Ermutigung

Mit Jesus im Sturm

Was tun, wenn es im Leben plötzlich unruhig wird? – Wer ein Flugzeug oder ein Schiff benutzt, sollte die Sicherheitsanweisungen kennen, mit denen man sich möglichst vor der Reise vertraut macht. Turbulenzen und Stürme sind nicht ausgeschlossen und es ist gut, wenn man weiß, wie man sich dann verhalten soll.

Dennoch: Kommt der Sturm, bricht häufig Panik aus. Was man in der Theorie weiß, ist noch lange nicht in die Praxis umgesetzt. Aber es ist trotzdem gut, die Sicherheitshinweise zu kennen.

Im Leben des Christen ist das nicht anders. Plötzlich treten unvorhergesehene Turbulenzen auf, die das Leben von einem Augenblick auf den anderen auf den Kopf stellen. Der Wind bläst uns entgegen und unser Lebensschiff tanzt auf den Wellen auf und ab. In der Theorie wissen wir vielleicht, was zu tun ist. Doch wie reagieren wir, wenn es uns tatsächlich trifft?

  • Eine schwere Krankheit
  • Ein Trauerfall
  • Eine üble Verleumdung
  • Eine berufliche Herausforderung
  • Ein familiäres Problem
  • Eine Schwierigkeit in der örtlichen Versammlung
  • Eine herbe Enttäuschung
  • Ein Burnout
  • Eine Naturkatastrophe
  • Eine Epidemie
  • Ein drohender Krieg

Das Sturmerlebnis

Das Sturmerlebnis der Jünger auf dem See (Mt 8,23-27; Mk 4,35-41; Lk 8,22-25) hilft uns, in solchen Situationen richtig zu reagieren.

Den meisten Bibellesern ist die Geschichte gut bekannt. Der Herr fordert seine Jünger auf, mit Ihm gemeinsam über den See Genezareth an das andere Ufer zu fahren. Mehrere Boote machen sich auf den Weg. Mitten auf dem See erhebt sich ein heftiger Sturm. Obwohl die Jünger erfahrene Fischer sind und den See gut kennen, sind sie bald mit ihrem Latein am Ende. Sie fürchten um ihr Leben. Panik und Angst machen sich breit. Die Wellen schlagen in das Schiff, so dass es sich mit Wasser füllt. Schließlich wecken sie den Meister, der bis zu diesem Zeitpunkt schläft. Sie konfrontieren Ihn mit dem Vorwurf: „Lehrer, liegt dir nichts daran, dass wir umkommen“? Ein Wort des Herrn genügt, um den Wind zur Ruhe zu bringen. Die Wellen legen sich und es kehrt eine große Stille ein. Dann kommt die Frage des Herrn nach dem Glauben der Jünger. Aus der Furcht der Jünger vor dem Sturm wird Ehrfurcht und Staunen vor dem Herrn und sie fragen sich: „Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorchen“?

Lektionen für unser Glaubensleben

Die kurze Begebenheit hilft uns, mit schwierigen Situationen richtig umzugehen:

