Zeitgeschehen

Als Mann und Frau geschaffen

„Und Gott schuf den Menschen … Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mo 1,27).

Diese Aussage des Schöpfungsberichts, dass Gott den Menschen als Mann und Frau (männlich und weiblich) geschaffen hat, musste über viele Jahrhunderte nicht erklärt werden.

Zwei Dinge waren immer mehr oder weniger selbsterklärend und selbstverständlich:

1) Es gibt genau zwei Geschlechter – nicht mehr und nicht weniger.

Und wir können sicher sein, dass Gott sich dabei etwas gedacht hat. Es entspricht seiner Schöpferweisheit, dass Er es so und nicht anders gemacht hat. Er hat uns auf eine „erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht“ (Ps 139,14). Ein Mann ist ein Mann und eine Frau ist eine Frau. In der Ehe fügt Gott genau diese beiden zu einer Einheit zusammen, weil sie auf Gegenseitigkeit angelegt sind (1. Mo 2,24).

2) Niemand hat die Möglichkeit und das Recht, sein Geschlecht selbst zu bestimmen oder zu ändern.

Ein Mensch ist von Geburt (eigentlich schon von seiner Zeugung) an entweder ein Mann oder eine Frau (Ps 139,16). Es hat schon immer Menschen gegeben, die mit ihrem Geschlecht nicht zufrieden waren und es gerne anders gehabt hätten, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, das zu ändern.

Geschlechtervielfalt und Geschlechteridentität

Im Zeitalter von Gender-Mainstreaming hat sich das geändert. Wo Menschen Gott nicht mehr kennen, Ihn nicht mehr als Schöpfer anerkennen und verherrlichen, muss man sich nicht wundern, dass sie in ihren Überlegungen in Torheit verfallen und ihr unverständiges Herz verfinstert wird (vgl. Röm 1,21). Wenn der postmoderne Mensch meint, selbst bestimmen zu können, wer und was er ist, muss es uns nicht wundern, wenn er auf die abwegigsten Ideen kommt.

Kein Wunder also, dass heute von „Geschlechtervielfalt“ gesprochen und deren gesellschaftliche Anerkennung gefordert wird. Geschlechtervielfalt bedeutet, dass es eben nicht nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) geben soll, sondern dass Menschen sich auch auf andere Weise identifizieren können (die Schlagworte sind: non-binär, genderqueer, genderfluid, bigender etc.). Geschlecht – so die Theorie – soll eine große Bandbreite an Identitäten ermöglichen, die sich im Laufe des Lebens sogar verändern können.

Der Genderideologie zufolge gibt es nicht nur das biologische Geschlecht (engl. „sex“), sondern auch das soziale Geschlecht (engl. „gender“). Man spricht von Geschlechterrolle (was wird erwartet) und Geschlechteridentität (wie fühlt sich jemand). Das soziale Geschlecht gilt als wichtiger als das biologische. Das bedeutet, dass jeder die Möglichkeit haben soll, für sich selbst zu definieren, was ein Mann und was eine Frau ist. Der Kerngedanke dabei ist, dass jeder sein Geschlecht frei wählen kann. Biologische Tatsachen sind nicht mehr ausschlaggebend. Aus dem vorgegebenen biologischen Geschlecht wird so die „Geschlechteridentität“. Mann ist, wer sich als Mann fühlt. Frau ist, wer sich als Frau fühlt. Damit hat die Ich-Bezogenheit des Menschen in unserer Zeit eine ungeahnte Dimension erreicht – und man fragt sich, was der nächste Schritt sein wird.

Politisch ist die Selbstbestimmung gewollt. Es ist gewollt, dass das soziale Geschlecht dem biologischen Geschlecht übergeordnet wird. Die aktuelle Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz der Bundesregierung geht genau in diese Richtung. Dieser Gesetzesentwurf, der im August 2023 beschlossen worden ist, umfasst unter anderem folgende Eckpunkte:

• Jeder Mensch im Alter von 14 Jahren und darüber hat das Recht, seinen Geschlechtseintrag beim Standesamt selbst zu bestimmen.

• Der Vorname kann ebenfalls geändert werden, wenn er nicht mehr dem aktuellen Geschlechtsempfinden entspricht.

• Bei Kindern unter 14 Jahren haben die Eltern das Antragsrecht, allerdings nicht in jedem Fall.

• Es soll unter Strafe verboten werden, einer Transperson mit ihrem ursprünglichen Namen anzureden.

• Eine erneute Änderung des Geschlechtseintrags ist nach einer Frist von einem Jahr möglich.

