Versammlung

Das Zusammenkommen der Gläubigen in Troas

„Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte; und er dehnte das Wort bis Mitternacht aus. Es waren aber viele Lampen in dem Obersaal, wo wir versammelt waren.“ (Apg 20,7.8)

Paulus befand sich zu diesem Zeitpunkt auf seiner dritten Missionsreise und war auf dem Weg nach Jerusalem. Er war in Eile, denn er wollte – wenn möglich – an Pfingsten in Jerusalem sein (V. 16). Da er für die Schifffahrt von Philippi nach Troas länger als gewöhnlich gebraucht hatte, kam er in Troas wohl erst am Montag an, so dass er und seine Reisegefährten keine Gelegenheit hatten, am Sonntag das Brot zu brechen. So blieb er, obwohl er es eilig hatte, sieben Tage in Troas, um am folgenden Sonntag zusammen mit den Geschwistern dort das Brot zu brechen (V. 6). Das zeigt deutlich, wie viel ihm die Teilnahme am Brotbrechen bedeutete.

Wie wichtig ist uns eigentlich das Brotbrechen? Nehmen wir jede Gelegenheit wahr, daran teilzunehmen, oder versäumen wir leichtfertig Gelegenheiten, die der Herr uns schenkt (Heb 10,25)?

In Verbindung mit dem Zusammenkommen in Troas wollen wir uns einige Fragen stellen.

Wann haben sich die Gläubigen in Troas versammelt?

Die Gläubigen in Troas versammelten sich am ersten Tag der Woche, dem Sonntag. Es ist der Tag des Herrn oder der dem Herrn gehörende Tag, an dem der Herr Jesus nach seinem vollbrachten Erlösungswerk aus den Toten auferstanden ist (vgl. Off 1,10). Der erste Tag der Woche ist zugleich auch der achte Tag, der im Alten Testament „der Tag nach dem Sabbat“ genannt wird (3. Mo 23,11). Dies spricht von einem kompletten Neuanfang.

Welchen Stellenwert hat der erste Tag der Woche in unserem Leben? Sind wir an diesem Tag mit dem Herrn und seinen Interessen beschäftigt oder verbringen wir ihn wie einen ganz gewöhnlichen Wochentag?

Wer hat sich versammelt?

Lukas beantwortet diese Frage folgendermaßen: „… als wir versammelt waren, um Brot zu brechen“. Damit meinte Paulus neben sich und seinen Reisegefährten alle Gläubigen in Troas, die als Gläubige bekannt waren und sich normalerweise dort versammelten. Alle Gläubigen in Troas bildeten zusammen die örtliche Versammlung dort.

Auch heutzutage steht der Platz des Zusammenkommens grundsätzlich jedem Gläubigen offen – vorausgesetzt, er hat keine Verbindung zu moralisch oder lehrmäßig Bösem. Sind wir uns der Verantwortung bewusst, die mit diesem Punkt verbunden ist? Trauern wir (noch) über die äußere Zerrissenheit unter den Gläubigen – auch an unserem Ort?

Wozu haben sich die Gläubigen versammelt?

Die Gläubigen in Troas kamen zusammen, um das Brot zu brechen. Das war der Zweck ihres Zusammenkommens. Dass sie diese Gelegenheit auch nutzten, um Paulus zuzuhören und von ihm im Wort Gottes unterwiesen zu werden, war für sie sicherlich von sehr großem Nutzen. Doch der eigentliche Zweck ihres Zusammenkommens war nicht, Paulus predigen zu hören, sondern gemeinsam das Brot zu brechen. Dadurch verkündeten sie den Tod des Herrn (1. Kor 11,26). Was bedeutet uns das Gedächtnismahl des Herrn? Halten wir daran fest – auch in Krisenzeiten?

Das Brechen des Brotes zum Gedächtnis an den Tod des Herrn Jesus ist auch für uns ein wichtiges „Ereignis“ am ersten Tag der Woche. Und doch fällt in den vor uns liegenden Versen auf – und das ist die andere Seite -, dass auch die Erbauung der Gläubigen durch die Verkündigung des Wortes einen bedeutenden Stellenwert im Leben dieser Gläubigen hatte. Sie nutzten – wie es scheint – jede Gelegenheit, um das Wort zu predigen. Wie wichtig ist uns das Zusammenkommen zur Erbauung?

Wo haben sich die Gläubigen versammelt?

Die Gläubigen in Troas versammelten sich in einem Obersaal, der sich im dritten Stock eines Gebäudes befand (V. 8.9). Der Obersaal zeugt von einer Atmosphäre der Ruhe und Abgeschiedenheit (Mk 14,15; Lk 22,12). Der dritte Stock mag daran erinnern, dass wir durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus für immer von der Welt getrennt sind (Gal 6,14).

Getrennt von der Hektik und dem Trubel dieser Welt dürfen wir besonders in unseren Zusammenkünften zur Ruhe kommen und mit geistlichen und himmlischen Dingen beschäftigt sein. Sind unsere Zusammenkünfte auch von einer Atmosphäre der Ruhe und des Friedens geprägt?

Wie haben sich die Gläubigen versammelt?

Über diese Frage wird uns im vorliegenden Bibeltext nicht viel berichtet. Zwei Punkte werden allerdings erwähnt: Zum einen dürfte der Obersaal an jenem Abend recht voll gewesen sein, so dass der junge Eutychus auf einen Platz im Fenster ausweichen musste (V. 9). Zum anderen waren im Obersaal viele Lampen, die den Raum erleuchteten (V. 8).

Lässt nicht gerade die Tatsache, dass uns über die Art und Weise des Zusammenkommens der Gläubigen in Troas nicht viel gesagt wird, darauf schließen, dass sie in aller Schlichtheit zusammenkamen? Doch trotz einfacher Verhältnisse waren es offenbar nicht wenige, die an jenem Abend anwesend waren. Der Ort, wo der Herr verheißen hatte, in der Mitte der Seinen zu sein, hatte eine große Anziehungskraft auf ihre Herzen (Mt 18,20). Was bedeutet uns die Gegenwart des Herrn?

Ich denke, auch die Lampen haben uns etwas zu sagen. Sprechen sie nicht davon, dass ein Christ nie ohne Licht ist? Im Gegensatz zu den Gläubigen damals haben wir heute das vollständige Wort Gottes, das uns Licht gibt, indem es uns die Gedanken Gottes vorstellt (Ps 119,105). Zudem besitzen wir den Heiligen Geist, der uns das nötige Verständnis gibt, um die Schriften zu verstehen (Joh 16,13).

Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.
Matthäus 18,20

 

 

Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unbeweglich festhalten (denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat); und lasst uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag näher kommen seht.

Hebräer 10,23-25

Daniel Melui

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 10, Seite 27

Bibelstellen: Apostelgeschichte 20,6-8.16; Hebräer 10,25; 1. Korinther 11,26; Matthäus 18,20; u. a.;

Stichwörter: Gläubige, Obersaal, Ort, Troas, versammeln, Zusammenkommen