Dienst / Nachfolge

Drei Gründe für die Verkündigung des Evangeliums

Die Verkündigung der guten Botschaft ist ein wichtiger Bestandteil des christlichen Lebens. Nicht umsonst hat der verherrlichte Herr in seiner Versammlung neben den Hirten und Lehrern auch Evangelisten als Gaben gegeben (Eph 4,11). Die Ausbreitung des Evangeliums ist jedoch nicht nur die Aufgabe derer, die dafür eine besondere Gabe empfangen haben. Es ist sehr bemerkenswert, dass die ersten Versammlungen außerhalb von Jerusalem nicht in erster Linie durch Evangelisten wie Philippus, sondern wohl hauptsächlich durch das Zeugnis der durch die Verfolgung zerstreuten Christen entstanden (Apg 8,4.5; 11,19-21).

Alle Erlösten sind daher auch heute angesprochen, das Evangelium weiterzutragen. Wir haben nicht alle die Gabe eines Evangelisten, wohl aber die Verantwortung und die Aufgabe, von unserem Herrn zu zeugen: in der Nachbarschaft, im Bereich der täglichen Arbeit und nicht zuletzt auch in der Familie.

Gottes Wort lässt uns nicht im Unklaren darüber, aus welchen Gründen das Evangelium verkündigt werden soll, bis auch die Letzten gefunden sind und die „Vollzahl der Nationen eingegangen ist“, das heißt in den Himmel entrückt worden ist (Röm 11,25, vgl. Heb 6,20). Die darin zum Ausdruck kommende Langmut Gottes in der Gegenwart ist wohl der Hauptgrund, warum der Herr bisher noch nicht gekommen ist (2. Pet 3,9). Bemerkenswert dabei ist, dass die Langmut Gottes nicht in erster Linie den Verlorenen gilt, sondern den Erlösten, denn sie sind ja diejenigen, die überhaupt in der Lage sind, von der Errettung durch den Herrn Jesus zu zeugen.

Wohl manchen Gläubigen ist es schon so ergangen, dass sie nicht immer den rechten Antrieb verspürt haben, mit ihren Mitmenschen über den Glauben an den Herrn Jesus zu sprechen. Die Gründe dafür mögen unterschiedlich sein. Aber dahinter steckt der Feind, der die Verkündigung des Evangeliums verhindern möchte. Deshalb ist es gut, uns daran zu erinnern, dass Gottes Wort uns verschiedene Gründe für die Verbreitung der guten Botschaft gibt. Drei dieser Gründe werden in 2. Korinther 5 genannt. Sie haben uns allen wohl viel zu sagen.

1. Der Schrecken des Herrn

„Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen.“

In 2. Korinther 5,9 schreibt der Apostel Paulus: „Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein.“ Diesen Satz können wir das Zentrum dieses Kapitels nennen. Er fasst den gesamten Inhalt des Kapitels zusammen. Denn einmal werden wir alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden. Dann wird offenbar, wie wir unser Erdenleben geführt haben. Dass in diesem Vers ausnahmsweise mit dem Wort „wir alle“ auch Ungläubige gemeint sind, macht Vers 11 klar: „Da wir [die Gläubigen] nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir [die Gläubigen] die Menschen [die Ungläubigen]“.

Was bedeutet „der Schrecken des Herrn“? Auf gar keinen Fall, dass Erlöste Angst vor Gott haben müssten. Er ist ja in Christus unser Vater! Gemeint ist vielmehr, wie sehr die ungläubigen Menschen Ihn fürchten müssen. Denn sie werden einmal mit leeren Händen vor dem Richterstuhl stehen. Ihr Urteilsspruch wird lauten: Ewig verloren, ewiges Verderben fern vom Angesicht des Herrn (vgl. 2. Thes 1,9)! Dieser furchtbare Ernst der Lage aller Menschen, die einmal unversöhnt vor ihrem Richter stehen werden, ist für den Apostel ein gewichtiges, ja, das erste Motiv, wenn es um die Verkündigung der Botschaft des Heils geht (vgl. Apg 17,30.31). Das sollten auch wir nie außer Acht lassen. Leider denken wir jedoch nicht immer daran.

