Dienst / Nachfolge

Richtig hören

„Gebt nun acht, wie ihr hört“ (Lk 8,18).

Jakobus fordert uns in seinem Brief auf, „schnell zum Hören“ und „langsam zum Reden“ zu sein (Jak 1,19). Nicht umsonst hat der Schöpfer uns zwei Ohren und nur einen Mund gegeben. Es ist offensichtlich, dass wir weniger reden und mehr zuhören sollen.

Der Herr Jesus greift das Thema des Hörens selbst auf. In Markus 4,24 fordert Er dazu auf, achtzugeben, was wir hören. In Lukas 8,18 geht es darum, wie wir hören. Für einen Christen sind beide Seiten relevant. Was hören wir und wie hören wir?

Im Folgenden einige Impulse zum Thema wie wir hören:

Den Thessalonichern bestätigt Paulus, dass sie das Wort Gottes nicht als Menschenwort, sondern als Gottes Wort aufgenommen hatten (1. Thes 2,13). Gott redet zu uns durch sein Wort. Es sollte also selbstverständlich sein, dass wir aufmerksam zuhören. Maria von Bethanien saß zu den Füßen des Herrn, um seinen Worten zuzuhören. Zugleich lernen wir von Maria, dass wir lernend hören sollen. Dabei geht es nicht darum, unser Wissen zu vermehren, sondern darum, dass wir Gottes Wort in die Praxis umsetzen. Wir sollten unsere Bibel immer mit dem Herzensentschluss lesen, das zu tun, was Gott uns sagt. Wir können das ein gehorchendes Hören nennen. Dann sind wir nicht nur Hörer des Wortes, sondern zugleich Täter (Jak 1,22). Im Alten Testament spricht Gott zudem von Menschen, die vor dem Wort Gottes zitterten (Jes 66,2). Das bedeutet nicht, dass wir vor dem Wort Angst haben, wohl aber, dass wir es respektvoll lesen und hören und uns fürchten, es zu übertreten.

Es gibt Menschen, die das Wort Gottes gleichgültig lesen und hören. Wir sollen jedoch bedenken, dass es um Gottes Wort geht. Wir können die Bibel nicht lesen, wie wir ein unterhaltsames Buch lesen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der große Gott darin zu uns redet. Deshalb sollen wir vielmehr ernsthaft hören.

Es gibt Menschen, die das Wort Gottes kritisch lesen und hören. Sie versuchen, Fehler und Widersprüche in der Bibel zu entdecken. Wer das tut, begeht dabei selbst einen großen Fehler. Es ist nicht unsere Sache, das Wort Gottes zu beurteilen. Es ist gerade umgekehrt. Das Wort Gottes beurteilt uns. Wir sollen das Wort Gottes nicht hinterfragen, sondern vielmehr uns von dem Wort Gottes hinterfragen lassen. Es geht darum, das Wort Gottes korrekturbereit zu lesen.

Es gibt Menschen, die das Wort Gottes rebellisch lesen und hören. Sie suchen förmlich nach Aussagen, die scheinbar nicht mehr in unsere Zeit passen und die man – wie sie meinen – heute nicht mehr praktizieren kann (z. B. die Schöpfungsordnung Gottes, Stellung von Mann und Frau, Aussagen zur Sexualität, die Praxis des Versammlungslebens). Die Bibel ist jedoch zeitlos. Wir sollen sie immer in einer untergeordneten Haltung lesen und uns nicht (innerlich) gegen das auflehnen, was sie uns sagt.

Es gibt Menschen, die das Wort Gottes abweisend lesen und hören. Sie wissen, dass Gott ihr Leben verändern möchte, aber sie wollen sich nicht ändern. Sie wissen um die lebensverändernde Wirkung des Wortes Gottes und wollen sich dieser Wirkung bewusst entziehen. Stattdessen gilt es, das Wort Gottes aufnahmebereit zu hören. Wir wollen den Gläubigen in Beröa gleichen, die das Wort „mit aller Bereitwilligkeit“ aufnahmen (Apg 17,11).

Es gibt Menschen, die vergessliche Leser und Hörer sind (Jak 1,25). Ein vergesslicher Hörer ist jemand, der das, was er hört, bewusst ausblendet und es nicht tut. Es geht nicht darum, etwas nicht behalten zu können, sondern etwas nicht tun zu wollen. Wer die Bibel so liest, bereichert vielleicht seinen Verstand, sein Verhalten profitiert jedoch nicht von dem, was er hört. Deshalb gilt es, das Wort Gottes nachhaltig zu lesen – immer mit der Frage, wie es meinen Alltag beeinflussen und verändern kann.

Es gibt Menschen, die abgestumpfte Leser und Hörer des Wortes sind. Sie lesen und hören die Bibel gewohnheitsmäßig und mit einer gewissen Routine, aber ihre Herzen sind längst hart geworden. Sie denken, dass sie alles wissen und dass die Bibel ihnen nichts Neues mehr zu sagen hat. Wir wollen von Josia lernen, dessen Herz „weich geworden“ war und der sich vor Gott demütigte, als sein Wort ihn traf (2. Chr 34,27). In diesem Sinn gilt es, das Wort Gottes mit einer weichen und demütigen Herzenshaltung zu hören.

Wie hören wir?

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2021, Heft 6, Seite 3

Bibelstellen: Lukas 8,18; 2. Chronika 34,27; Apostelgeschichte 17,11; Jakobus 1,19.25; u. a.;

Stichwörter: aufmerksam, Hörer, kritisch, reden, schnell, vergesslich, was, wie