Zeitgeist

Den meisten Lesern dieser Zeitschrift mag dieses Denken fremd erscheinen. Wir mögen es auch intuitiv – und zu Recht – ablehnen, weil es offensichtlich der Schöpfungsordnung Gottes widerspricht. Dennoch müssen wir uns bewusst sein, dass der Zeitgeist davon geprägt ist. Die Mahnung von Paulus gilt unverändert, dass wir uns nicht vom Zeitgeist prägen lassen sollen. Vielmehr sollen wir durch die Erneuerung unseres Sinnes verwandelt werden, um zu prüfen, „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2).

Das bedeutet für uns erstens, dass wir damit rechnen müssen, auch unter Gläubigen mit diesem Denken konfrontiert zu werden. Zweitens – und das ist vielleicht noch gravierender – müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass unsere Kinder vom ersten Schuljahr an (und ggf. schon früher) von diesem Gedankengut infiltriert und massiv beeinflusst werden.

Die anhaltende Diskussion um die Geschlechteridentität führt dazu, dass immer mehr Menschen glauben, dass ihr soziales Geschlecht nicht mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt. Empirische Untersuchungen belegen dies eindeutig. Es bleibt dabei oft nicht nur bei einem Empfinden. Die Zahl der faktischen medizinischen Eingriffe und Operationen, der medizinischen Behandlungen mit Hormonen oder Pubertätsblockern nimmt ständig zu. Die Folgen sind leicht absehbar. Besonders betroffen sind junge Menschen, die die Konsequenzen ihrer Entscheidungen kaum überblicken können und oft genug nur einem bestimmten Trend folgen.

Es liegt auf der Hand, dass der Transgender-Trend vor allem durch die Medien befeuert wird. Ob im Internet oder in der Tageszeitung, immer wieder liest man von Menschen, die als Vorbilder und „Leuchttürme“ dargestellt werden. Es entsteht der Eindruck, dass durch die freie Wahl des Geschlechts das wahre Glück gefunden und der „Himmel auf Erden“ erreicht werden kann. Sogar die klassischen Märchen werden als kinderfeindlich deklariert und abgelehnt. Stattdessen soll das moderne Märchen vom vermeintlichen Glück der freien Geschlechtswahl geglaubt werden. Für uns gilt, nicht jedem Geist zu glauben, sondern zu prüfen, was den Gedanken Gottes entspricht (1. Joh 4,1).

Unsere Pflicht

Deshalb ist es notwendig, in etwa zu wissen, was der Zeitgeist ist und wie die Welt um uns herum „tickt“. Wir können es uns nicht leisten, unangenehm überrascht zu werden, sondern müssen in der Lage sein, unseren Kindern und jungen Leuten zu helfen und ihnen Gottes Sicht der Dinge zu vermitteln. Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und die Entwicklung einfach zu ignorieren. Wir haben die unbedingte Pflicht, der nächsten Generation das biblische Menschenbild (einschließlich dessen, was Gott zur Sexualität sagt) zu vermitteln und ihnen liebevoll klarzumachen, dass nicht der Zeitgeist sagt, was wahr ist, sondern der Geist Gottes. Das gilt in erster Linie für uns als Eltern (und Großeltern), aber auch als Glaubensgeschwister. Auch in der öffentlichen Verkündigung dürfen wir diese Themen nicht ausklammern.

Die biblische Sicht

Aus biblischer Sicht folgt man der aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion mit großem Unverständnis und Befremden. Wundern muss man sich allerdings nicht. Die Beschreibung des natürlichen Menschen ohne Gott in Römer 1 ist mehr als deutlich. Der deutsche Lyriker Emanuel Geibel sagte schon vor über 100 Jahren: „Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub‘ ins Fenster. Wenn die Götter ihr verjagt, kommen die Gespenster“. Genau das erleben wir heute.

Die biblische Sicht ist eindeutig und nicht schwer zu verstehen. Gott hat zwei Geschlechter geschaffen und nicht drei oder noch mehr1. Die Bibel schreibt an vielen Stellen von Männern und Frauen, aber nirgendwo von irgendeiner anderen Option. Und schon gar nicht gibt sie den geringsten Hinweis darauf, dass irgendjemand sein Geschlecht geändert hätte oder ändern könnte.

So wie Gott uns geschaffen hat, so sollen wir uns auch annehmen. Gott hat es gut gemacht. Ein Mann sollte akzeptieren, dass er ein Mann ist. Eine Frau soll akzeptieren, dass sie eine Frau ist. Wir sollten uns gegenseitig ermutigen, uns so anzunehmen, wie Gott uns geschaffen hat. Alles andere ist ein Eingriff in die Rechte des Schöpfers. Wenn schon die Rollenumverteilung von Mann und Frau in den Aufgaben und Zuständigkeiten verhängnisvoll ist, wie viel mehr ist es eine Geschlechtsumwandlung. Der in anderem Zusammenhang oft zitierte Vers aus 5. Mose 22,5 gilt auch hier in gewisser Weise: „Es soll nicht Mannszeug auf einer Frau sein, und ein Mann soll nicht das Gewand einer Frau anziehen; denn jeder, der dies tut, ist ein Gräuel für den HERRN, deinen Gott.“

