Glaubensleben

Das Wort und der Thron der Gnade

Die Reise der Versammlung nähert sich ihrem Ende in der Ruhe Gottes, und es ist gut, sich an die Ermahnung zu erinnern: „Lasst uns nun Fleiß anwenden, in jene Ruhe einzugehen“ (Heb 4,11). Und das umso mehr, als uns diese Aufforderung zu dem großen Hohenpriester führt, der im Himmel ist. Verbunden mit Ihm finden wir einerseits das Wort Gottes und andererseits den Thron der Gnade (Heb 4,12-16).

In der Tat ist das Wort Gottes nützlich zur Lehre und Unterweisung in der Gerechtigkeit, wie wir es an anderer Stelle finden, aber in Hebräer 4 wird der lebendige, wirksame, durchdringende und unterscheidende Charakter des Wortes betont. Wenn wir uns dieser Eigenschaften bewusst sind, wird uns auch klar, wie sehr wir den Dienst des Hohenpriesters nötig haben, der auf dem Platz höchster Macht sitzt und doch Mitleid hat mit unseren Schwachheiten. Seinetwegen ist der Thron für uns ein Thron der Gnade geworden, was immer er auch für andere sein mag.

Wenn wir das Wort lesen, hören wir Gott zu, der zu uns spricht. Aber zum Thron der Gnade sollen wir mit Freimütigkeit kommen, denn dort haben wir das Vorrecht, uns an Gott zu wenden. Wir müssen jedoch in unseren Gedanken die Tatsache, dass es ein Thron ist, genauso betonen, wie die Tatsache, dass es ein Thron der Gnade ist.

Wenn wir uns die Tatsache richtig bewusst machen, dass es ein Thron ist, werden wir sofort von seiner Majestät beeindruckt sein und unsere eigene Kleinheit empfinden. Gnade zeigt ihren Empfängern, dass sie unwürdig sind und macht uns somit unsere eigene Sündhaftigkeit und seine Barmherzigkeit deutlich. Und es ist in der Tat nötig, dass uns das mehr bewusst wird.

Wir wollen uns gegenseitig ermuntern, dem Wort Gottes in unseren Gedanken und in unserem Leben einen größeren und maßgeblicheren Platz einzuräumen. Dann werden wir vielleicht unsere eigenen Motive klarer beurteilen und in einfältigerem Gehorsam gegenüber dem Willen und den Wegen Gottes unseren Weg gehen.

Lasst uns außerdem öfter Zuflucht nehmen zum Thron der Gnade, damit wir die Gnade und rechtzeitige Hilfe finden, die wir brauchen. Lasst uns aber auch ein gebührendes Empfinden der Majestät dessen, zu dem wir kommen, in unseren Herzen haben und in unseren Worten und in unserem Verhalten zum Ausdruck bringen. Dann werden wir in unseren Gebeten, insbesondere im öffentlichen Gebet, jede ungebührliche Vertraulichkeit vermeiden und gleichzeitig das Bewusstsein der Nähe aufrechterhalten, in die die Gnade uns gebracht hat.

Es denke niemand, dieses kurze Wort der Ermahnung sei unnötig. Bibeln werden zwar mehr und mehr verbreitet, aber das beständige und mit Gebet begleitete Studium des Wortes Gottes scheint immer seltener zu werden. Infolgedessen wird auch die Notwendigkeit des Gebets und das Verlangen danach weniger empfunden. Wenn Gott uns in seiner Barmherzigkeit eine gewisse Belebung in beide Richtungen schenken könnte, wäre der Segen für die ganze Versammlung schon bald sichtbar.

Wir sollten nicht nur die Bibel mit den Händen öffnen, sondern auch unsere Herzen für die Botschaft der Bibel.

F. B. Hole

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 2, Seite 29

Bibelstellen: Hebräer 4,11-16;

Stichwörter: Gebet, Gnade, Thron, Unterweisung, Wort