Ermutigung

Göttliches Erbarmen

Unsere Errettung ist ein Beweis dafür, dass Gott barmherzig und gnädig ist. Paulus schreibt: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet“ (Eph 2,4). Barmherzig zu sein bedeutet, herzlich Anteil an der Not und dem Elend eines anderen zu nehmen. Genau das hat Gott getan, als wir tot in unseren Sünden waren und uns selbst nicht helfen konnten. Genau das tut Er auch an jedem Tag unseres Lebens.

Das barmherzige Eingreifen Gottes wird anhand der Geschichte des Volkes Israel in Ägypten illustriert. Bevor Gott tatsächlich handelte, lesen wir einige Male davon, dass Er von der Not des Volkes Kenntnis nahm und sie Ihn innerlich bewegte. Einen ersten Hinweis finden wir am Ende von 2. Mose 2. Dort lesen wir:

Und es geschah während jener vielen Tage, da starb der König von Ägypten; und die Kinder Israel seufzten wegen des Dienstes und schrien; und ihr Schreien wegen des Dienstes stieg hinauf zu Gott. Und  Gott hörte ihr Wehklagen, und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, mit Isaak und mit Jakob; und Gott sah die Kinder Israel, und Gott nahm Kenntnis von ihnen.

2. Mose 2,23-25

Das Schreien der Kinder Israel

Der König von Ägypten starb. Es war der König, der den Mordbefehl gegeben hatte, um das Wachstum der Kinder Israel zu stoppen. Wie viele Kinder dadurch den gewaltsamen Tod fanden, wissen wir nicht. Vielleicht kam nun Hoffnung auf, dass es besser werden würde. Doch der Tod des grausamen Despoten brachte keine Erleichterung. Die Knechtschaft blieb unverändert und das Volk Israel wurde grausam misshandelt. So verstehen wir gut, dass sie wegen des Dienstes seufzten und schrien. Und Gott registrierte es.

Auffallend ist, dass der Bibeltext nichts darüber sagt, zu wem sie schrien. Es ist in der Tat fraglich, ob sie – zumindest die Masse des Volkes – tatsächlich zu dem Gott ihrer Väter schrien. Die ersten Verse von Hesekiel 20 nehmen Bezug auf diese Zeit. Gott sagt dort unter anderem: „Werft jeder die Scheusale seiner Augen weg, und verunreinigt euch nicht mit den Götzen Ägyptens; ich bin der HERR, euer Gott“ (Hes 20,7). Der Zusammenhang könnte andeuten, dass zumindest ein Teil des Volkes tatsächlich zu den Götzen Ägyptens rief. Wenn dem so ist, so wissen wir sicher, dass diese Götzen nicht gehört haben (vgl. Ps 135,15-17). Doch Gott in seiner großen Barmherzigkeit nahm das Seufzen und Schreien dennoch zur Kenntnis.

Vier mutmachende Aussagen

Doch bevor der Retter – im Fall der Kinder Israel war es Mose – tatsächlich den Auftrag Gottes bekam, zum Pharao zu gehen, lesen wir vier mutmachende Aussagen, die uns zeigen, mit welchen inneren Empfindungen Gott die Situation sah (2. Mo 2,23-25). Für die Kinder Israel hatte sich noch nichts spürbar verändert, doch die Rettung war nun nahe gekommen.

Die vier Aussagen zeigen uns, mit welch einem Gott wir es zu tun haben, der sich bis heute nicht verändert hat und sich nicht verändern wird. Wir wollen sie auf uns persönlich anwenden:

  1. Gott hörte das Wehklagen: Das Ohr Gottes ist immer geöffnet, wenn Menschen in Not zu Ihm schreien und Ihm ihre Not sagen. Das gilt für den Sünder ebenso wie für Gottes Kinder. Er hört jedes Seufzen, jedes Klagen, jedes Schreien. „Denn der dem vergossenen Blut nachforscht, hat ihrer gedacht; er hat das Schreien der Elenden nicht vergessen“ (Ps 9,13). David hatte das in einer schwierigen Situation erfahren und er schreibt: „In meiner Bedrängnis rief ich zu dem HERRN, und ich schrie zu meinem Gott; er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, und mein Schreien vor ihm kam in seine Ohren“ (Ps 18,7). Gottes Ohr ist immer offen.
  2. Gott gedachte seines Bundes: Es geht hier nicht um den Bund vom Sinai (in Verbindung mit dem Gesetz), denn dieser Bund existierte noch nicht. Es geht um den Bund mit den Erzvätern. Gott hatte ihnen feste Zusagen gegeben (vor allem diese, dass ihre Nachkommen das Land besitzen sollten). Auch wir können sicher sein, dass Gott immer zu dem steht, was Er versprochen hat. Er vergisst keine einzige seiner vielen Zusagen. „Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja, darum auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns“ (2. Kor 1,20). In Christus erfüllt Gott alles, was Er versprochen hat.
  3. Gott sah die Kinder Israel: Wie sein Ohr so ist auch das Auge Gottes immer geöffnet. Gott schläft und schlummert nicht. Wo immer wir uns befinden, wie misslich die Umstände sein mögen, den Augen Gottes entgeht nichts. „Und mein Volk, das nach meinem Namen genannt wird, demütigt sich, … so werde ich vom Himmel her hören … Nun werden meine Augen offen und meine Ohren aufmerksam sein auf das Gebet an diesem Ort“ (2. Chr 7,14.15). Die Augen Gottes durchlaufen immer noch die ganze Erde, „um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“ (2. Chr 16,9).
  4. Gott nahm Kenntnis von ihnen: Das bedeutet nicht einfach eine Sachkenntnis, sondern es bedeutet, dass die Not seines Volkes das Innere Gottes bewegte. Gott ist barmherzig und gnädig. Die Not seiner Kinder rührt ihn bis heute. „Gnädig ist der HERR und gerecht, und unser Gott ist barmherzig“ (Ps 116,5). Die Barmherzigkeit, die uns gerettet hat, begleitet uns bis zum Ende. Wir können jeden Tag damit rechnen.

Der das Ohr gepflanzt hat, sollte er nicht hören? Der das Auge gebildet hat, sollte er nicht sehen?
Psalm 94,9

„Denn ein barmherziger Gott ist der HERR, dein Gott; er wird dich nicht lassen und dich nicht verderben und wird den Bund deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat“ (5. Mo 4,31).

Es lohnt sich, einem solchen Gott ganz zu vertrauen.

 

E.-A. Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2023, Heft 2, Seite 3

Bibelstellen: 2. Mose 2,23-25; Epheser 2,4; Hesekiel 20,7; Psalm 9,13; 18,7; 94,9; 116,5; u. a.;

Stichwörter: Barmherzigkeit, Errettung, Hören, Not, Rettung, Wehklagen