Versammlung

Das Haus Gottes ist heilig

Deinem Haus geziemt Heiligkeit, Herr, auf immerdar.

Psalm 93,5

Im Haus Gottes gibt es nur einen, der alle Autorität hat – das ist Gott selbst, dem dieses Haus gehört und der darin wohnt. In seinem Haus muss alles Ihm entsprechen. Er ist der Heiland-Gott und davon soll ein Zeugnis von seinem Haus ausgehen (1. Tim 2,3). Und Er ist heilig und deshalb geziemt seinem Haus Heiligkeit (Ps 93,5).

Im Alten Testament bekannt

Neben dieser grundsätzlichen Aussage in Psalm 93, war es schon den Glaubensmännern des Alten Testaments bewusst, dass dem Haus Gottes Heiligkeit geziemt. Als Jakob auf seiner selbstverschuldeten Flucht vor seinem Bruder Esau war und im Traum eine Begegnung mit Gott hatte, da gab er dem Ort den Namen „Bethel“ (Haus Gottes) und nannte ihn einen furchtbaren Ort. Er empfand, dass sein Leben nicht zur Heiligkeit Gottes passte, obwohl Gott ihm in Gnade begegnete. Als er mehr als zwanzig Jahre später von Gott aufgefordert wurde, nach Bethel zu ziehen, ordnete er für sein ganzes Haus an, dass die Götzen vergraben werden, dass alle sich reinigen und ihre Kleider wechseln (vgl. 1. Mo 35,2). Er wusste, dass man passend sein muss für die Begegnung mit Gott!

Als Mose Jahrhunderte später das Zelt der Zusammenkunft baute, machte er alles genau so, wie der Herr geboten hatte. Achtmal wird das in 2. Mose 40 bestätigt. Mit Freude konnte der Herr dann in dieses Haus einziehen, das genau nach seinen Anweisungen erbaut worden war. Es war das erste erbaute „Haus“ Gottes auf dieser Erde und es wurde durch Salböl geheiligt (vgl. 2. Mo 40,9). Einmal im Jahr musste mittels eines Opfers Sühnung dafür getan werden (vgl. 3. Mo 16,16). In allem musste Sorge dafür getragen werden, dass alles der Heiligkeit Gottes entsprach. Als Nadab und Abihu mit fremdem Feuer kamen, musste der Herr Gericht üben. In denen, die Gott in seinem Haus nahen, will Er geheiligt werden (3. Mo 10,3)!

Im Neuen Testament bestätigt

Im Neuen Testament wird die Tatsache bestätigt, dass das Haus Gottes heilig ist. In Epheser 2,21 schreibt Paulus von der Versammlung als dem heiligen Tempel im Herrn. Das ist grundsätzlich wahr und in Gottes Augen besteht sein Haus, seine Versammlung, in diesem Charakter, seiner Heiligkeit entsprechend.

Aber diese Wahrheit muss auch praktisch verwirklicht werden und da geht es um die Verantwortung des Menschen. Insbesondere der 1. Korintherbrief behandelt das Thema der Ordnung in der Versammlung Gottes. Dabei wird die Versammlung in den ersten Kapiteln des Briefs mehr im Charakter des Hauses Gottes gesehen, ab Kapitel 10 dann mehr als der Leib Christi.

Nicht Unordnung, sondern Frieden

In diesem Brief erfahren wir, dass Gott, der in seinem Haus wohnt, nicht ein Gott der Unordnung ist. Deshalb darf es in seinem Haus auch keine Unordnung geben. Unordnung (oder Aufstand, Empörung) steht Gottes Gedanken entgegen. Nichts davon hat irgendeinen Platz in dem Haus Gottes. Dabei wird der Unordnung nicht Ordnung gegenübergestellt (schon gar keine von Menschen organisierte Ordnung), sondern Frieden (1. Kor 14,33). Dieser moralische Zustand ist nicht ohne „Ordnung“ möglich, er kommt nur dann zustande, wenn wir uns Gottes Gedanken unterordnen. Aber dann bleibt es nicht bei der Ordnung, es tritt Frieden ein – ein Zustand der Harmonie, in Übereinstimmung mit Gott.