Ein Trugschluss

Abgesehen davon ist es ein Trugschluss zu glauben, dass man sein Geschlecht wirklich ändern kann. Biologisch ist das unmöglich. Die „Software“, die der Schöpfer uns mitgegeben hat, kann nicht überschrieben werden. Jede einzelne Zelle des Körpers definiert uns nämlich als Mann oder als Frau. Dass es darüber hinaus ein „soziales Geschlecht“ geben soll, ist der biblischen Lehre fremd. Ein Mann bleibt ein Mann. Eine Frau bleibt eine Frau. In einem – zugegebenermaßen anderen Zusammenhang – schreibt Paulus: „Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist“ (1. Kor 7,20). Das sollte jedem Christen im Blick auf die Geschlechter völlig klar sein und genau dieses Bild müssen wir unseren Kindern und jungen Leuten vermitteln. Gott ist kein „Spielverderber“, sondern Er meint es gut mit uns. Er hat unser Wohl im Auge. Zerstörung kommt nicht von Gott, sondern von unseren eigenen gedanklichen Verirrungen.

Unsere Reaktion

Eine andere – und nicht unwichtige – Frage ist, wie wir uns als Christen Trans-Personen gegenüber verhalten sollen. Wir sind – verständlicherweise – verunsichert, wenn der Arbeitskollege, der Nachbar, oder der Lehrer und Ausbilder nach den Ferien plötzlich nicht mehr der sein will, der er vorher war, seinen Vornamen geändert hat und meint, nun mit (in) einer anderen Identität zu leben.

Paulus schreibt: „Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend. Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,5). Es gehört tatsächlich viel Weisheit dazu, sich gegenüber Ungläubigen und erst recht gegenüber Trans-Personen richtig zu verhalten und die passenden Worte zu finden.

Was unbedingt bestehen bleibt, ist die Tatsache, dass die „Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes“ erschienen ist (Tit 3,4), um allen Menschen seine Rettung anzubieten. Niemand ist davon ausgeschlossen. Darum sollen wir auch niemand lästern und nicht streitsüchtig sein. Im Gegenteil: Wir sollen „milde sein“ und „alle Sanftmut … erweisen“ – und das allen Menschen gegenüber (Tit 3,2). Wir sollen das Böse nicht gut nennen und die Finsternis nicht zum Licht machen (vgl. Jes 5,20). Und doch bleibt es dabei, dass wir niemanden als Person verachten dürfen. Gottes Wort verbietet es uns, Menschen zu verletzen. Wir diskriminieren niemanden. Und das nicht nur aus rassistischen Gründen, aufgrund der ethnischen Herkunft, der Weltanschauung oder einer körperlichen Behinderung, sondern wir tun es auch nicht aufgrund seines Geschlechts oder seiner empfundenen sexuellen Identität. Die Güte und Menschenliebe Gottes gilt unverändert allen Menschen. Er will sie alle retten – ohne Unterschied. Das ist die Grundlage für unseren Umgang mit Menschen – ohne Ansehen der Person.

Fazit

Paulus schreibt den Philippern, dass wir als Kinder Gottes in einem „verdrehten und verkehrten Geschlecht“ leben. Das ist eine Tatsache. Aber was sollen wir tun? Aufbegehren? Resignieren? Die Welt verlassen? Die Welt verbessern? Politisch aktiv werden? Das alles sind keine Optionen. Der Auftrag lautet: „… scheint wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens“ (Phil 2,15.16). Wir sollen für uns selbst eine klare biblisch begründete Überzeugung haben und diese auch vertreten und erklären können. Was Gott in der Schöpfungsordnung festgelegt hat (zwei Geschlechter), gilt bis heute. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, ungläubige Menschen von unserer Überzeugung zu überzeugen und mit ihnen darüber zu streiten. Es ist sehr wohl unsere Aufgabe, Christus zu bezeugen, d. h. Ihn darzustellen, der „das Wort des Lebens“ ist. Wir sollen das in Wahrheit und zugleich in Liebe tun. 


1 Wir sprechen hier nicht von den sehr seltenen Fällen von Intersexualität, die es tatsächlich gibt und die verschiedene Ursachen haben kann. Aber auch hier liegt biologisch nur eine Abweichung zwischen zwei Geschlechtern vor – mehr nicht.

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2024, Heft 2, Seite 3

Bibelstellen: 1. Mose 1,27; 2,24; Psalm 139,14.16; Römer 12,2; 1. Johannes 4,1; Titus 3,2.4; u. a.;

Stichwörter: Frau, Gender, Geschlechter, Kinder, Mann, Trugschluss, Zeitgeist