Ermutigung

Der Gott des Friedens und der Herr des Friedens

Das abgelaufene Jahr hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie flüchtig der Frieden auf der Erde ist, solange Menschen keinen Frieden mit Gott haben. Der Wunsch nach Frieden ist vorhanden – und doch erfüllt er sich nicht. Als Christen wissen wir, dass dieser Wunsch für die Erde erst erfüllt werden wird, wenn unser Herr in Gerechtigkeit und Frieden auf dieser Erde regieren wird. Die Aussage Gottes ist immer noch wahr: „Kein Friede den Gottlosen!“ (Jes 48,22; 57,21).

Doch selbst unter Gläubigen ist der Frieden nicht garantiert. Obwohl es nicht nach Gottes Gedanken ist, gibt es Streit in Ehen und Familien. Auch im Volk Gottes werden Auseinandersetzungen mehr oder weniger offen geführt. Häufig geht man sich aus dem Weg, manchmal trennt man sich sogar und geht unterschiedliche Wege. Es werden Wunden gerissen, die scheinbar kaum zu heilen sind. Wiederherstellung scheint in den meisten Fällen so gut wie ausgeschlossen zu sein. Muss es so weit kommen? Müssen Trennungen unheilbar sein? Müssen Türen verschlossen bleiben? Die Antwort lautet: Nein! Wir können mit Gottes Hilfe in Frieden zusammenleben und erst gar keinen Streit entstehen lassen und können auch entstandenen Streit mit Gottes Hilfe in der Gesinnung der Demut beilegen. Als Gläubige kennen wir Gott als den „Gott des Friedens“ und unseren Herrn als den „Herrn des Friedens“.

Wir wollen uns zu Beginn des neuen Jahres kurz an diese beiden besonderen Titel erinnern, die Paulus in seinen Briefen gebraucht.

Der Gott des Friedens

Es ist großartig, Gott so zu kennen. Das Neue Testament spricht mehrfach von dem Gott des Friedens. Wir wollen diese Verse einfach in Ruhe auf uns einwirken lassen, ohne sie an dieser Stelle näher zu erklären:

  • „Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen“ (Röm 15,33).
  • „Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten“ (Röm 16,20).
  • „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen“ (1. Kor 14,33).
  • „Im Übrigen, Brüder, freut euch, werdet vollkommen, seid getrost, seid eines Sinnes, seid in Frieden, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein“ (2. Kor 13,11).
  • „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, dies tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein“ (Phil 4,9).
  • „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Thes 5,23).
  • „Der Gott des Friedens aber, der aus den Toten wiederbrachte unseren Herrn Jesus, den großen Hirten der Schafe, in dem Blut des ewigen Bundes, vollende euch in jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, in euch das bewirkend, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Heb 13,20.21).

Es ist großartig, Frieden mit Gott zu haben (Röm 5,1). Ein Mensch, der weiß, dass er gerechtfertigt ist, hat diesen Frieden mit Gott. Niemand kann uns diesen Frieden nehmen (selbst wenn wir ihn nicht immer genießen). Es ist ebenfalls großartig, den Frieden Gottes zu kennen, der uns über die Umstände erhebt und ruhig sein lässt. Dieser Friede Gottes ist das Ergebnis eines abhängigen und vertrauensvollen Gebets (Phil 4,7). Dieser Friede kann – und soll – auch im neuen Jahr mit uns sein.

Doch den Gott des Friedens zu kennen, geht noch etwas weiter, als den „Frieden Gottes“ zu genießen. Der „Friede Gottes“ hat es mit der Erfüllung von Bedürfnissen zu tun, die wir täglich haben. Wenn wir hingegen an den Gott des Friedens denken, werden wir zu der Quelle selbst geführt, die jedes Bedürfnis stillt. Ohne Gott gibt es keinen Frieden. Er ist der Ursprung des Friedens. Er ist derjenige, der allein Frieden geben kann. Im Alten Testament finden wir diesen Ausdruck „Gott des Friedens“ nicht. Erst auf dem Fundament des vollbrachten Werkes vom Kreuz hat Gott sich so offenbart.

Paulus macht klar, dass der Gott des Friedens sozusagen selbst in unser Leben hineinkommt und dort seinen Platz einnimmt. Er wird mit uns sein, d. h., wir genießen die Gemeinschaft mit Ihm und können jederzeit mit seiner Hilfe rechnen.