  1. Unser Herr ist immer bei uns: Er fordert die Jünger auf, gemeinsam mit Ihm an das andere Ufer zu fahren. Danach scheinen jedoch die Jünger die Initiative zu übernehmen. Sie sind es, die Ihn mitnehmen. Sie sind es, die abfahren. Sie sind es, die das Schiff steuern. Dennoch ist der Herr mit im Boot. Das hätte den Jüngern Sicherheit genug geben können – und trotzdem: Wie oft gleichen wir den Jüngern! Wir wissen, dass der Herr bei uns ist und doch überkommt uns in manchen Situationen plötzlich Angst und Panik.
  2. Stürme schlagen unerwartet zu: Bedingt durch die steilen Ufer und die heißen Winde kann sich die Wetterlage am See Genezareth schlagartig ändern. Auf dem ruhigen und friedlichen See wird es plötzlich äußerst ungemütlich. Das kann in unserem Leben ebenso sein. Manche Stürme kündigen sich an, andere kommen plötzlich. Ein Telefonanruf mit einer schlimmen Nachricht, die unerwartete Diagnose des Hausarztes, ein tragischer Unfall, eine unvorgesehene Kündigung – und von einem Augenblick zum anderen scheint nichts mehr so zu sein, wie es war. Wir verlieren den Boden unter den Füßen.
  3. Stürme können jeden treffen: Es waren mehrere Boote unterwegs. Sie waren bei Ihm, doch nur in einem war der Herr. Dieses Schiff traf der Sturm ebenso wie alle anderen auch. Christus im Lebensboot zu haben bedeutet noch lange nicht, dass es keine Stürme gibt. Ganz im Gegenteil. Manche Probleme ergeben sich sogar gerade daraus, dass wir unserem Herrn folgen. Die Bibel ist voll von Beispielen, die zeigen, in welche Stürme gerade treue Männer und Frauen Gottes kommen können (z. B. Hiob, Abraham, David). Treue zu Gott schützt uns nicht vor Schwierigkeiten.
  4. Der Glaube wird geprüft: Der Herr wusste genau, dass der Sturm kommen würde. Er hat ihn nicht verhindert. Im Gegenteil. Und nicht nur das: Er legt sich sogar hin und schläft in Ruhe ein. Den Jüngern erscheint das unverständlich, denn sie werfen Ihm vor, dass es Ihm offenbar gleichgültig sei, dass sie umkommen. Dennoch verliert der Herr keine Sekunde die Kontrolle. Die Jünger mussten lernen, dass es mit ihrem Vertrauen nicht gut bestellt war. – Unser Glaube wird ebenfalls geprüft. Er soll sich gerade in Prüfungen erweisen.
  5. Wir haben die Situation nicht im Griff: Bevor der Sturm beginnt, scheinen die Jünger alles unter Kontrolle zu haben. Sie steuern das Boot, während der Meister in Ruhe schläft. Obwohl der Text es nicht ausdrücklich sagt, können wir davon ausgehen, dass die Jünger zunächst selbst versucht haben, die Kontrolle über ihr Schiff zu halten. Es war schließlich nicht der erste Sturm, den sie erlebten und bisher war es immer gut gegangen. Doch sehr bald kommen sie an den Punkt, wo sie in Panik erkennen müssen, dass sie diesem Sturm nicht gewachsen sind. Wir kennen das gut aus unserem eigenen Leben. Zunächst scheinen wir alles unter Kontrolle zu haben und selbst, wenn es ungemütlich wird, versuchen wir zunächst, selbst klarzukommen. Wir bauen vielleicht auf unsere Erfahrung und müssen doch erkennen, dass die uns nicht weiterhilft. Obwohl die Hilfe so nah ist, erscheint auf einmal alles hoffnungslos.
  6. Eine falsche Einschätzung der Situation: Schließlich wecken die Jünger ihren Meister. Doch sie tun es nicht direkt mit der Bitte um Hilfe, sondern mit einem Vorwurf, ob es Ihm egal ist, dass sie umkommen. Für sie scheint der Untergang des Schiffes unvermeidbar zu sein. Auch das kommt uns bekannt vor. Angst und Sorge haben oft einen doppelt negativen Effekt: Sie machen erstens das Problem in unseren Augen noch größer, als es ohnehin schon ist und zweitens machen sie unseren Herrn aus unserer subjektiven Wahrnehmung kleiner. Die Jünger fragen: „Kümmert es dich nicht?“ Zweifeln wir nicht gerade in schwierigen Situationen manchmal daran, dass der Herr uns wirklich liebt und sich um uns kümmert? Vielleicht sagen wir es nicht laut, aber wir denken es.
  7. Eine prüfende Frage: Der Herr erspart seinen Jüngern den Vorwurf nicht. Er stellt zwei Fragen: „Was seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Und doch ist es ein liebevoller Vorwurf. Denn bevor die Fragen gestellt werden, hat Er das Problem längst gelöst. Er fragt nicht vorher, sondern nachher. Der Wind hat sich gelegt und der See ist wieder ruhig. Dennoch hatten die Jünger diese Lektion zu lernen, dass dem Herrn nie etwas aus dem Ruder läuft. Wie sie sollten wir lernen, unserem Herrn in guten und in schwierigen Zeiten des Lebens zu vertrauen. Er wird uns nicht enttäuschen.

… damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.

1. Petrus 1,7

… indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch.

1. Petrus 5,7

Die Größe des Herrn

Das Sturmerlebnis zeigt uns nicht nur, was in uns ist und wie oft wir eine Situation falsch einschätzen und uns falsch verhalten. Das Sturm-
erlebnis lehrt uns vor allem, wie groß unser Herr ist. Er ist Gott und Mensch in einer Person. Derjenige, der eben noch auf einem Kopfkissen schlief, weil Er müde war, gebietet im nächsten Moment dem Wind und den Wellen und sie gehorchen sofort.

  • Unser Herr ist souverän: Er verliert niemals die Kontrolle über irgendeine Situation. Für Ihn ist kein Problem unseres Lebens zu groß. Ein einziges Wort genügt, um die Situation schlagartig zu verändern. Wie Er das tut und wann Er es tut, dürfen wir Ihm überlassen. Das weiß Er viel besser als wir.
  • Unser Herr hat uns lieb: Er kümmert sich um uns. Es gibt keine Situation, in der wir Ihm gleichgültig sind. Wir kennen Ihn als den, der Mitleid mit unseren Schwachheiten hat (Heb 4,15). Er weiß, wie es uns im Sturm zumute ist. Er wird uns nie hängen lassen.

Krisen in unserem Leben sind nicht einfach. Und doch können sie dazu beitragen, uns selbst und vor allem unseren Herrn besser kennenzulernen. Krisen können eine Chance sein, unseren Herrn zu erfahren.

 

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 5, Seite 3

Bibelstellen: 1. Petrus 1,7; 5,7; Matthäus 8,23-27; Markus 4,35-41; Lukas 8,22-25;

Stichwörter: Bewahrung, Glaube, Problem, Prüfung, Sturm