Prophetie

Besonderer Nutzen der Prophetie

„Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? Wird doch Abraham gewiss zu einer großen und mächtigen Nation werden“ (1. Mo 18,17.18).

Allgemein meint man, dass die Beschäftigung mit der Prophetie nicht nützlich sei, außer für diejenigen, die sich in den Zeiten und Umständen befinden, die die Prophezeiung behandelt. Das ist ein Irrtum. Abraham erfuhr mehr Gutes durch die Prophezeiung über Sodom und Gomorra als Lot. Dabei ist klar, dass das nicht etwa deshalb so war, weil Abraham dort gewesen wäre; denn nicht Abraham war in Sodom, sondern Lot (1. Mo 13; 19). Ich gebe völlig zu, dass es Menschen geben wird, die zur Zeit der Erfüllung der Prophezeiungen leben und daraus ausdrückliche Anweisungen erhalten werden. Aber ich bin überzeugt, dass der höchste Wert der Prophetie für diejenigen ist, die mit Christus beschäftigt sind und die bei Christus im Himmel sein werden, so wie Abraham bei dem Herrn war anstatt wie Lot in der Mitte der schuldigen Sodomiter.

Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe.
Johannes 15,15

Wenn dies so ist, dann sollte das Buch der Offenbarung für uns heute, die wir durch die Gnade himmlische Beziehungen zu Christus haben und Glieder seines Leibes sind, weitaus größeren Segen enthalten. Wir werden freilich im Himmel sein, wenn die Stunde der Versuchung über die kommt, die auf der Erde wohnen. Selbstverständlich wird die Offenbarung den Gläubigen wunderbaren Trost und Hilfe geben, die dann auf der Erde sind.

Aber nichts spricht dagegen, dass sie einen noch größeren Segen für die enthält, die vor dieser Stunde der Versuchung zu Christus entrückt werden. Zweifellos werden die prophetischen Gesichte für jene einen Wert haben, wenn die Ereignisse eintreten; aber sie haben für den Glauben einen weit höheren Wert vor diesen Ereignissen, die dann die Wahrheit des Wortes bestätigen werden. Dies ist ein unabänderlicher Grundsatz sowohl für das prophetische Wort als auch für die göttliche Wahrheit generell.


Gedankensplitter:

„Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen“ (2. Pet 1,19).

Auch wenn wir nicht direkt von den Prophezeiungen betroffen sind, werden wir doch aufgefordert, auf sie zu „achten“. Je mehr wir uns mit der Prophetie beschäftigen, umso deutlicher wird, was für ein „dunkler [o. schmutziger] Ort“ diese Welt ist, in der wir leben. Die Schwere der Gerichte, die der Tag des Herrn über die Erde bringen wird, zeigt uns, wie Gott über die Welt urteilt. Das sollte einen heiligenden Einfluss auf unser Leben haben und uns davor bewahren, mit der Welt gemeinsame Sache zu machen.

Doch es genügt nicht, die Dunkelheit dieser Welt zu erkennen und uns von ihrem Treiben zu trennen. Wir brauchen etwas, das unsere Herzen fesselt. Deswegen schreibt Petrus weiter: „bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen“. Christus ist der Morgenstern [o. Lichtträger] und in Ihm haben wir das Licht einer himmlischen Hoffnung.

So achten wir auf die Lampe des prophetischen Wortes, aber in unseren Herzen soll schon ein Licht leuchten, das heller ist als diese Lampe: unser Herr Jesus Christus, der glänzende Morgenstern.

 

 

William Kelly; Marco Leßmann

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2019, Heft 5, Seite 29

Bibelstellen: 1. Mose 18,17.18; Johannes 15,15; 2. Petrus 1,19;

Stichwörter: das prophetische Wort, Lampe, Nutzen und Segen, Prophezeiungen