Der Gott des Friedens wird durch nichts erschüttert. Solange wir auf der Erde sind, gibt es vieles, was unsere Herzen beunruhigt. Es gibt Turbulenzen in unserem persönlichen Leben (z. B. Krankheit, Arbeitslosigkeit, familiäre Probleme). Es gibt Turbulenzen in unserem gemeinschaftlichen Leben (z. B. in der örtlichen Versammlung). Es gibt Turbulenzen im politischen und gesellschaftlichen Leben (z. B. militärische Konflikte, Pandemie, Werteverfall, zunehmende Unsicherheit). Obwohl uns das alles nicht gleichgültig lässt, wissen wir doch, dass der Gott des Friedens dadurch nicht beunruhigt wird. Er ist und bleibt der Fels der Ewigkeiten, dem wir ewig vertrauen können (Jes 26,4). Dieser Fels verändert sich nicht. Die Zusage Gottes an den Überrest der Juden können wir auf uns anwenden: „Denn ich, der Herr, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden“ (Mal 3,6). Das lässt uns mit Zuversicht in das neue Jahr gehen.

Der Herr des Friedens

Dieser Ausdruck kommt nur einmal im Neuen Testament vor. Am Ende des zweiten Briefs an die Thessalonicher schreibt Paulus:

„Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden allezeit auf alle Weise! Der Herr sei mit euch allen!“ (2. Thes 3,16).

So endet ein Brief, der uns direkt in die Zeit des Endes führt. Die Schlussworte weisen ganz besonders auf den Herrn Jesus hin, der nicht nur einfach unser Herr geworden ist (dem wir dienen, dem wir folgen und dem wir gehorchen), sondern der hier „der Herr des Friedens genannt wird. Er gibt den Frieden immerdar und auf alle Weise und Er wird mit uns sein. Paulus verstärkt die Aussage dadurch, dass er auf Ihn selbst hinweist („er selbst aber …“). Paulus hatte in dem Brief davon gesprochen, dass der Tag des Herrn ein Gerichtstag für eine abgefallene Christenheit sein wird. Für uns ist Er nicht der Richter, sondern wir kennen Ihn als den Herrn des Friedens. Und nicht nur das, wir wissen zudem, dass dieser Herr mit uns ist, und wir kennen seine Gnade (V. 18).

In einer schwierigen Situation (die Thessalonicher wurden auf verschiedene Weise sehr geprüft) erinnert Paulus die Gläubigen an den „Herrn des Friedens“, an den, der von Frieden gekennzeichnet ist. Wir erinnern uns an die Worte unseres Herrn, die Er kurz vor seinem Tod seinen Jüngern sagte: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam“ (Joh 14,27). Ist das nicht auch ein Wort gerade für den Beginn eines neuen Jahres, dessen Ausgang niemand kennt? Es gibt vieles, das uns demotivieren und vielleicht mutlos machen könnte. Doch als der „Herr des Friedens“ möchte Er uns seinen Frieden geben, und zwar in allen Umständen. Sein Friede steht nicht nur immer, d. h. zu jedem Zeitpunkt, zur Verfügung, sondern er gilt in allen Umständen, wie auch immer sie sein mögen. „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33). Während der Friede Gottes uns an den erinnert, der über den Umständen steht, ist der Friede des Herrn etwas, das wir gerade in den Umständen genießen können.

Dann fügt Paulus hinzu: „Der Herr sei mit euch allen!“. Es ist nicht nur sein Friede, der bei uns ist, sondern der Herr selbst will mit uns sein. Er ist bei uns und Er ist auch mit uns. Ersteres lässt uns mehr an seine Gegenwart denken, Letzteres daran, dass Er uns konkret helfen will. Er war bei den Jüngern im Sturm und Er half ihnen. Er ist bei uns und Er hilft uns. Jeden Tag können wir fest mit seiner Gegenwart und Hilfe rechnen. Wir wollen uns gegenseitig Mut machen, diesem Herrn mehr zu vertrauen.

Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen.

Römer 15,33

E.-A. Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2023, Heft 1, Seite 3

Bibelstellen: Römer 15,33; 16,20; 1. Korinther 14,33; 2. Korinther 13,11; Philipper 4,9; u. a.;

Stichwörter: Frieden, Gott des Friedens, Herr des Friedens, Vertrauen