Dass damit ganz praktische Fragen verbunden sind, macht unter anderem 1. Korinther 14 deutlich. Beispielsweise sollen Frauen in der Versammlung schweigen, Männer sollen nicht gleichzeitig sprechen, sondern nacheinander, alles muss zur Erbauung der Versammlung geschehen – und damit verbindet sich manche Beschränkung. So hat es ganz praktische Auswirkungen, die der Herr Jesus selbst durch den Heiligen Geist wirken wird.

Heiligkeit erfordert Prüfung und Zucht

Weil dem Haus Gottes Heiligkeit geziemt, sind sowohl „Prüfung“ als auch „Zucht“ erforderlich. Aufgrund der Untreue von uns Menschen besteht die Gefahr, dass etwas Eingang im Haus Gottes findet, das nicht seiner Heiligkeit entspricht. Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung erforderlich, was sowohl mit einer persönlichen als auch mit einer gemeinsamen Verantwortung verbunden ist. Jeder prüfe sich selbst, das ist die Aufforderung in 1. Korinther 11,28 im Blick auf die persönliche Verantwortung. Was die gemeinsame Verantwortung betrifft, so war es in der Anfangszeit des christlichen Zeugnisses auf der Erde noch einfach (vgl. Apg 5,13). Später fordert Paulus ernstlich dazu auf, achtzuhaben (vgl. Apg 20,28.29) und im Sendschreiben an Ephesus wird ausdrücklich gelobt, dass dort geprüft wurde und Böse nicht ertragen wurden (vgl. Off 2,2).

Sollte Böses in der Versammlung offenbar werden, so ist Zucht erforderlich. Die letzte Möglichkeit dabei ist, den Bösen durch einen Ausschluss hinauszutun. Dann ist auch der normale, persönliche Umgang nicht mehr möglich. Mit einem, der Bruder genannt wird und der in einem bösen Zustand lebt, soll man nicht einmal eine gemeinsame Mahlzeit einnehmen (vgl. 1. Kor 5,9-13).

Heiligkeit macht Absonderung nötig

Im zweiten Timotheusbrief, in dem es um unser Verhalten in der Zeit des Niedergangs, des Verfalls, geht, finden wir weitere wichtige Belehrungen für das praktische Verhalten derer, die an den Gedanken Gottes über sein Haus festhalten möchten. Wer den Namen des Herrn nennt, steht in der Verantwortung, von Ungerechtigkeit abzustehen (vgl. 2. Tim 2,19). Das ist die unbedingte Notwendigkeit für jeden, der sich zu dem Herrn Jesus bekennt. Es gibt in Bezug auf Ungerechtigkeit dabei keine Einschränkung, jede Art der Ungerechtigkeit ist eingeschlossen.

Doch Paulus geht in diesem Brief, in dem die Christenheit als großes Haus gesehen wird, noch weiter. Es ist auch die Reinigung durch Absonderung nötig. Wenn ich ein Gefäß zur Ehre des Hausherrn sein möchte, dann muss ich nicht nur persönlich von der Ungerechtigkeit abstehen. Ich muss mich auch von Gefäßen zur Unehre reinigen, d. h., von solchen Personen, die in einem bösen Zustand sind. Nur auf diesem Weg kann ich ein Gefäß zur Ehre des Hausherrn sein.

Dabei führt dieser Weg nicht in die Einsamkeit. Auf diesem Weg treffen sich alle, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen. Sie erfahren die Zustimmung des Herrn selbst und sie sind in der Lage, die Wahrheit von dem Haus Gottes praktisch zu verwirklichen. In dem tiefen Bewusstsein, dass diesem Haus Heiligkeit geziemt, werden sie die Gemeinschaft mit Gott in der Absonderung vom Bösen genießen und darin glücklich sein.


Der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr.
1. Korinther 3,17

Christian Rosenthal

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2024, Heft 10, Seite 21

Bibelstellen: Psalm 93,5; 1. Mose 35,2; 2. Mose 40; Epheser 2,21; 1. Korinther 3,17; 14,33; u. a.;

Stichwörter: Absonderung, Frieden, Haus Gottes, Heilig, Heiligkeit, Prüfung, Tempel, Zucht