Die Überredung der im Blick auf die Ewigkeit oft so gleichgültigen Menschen ist nicht etwa ein Beschwatzen, sondern ein eindringliches Überzeugen anhand der Heiligen Schrift (vgl. Apg 18,4; 19,8: „überzeugen“; Apg 13,43: „zureden“). Diese Überzeugung erfolgt jedoch nicht nur durch Worte, sondern auch durch unseren Lebenswandel. Seien wir daher wie Paulus, der ein Nachahmer des Herrn war, dessen Worte stets in vollkommener Harmonie mit seinem Tun standen (vgl. Joh 8,25; 1. Kor 11,1).

2. Die Liebe des Christus

„Denn die Liebe des Christus drängt uns …“

In den Versen 14-17 nennt Paulus als zweites Motiv für die Verkündigung des Evangeliums die „Liebe des Christus“, die ihn und seine Mitarbeiter drängte. Aus Liebe war Christus für alle Menschen, ob Juden oder Nationen, gestorben (vgl. 1. Tim 2,6). Und warum? Weil sie alle „gestorben waren“, d. h. im geistlichen Tod lagen. Durch seinen Tod hat Christus den Tod als Lohn der Sünde zunichte gemacht und ewiges Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium (Röm 6,23; 2. Tim 1,10). Aufgrund der durch den Tod Christi vollbrachten Sühnung bietet Gott jetzt allen Menschen das ewige Heil an.

Zwar war die Liebe zu Christus und den Verlorenen sowohl die Triebfeder der Bemühungen des Apostels Paulus um die Gläubigen als auch um die Ungläubigen. Hier spricht er jedoch nicht von seiner eigenen Liebe, sondern von der Liebe des Christus im Blick auf den traurigen Zustand der Menschen, die Paulus zu überreden suchte. Die Liebe des Christus fand ihren höchsten Ausdruck in seinem Tod am Kreuz. Sie war also zugleich das Zeugnis davon, dass alle Menschen gleichermaßen tot in ihren Sünden sind, als auch der Gnade Gottes. Diese Liebe des Christus, die Paulus und seine Mitarbeiter zum Dienst am Evangelium drängte, sollte auch uns erfüllen.

3. Der Dienst der Versöhnung

„So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Paulus nennt die Aufgabe, die Gott ihm und allen gegeben hat, die das Evangelium verkündigen, den „Dienst der Versöhnung“. Da die Menschen unfähig waren, sich von sich aus mit Gott zu versöhnen, sandte Er seinen Sohn. Wenn die Menschen nicht unverbesserlich böse wären, hätte Er Ihn nicht zu senden brauchen. Aber als der Herr Jesus auf der Erde lebte, war „Gott in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (V. 19; vgl. Joh 3,17). Dadurch wurde nicht nur den Juden, sondern der ganzen Welt die Versöhnung angeboten, doch sie wurde von den meisten nicht angenommen. Eine Versöhnung der ganzen Welt, d. h. aller Menschen, lehrt die Heilige Schrift an keiner Stelle.

Nach der Verwerfung und dem Tod des Herrn Jesus wurde „das Wort der Versöhnung“ zunächst den Aposteln anvertraut. Sie (sowie alle, die das Evangelium verkündigen) sind nun „Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (V. 20). Hier sehen wir nach dem „Schrecken des Herrn“ und der „Liebe des Christus“ das dritte Motiv für die Verkündigung: Paulus ist ein Gesandter des abwesenden, jetzt im Himmel weilenden Christus! Der Kerninhalt seiner Botschaft sind die Schlussworte dieses Kapitels: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“ In ihrer Tiefe und Höhe übersteigen diese Worte unser Verständnis. Dadurch, dass der Herr Jesus, der Sünde nicht kannte, am Kreuz von Gott für uns zur Sünde gemacht wurde, sind wir, die wir von Natur und durch unsere Handlungen Sünder waren, die lebenden Beweise von Gottes Gerechtigkeit in Ihm geworden!

Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen, Gott aber sind wir offenbar geworden; ich hoffe aber, auch in euren Gewissen offenbar geworden zu sein.

2. Korinther 5,11

Arend Remmers

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 11, Seite 3

Bibelstellen: Epheser 4,11; Römer 6,23; 11,25; 2. Korinther 5,9.11.14-17.19.20; u. a.;

Stichwörter: Botschaft, Christus, Evangelium, Liebe, Schrecken, Verkündigung, Versöhnung