Dienst / Nachfolge

Wer das Sagen hat

„Es geschah, als Josua bei Jericho war, da erhob er seine Augen und sah: Und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, und sein Schwert gezückt in seiner Hand. Und Josua ging auf ihn zu und sprach zu ihm: Bist du für uns oder für unsere Feinde? Und er sprach: Nein, sondern als der Oberste des Heeres des HERRN bin ich jetzt gekommen“ (Jos 5,13.14).

Das Volk Israel hat den Jordan durchquert und steht vor der Eroberung des Landes Kanaans. Zunächst muss Jericho eingenommen werden. Josua, der Anführer Israels, macht sich auf, um aus der Nähe einen Blick auf die stark befestigte und verriegelte Stadt zu werfen. Will er von da aus seinen militärischen Operationsplan gedanklich skizzieren? Als er aufblickt, sieht er vor sich einen Mann mit einem gezückten Schwert. Josua geht kühn auf den geheimnisvollen Fremden zu und fragt, ob er für Israel oder für die Feinde sei.

Dieser leitet seine Antwort mit Nein ein. Das ist ungewöhnlich, denn auf eine Frage, in der zwei Alternativen vorgestellt werden, ist eine Antwort mit Ja oder Nein nicht zielführend. Wird man beispielsweise eingeladen und gefragt, ob man mit den Kindern oder ohne sie kommen wird, würde ein Ja oder ein Nein nur Stirnrunzeln hervorrufen.

Hier macht das Nein jedoch zweierlei klar: Erstens kämpft der Mann mit dem Schwert nicht für die Feinde und zweitens ist Er nicht irgendein Soldat, der sich in die Schlachtordnung Israels einreihen wird. Nein, Er ist niemand anders als der „Oberste des Heeres des HERRN“. Josua wird damit auf den zweiten Platz verwiesen.

Damit hat Josua kein Problem, denn er begreift, dass der Engel des HERRN vor ihm steht (vgl. 2. Mo 23,23 und 4. Mo 22,31). Er fällt auf sein Gesicht, huldigt Ihm und nimmt den Platz eines Knechts ein, der gerne hören will. Gehorsam zieht er seine Schuhe aus, weil der Ort heilig ist, auf dem der Oberste steht. Josua ist klar, dass er es mit Gott zu tun hat. Er akzeptiert daher den eigentümlichen Schlachtplan, von dem im nächsten Kapitel berichtet wird: Israel umzieht sieben Tage lang unter Posaunenschall die Stadt Jericho. Am siebten Tag erhebt das vorher stumme Volk ein Geschrei und durch Gottes Macht brechen die hohen Mauern ein. Israel entscheidet den Kampf mit Leichtigkeit für sich.

Ein geistlicher Kampf

Der Herr Jesus Christus – der Engel des HERRN im Alten Testament – muss auch heute den ersten Platz haben. Niemals wird Er für die Feinde streiten, aber Er ist auch nicht irgendein Machtfaktor in dem geistlichen Kampf, den wir führen, sondern derjenige, von dem alles abhängt und in dessen Stärke allein der Sieg liegt. Seiner „Kriegsführung“ sollten wir daher völlig vertrauen.

Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut und nicht gegen hohe Mauern aus Stein. Wir fechten einen geistlichen Kampf aus, von dem der Apostel Paulus schreibt: „Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“ (2. Kor 10,3-5).

Die Seelen unserer Mitmenschen sind wie mit einer hohen Mauer umgeben, so dass die Wahrheit nicht eindringen kann und sie nicht zu Dienern Gottes werden. Ihr Abwehrbollwerk sind Vernünfteleien und hochtrabende Gedanken von Philosophen oder Religionsstiftern. Mit den Waffen des natürlichen Menschen kommen wir nicht dagegen an. Durch logisches Argumentieren, einschmeichelnde Rede oder auftrumpfendes Verhalten werden diese Mauern des Hochmuts und des Irrglaubens nicht einbrechen. Wir brauchen geistliche Waffen – insbesondere das Gebet und das Wort Gottes.

Israel umwanderte sieben Tage lang wortlos Jericho, nur Posaunenschall war zu hören. Ist das nicht ein treffendes Bild dafür, wie wir Menschen mit Gebet umgeben und ihnen das Wort Gottes bezeugen? Das ist die Vorgehensweise des Glaubens, um die Mauer des Hochmuts und der Torheit zum Einsturz zu bringen, damit die Wahrheit Gottes im Herzen eines Menschen Fuß fassen kann.

Wenn wir gehorsam dem Herrn Jesus, unserem großen Anführer, folgen und beharrlich auf die geistlichen Waffen vertrauen, die seine göttliche Hand uns reicht, dann werden wir in der Praxis unseres Glaubenskampfes erleben, dass Gott uns durch Ihn den Sieg gibt.

 

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2022, Heft 7, Seite 7

Bibelstellen: Josua 5,13.14; 2. Mose 23,23; 4. Mose 22,31; 2. Korinther 10,3-5;

Stichwörter: Engel, geistlicher Kampf, Jesus Christus, Sieg