Glaubensleben

Die Prüfung des Petrus

Petrus war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir – er hatte sich sogar verflucht, geschworen und den Herrn Jesus verleugnet. Aber der Herr hatte für ihn gebetet: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder“ (Lk 22,31.32). Nach dieser schrecklichen Sichtung, als der Herr ihn dann durchforschte, antwortete Petrus auf die herausfordernden Fragen des Herrn zweimal mit den bekannten Worten: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Joh 21,15.16). Aber eine dritte Frage war nötig, bis es heißt: „Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und spricht zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe.“

Um auf den Grund unseres Herzens zu gelangen, muss der Herr Jesus manchmal einen großen Haufen Unrat – wie Selbstvertrauen, Stolz und Eitelkeit – beseitigen. Er allein weiß, was seine Gnade für uns getan hat, und Er findet die Liebe zu Ihm in den Tiefen unseres Herzens. Bei Petrus musste Er fleischliches Vertrauen und vorschnellen Übereifer beseitigen. Auch bei uns mag manches zu entfernen sein, worauf wir uns etwas einbilden. Letztlich will Er jedoch das hervorbringen, was Petrus sagte: „Du erkennst, dass ich dich lieb habe“ – die tiefe persönliche Zuneigung zu Ihm.

Christus sieht unter dem Trümmerhaufen unseres Versagens unsere Liebe zu Ihm – und diese möchte Er anfachen.

Wenn unsere Wege gesichtet werden, muss manches weggetan werden, was wir mehr geliebt haben als Christus. Erst auf dem Grund unseres Herzens findet Er den Glauben an Ihn und die Liebe zu Ihm. Mit wie viel Wankelmütigkeit, Stolz und Eitelkeit ist sogar das Beste, was wir tun, vermischt! Unsere Gebete, unser Lob und unser Dienst können so armselig sein – und doch sind wir oft noch stolz darauf! Manchmal suchen wir sogar das Lob unserer Mitmenschen für Dinge, die wir Gott zu bekennen haben, weil sie mit Sünde befleckt sind.

Wir wollen manchmal sogar von anderen für Dinge gelobt werden, die wir vor Gott als Sünde zu bekennen haben.

Deshalb haben wir es so nötig, unsere Herzen offenzulegen und zu sagen: „Sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!“ (Ps 139,24). Wir sind oft nicht in der Lage, gewisse Sünden in unseren Herzen zu entdecken, und andere vermuten sie nicht einmal bei uns. Es gibt auch Augenblicke, wo wir dankbar sagen können: „Denn ich bin mir selbst nichts bewusst …“ – und doch müssen wir hinzufügen: „… aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr“ (1. Kor 4,4).

Wenn der Herr Jesus seinen priesterlichen Dienst ausübt, dann beurteilt Er uns als derjenige, der das Herz erforscht und die Nieren prüft (Jer 17,10). So können wir bei uns im Blick auf unaufrichtige Beweggründe eine Entdeckung nach der anderen machen. Wir mögen dadurch beunruhigt sein, aber der Herr benutzt solche Entdeckungen, um uns „auf ewigem Weg“ zu leiten. Ist dieser Weg nicht Er selbst, der einzige, der wahre, der lebendige, ja, der ewige Weg?

Wie leicht kommen wir von diesem Weg ab. Deshalb erforscht Er unsere Wege, um uns auf diesen Weg zu führen. Er möchte uns zeigen, dass Er in unserer Lebenspraxis das sein muss, was Er selbst in seinem Wort von sich sagt: „der Erste und der Letzte“, unser „Alpha und Omega“ (Off 22,13).

Was für ein Segen, wenn wir diesen demütigenden Vorgang kennen, der uns zwar in den Augen anderer erniedrigt, der uns aber andererseits dazu führt, dass wir Gott allein die Ehre geben und sagen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken!“ (Ps 139,23). Alles, was uns „auf ewigem Weg“ leitet, ist gut. Es macht uns frei von unseren eigenen Wegen und bringt uns dahin, Christus als Weg sowie als Anfang und Ende in Anspruch zu nehmen. Er will uns alles sein.

John Nelson Darby

John Nelson Darby

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2018, Heft 3, Seite 29

Bibelstellen: Lukas 22,31.32; Johannes 21,15.16

Stichwörter: Petrus, Prüfung