aber auch lobsingen mit dem Verstand“, sagt der Apostel den Korinthern (1. Kor 14,15). Lobgesang verherrlicht Gott. Beispielgebend ist sicherlich auch, dass unser Herr bei der Einsetzung des Gedächtnismahls mit seinen Jüngern ein Loblied gesungen hat (Mk 14,26). Da mag die jüdische Gewohnheit, dass beim Passahfest bestimmte Psalmen gesungen wurden, eine gewisse Rolle gespielt haben. Doch der Gesang erklang direkt nach dem Gedächtnismahl. Das zeigt, dass gerade bei diesem Anlass (geistliche) Lieder unsere Gedanken und Empfindungen angemessen unterstützen und zum Ausdruck bringen. Nach vollbrachtem Sühnungswerk ist es offensichtlich eine besondere Freude für unseren Herrn, „inmitten der Versammlung Gott zu lobsingen“ (Heb 2,12). Deshalb wird das Zitat aus Psalm 22 auf die Gläubigen der Gnadenzeit angewandt. Der auferstandene Herr hat uns aufs Engste mit sich verbunden. Und das kommt im gemeinsamen Lob zum Ausdruck.

Kommen wir zurück zu den Musikinstrumenten. Wer mit dem Alten Testament einigermaßen vertraut ist, dem fällt geradezu ins Auge, dass in Verbindung mit dem neutestamentlichen Gottesdienst keinerlei Instrumente erwähnt werden. Beim Tempeldienst waren die Instrumente dagegen von großer Bedeutung; sie werden häufig erwähnt. Natürlich stand auch damals der Gesang im Vordergrund, während die Instrumente lediglich der Begleitung dienten. Deshalb ist an den betreffenden Stellen von Sängern die Rede – und nicht von Spielern oder Instrumentalisten (vgl. 1. Chr 15,16.19). Dabei ist bemerkenswert, dass im Zusammenhang des Tempeldienstes die verwendeten Instrumente sogar „Musikinstrumente Gottes“ genannt werden (1. Chr 16,42). David hatte sie offensichtlich mit Sorgfalt und Einsicht ausgewählt. Sie sollten geeignet sein für den damaligen Gottesdienst, „um den Herrn zu preisen“ (1. Chr 16,7.41; 23,30; 25,3). Und diesen Zweck erfüllten sie auch. Gott hatte sein Ja dazu gegeben; Er hatte diesen Instrumenten gewissermaßen seinen Stempel aufgedrückt.

Diese „heiligen Instrumente“ haben heute für das Gotteslob und die „Anbetung in Geist und Wahrheit“ (Joh 4,23) keine Bedeutung mehr. Sie werden nicht mehr erwähnt und offensichtlich nicht mehr gebraucht. Liegt die Ursache nicht darin, dass das Lob und die Anbetung in der Gnadenzeit Herzenssache ist – mehr noch als im Alten Bund? Es fällt jedenfalls auf, dass im Neuen Testament zweimal das Singen „im Herzen“ erwähnt wird:

„… redend zueinander in Psalmen1 und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen“ (Eph 5,19).

„Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade“ (Kol 3,16).

Das schließt natürlich nicht aus, dass der Lobgesang der Christen auch hörbar werden kann. Gerade dann, wenn wir als Versammlung zusammenkommen und gemeinsam singen, geschieht das nicht allein mit dem Herzen; dann sind auch Stimme und Lippen beteiligt: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15).

Dieser Vers aus dem Hebräerbrief macht zugleich deutlich, dass sich das, was wir Gott darbringen, von den Dankopfern unterscheidet, die im Alten Testament gebracht wurden. Zwar hatten die Israeliten schon damals ihre Dankopfer aus eigenem Antrieb dargebracht; insofern waren auch ihre Herzen daran beteiligt. Aber Inhalt und begleitende Elemente dieser Opfer waren materieller und sinnlicher Art. Wir dagegen bringen „geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1. Pet 2,5).

Im Gegensatz zu der sichtbaren Herrlichkeit, die sich besonders im Tempeldienst entfaltete, enthält das Neue Testament keinerlei Anweisungen zur äußeren Gestaltung unserer Zusammenkünfte. Gold, prächtige Kleider, Gewürze und dergleichen haben ihre Erfüllung in der Person, dem Dienst und dem Opfer des Herrn Jesus gefunden. Seitdem Gott sich in der Person seines Sohnes völlig offenbart hat und „Wahrheit durch Jesus Christus geworden ist“ (Joh 1,17), können wir „in Wahrheit“ anbeten. Musikinstrumente können unsere Anbetung nicht fördern – im Gegenteil: Es bestände eher die Gefahr, dass geistliche Gedanken und Empfindungen durch rein natürliche Gefühle unterdrückt würden. Denn je nach Veranlagung würde sich die Aufmerksamkeit schnell auf die musikalische Darbietung richten. Wirkliche Anbetung wird nur dadurch gefördert, dass der Heilige Geist die göttlichen Personen sowie das göttliche Handeln in unseren Herzen groß macht.

Diese Grundsätze, die wir den Belehrungen des Neuen Testaments entnehmen können, sollen nicht dazu führen, die instrumentale Begleitung von (Lob-)Liedern generell zu verbieten. Das gilt im Besonderen für den Gebrauch der Instrumente in den Familien und Jugendstunden. Denn es ist ja durchaus nicht so, dass wir jedes Mal zur Anbetung zusammen sind – und auch nicht als örtliche Versammlung zum Namen des Herrn (Mt 18,20). So kann eine instrumentale Begleitung die freudige oder traurige Stimmung eines Liedes verstärken, was auch von Nutzen und zur Ehre des Herrn sein kann. Wichtig ist allerdings, dass das Wort (Gottes) im Mittelpunkt steht und im Vordergrund bleibt. Dann ist die Voraussetzung gegeben, dass Herz und Gedanken geistlich beteiligt sind. Wenn hingegen im Gotteslob nur noch Instrumente zu hören sind, besteht die Gefahr, auf eine natürliche und emotionale Ebene abzugleiten.

Noch einen letzten Hinweis zur instrumentalen Musikbegleitung in den Zusammenkünften als Versammlung: Auch wenn es nicht im Sinn der Schrift wäre, wenn Musikinstrumente hier Einzug hielten, so müssen wir doch auch bedenken, dass es dazu kein direktes Verbot in der Schrift gibt.

An manchen Orten könnte der Gesang in den Zusammenkünften besser sein. Was kann man tun? Eine Maßnahme greift in jedem Fall: wieder mehr in den Familien singen. Es hätte gesegnete Auswirkungen – nicht nur akustisch, sondern vor allem geistlich. Eine Belebung im persönlichen und familiären Glaubensleben hat immer auch eine Belebung in unseren Zusammenkünften zur Folge.

Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen

Hartmut Mohncke

1 Mit Psalmen sind im Wesentlichen nicht die Psalmen des Alten Testaments gemeint, sondern Lieder, die die Empfindungen eines Christen in musikalischen Kompositionen ausdrücken. Zudem ist zu beachten, dass der „Gebrauch des griechischen Wortes ,psalmos‘, ,psallo‘ im Grundtext des Neuen Testaments keinerlei Beweise für die Benutzung von Musikinstrumenten liefert“ (J.S. Blackburn: Wahre Anbetung, S. 108.109. Neustadt 1991).

Hartmut Mohncke

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2017, Heft 1, Seite 25

Bibelstellen: Hebräer 13,15; Epheser 5,19; Hebräer 2,12

Stichwörter: Loben, Musik, singen, spielen