Dienst / Nachfolge

Der Appell Josuas – eine Herausforderung für uns

In den Kapiteln 23 und 24 des Buches Josua sind die letzten Reden eines alten Dieners des Herrn kurz vor seinem Abschied aufgezeichnet. Josua war viele Jahre lang der Führer des irdischen Volkes Gottes und gab ihm ein Beispiel, dem das Volk folgen sollte. Sein Plädoyer ist ein herausfordernder Appell an alle, die dem Herrn Jesus gehören und Ihm nachfolgen wollen.

In diesem Artikel möchte ich gerne auf drei wichtige Punkte in Kapitel 23 hinweisen.

1. Gehorsam

Vers 6So haltet denn sehr fest daran, alles zu beachten und zu tun, was im Buch des Gesetzes Moses geschrieben ist, damit ihr weder zur Rechten noch zur Linken davon abweicht.

Als Christen stehen wir nicht unter dem Gesetz Moses, sondern das ganze Wort Gottes (die Bibel) ist uns als Richtlinie für unser Leben gegeben. Es ist ein wunderbarer Segen, dass der große Gott sich zu uns herablässt, um uns seinen Willen zu zeigen. Wir sollen „erfüllt sein … mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ (Kol 1,9). Dabei vergessen wir nicht, dass es eine Sache ist, den Willen Gottes zu erkennen, und eine andere, den Willen Gottes zu tun. Beides ist wesentlich und notwendig.

Josua fordert uns auf, den Willen Gottes, wie wir ihn in seinem Wort finden, zu bewahren und zu tun. Bewahren (und nicht loslassen oder verderben) werden wir nur das, was uns wichtig und wertvoll ist. Und wir können nur etwas tun, wenn wir vorher wissen, was wir tun sollen. Das zeigt uns, wie wichtig das Wort Gottes in unserem Leben ist. Jakobus sagt uns, dass wir nicht nur „Hörer“ des Wortes sein sollen, sondern „Täter“, und er fügt hinzu, dass derjenige, der nur hört und das Gehörte nicht in die Tat umsetzt, sich selbst betrügt (Jak 1,22). Das Wort Gottes in die Tat umzusetzen, bedeutet Gehorsam. Das Wort Gottes gibt praktische Anweisungen für die verschiedenen Situationen des täglichen Lebens, sei es das private (persönliche) Leben, das Familienleben, das Berufsleben oder das Leben in der Gemeinschaft (vgl. 2. Tim 3,16). Es bleibt die Frage, ob wir gehorchen oder nicht.

Josua fügt hinzu, dass das Volk Gottes nicht abweichen soll, weder zur Rechten noch zur Linken. Das heißt, wir dürfen dem Wort Gottes weder etwas hinzufügen (z. B. unsere eigene Meinung, unsere Tradition, unsere selbstgemachten Regeln) noch etwas wegnehmen
(z. B. Dinge, die uns nicht gefallen oder die wir für nicht mehr zeitgemäß halten). Die Gefahr ist immer da. Deshalb sollten wir darauf achten, das ganze Wort Gottes zu halten und zu tun. Dem jungen König Josia wird gerade dieses Zeugnis ausgestellt, dass er nicht zur Rechten noch zur Linken abwich (2. Chr 34,2).

2. Hingabe

Vers 8: … sondern dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr anhangen, so wie ihr getan habt bis auf diesen Tag.

Jemanden anhangen bedeutet, an ihm festzuhalten und ihn nicht loszulassen. In der Sprache des Neuen Testaments bedeutet es Hingabe an den Herrn Jesus. Das beste Beispiel für die Bedeutung dieses Begriffs finden wir in Apostelgeschichte 11, wo Barnabas nach Antiochien kommt und das Wirken der göttlichen Gnade an den Gläubigen der Nationen sieht. In Vers 23 lesen wir: „… der, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren.“ Das „Verharren“ ist nichts anderes als das dauerhafte Anhangen in Josuas Ansprache.

Um beharrlich zu sein, braucht man einen „Herzensentschluss“. Daniel hatte diese Entschlossenheit, als er als junger Mann nach Babylon kam und sich nicht von all den fremden Dingen beeinflussen lassen wollte, die er in dieser sündigen Stadt sah (Dan 1,8). Ein Entschluss hat normalerweise etwas mit unserem Kopf und unserem Willen zu tun. Aber hier ist es ein Entschluss des Herzens. Und damit geht es auch um unsere Zuneigungen, womit wir wieder beim Begriff „Hingabe“ wären.

Beachten wir auch, dass wir ermahnt werden, dem Herrn anzuhangen. Es ist nicht nur Jesus, es ist der Herr. An Jesus (dem Retter) festzuhalten, ist relativ einfach. Aber an einem Herrn festzuhalten, dessen Herrschaft in dieser Welt weithin abgelehnt und ignoriert wird, ist eine viel größere Herausforderung. Aber genau das sollten wir tun. Es ist der Herr, dem wir dienen, dem wir folgen und dem wir gehorchen. Darin zu verharren ist eine tägliche Herausforderung, die sich allerdings lohnt.

3. Liebe

Vers 11: So achtet sehr auf eure Seelen, dass ihr den HERRN, euren Gott, liebt!

Josua betont die persönliche Verantwortung, die wir haben und die Aufmerksamkeit, die wir unserem Herrn Jesus schenken müssen. Es ist wahr, dass wir uns gerne mit der Liebe Gottes zu uns beschäftigen. Die Tatsache, dass wir „Geliebte“ sind (vom Vater und vom Sohn geliebt), ist in der Tat etwas, das jedes menschliche Verständnis und jede menschliche Vorstellung übersteigt. Gerne beschäftigen wir uns mit der „Qualität der Liebe“, die der Vater uns gegeben hat (1. Joh 3,1). Aber die Bibel spricht sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ebenso von unserer Liebe zu Gott und zum Herrn Jesus. David hat es einmal sehr deutlich aufgeschrieben, als er diese wunderbare Liebeserklärung machte: „Ich liebe dich, HERR, meine Stärke!“ (Ps 18,2). Petrus wird vom Herrn Jesus selbst gefragt, ob er Ihn liebe und er antwortet dreimal, dass Er Ihn lieb hat (Joh 21,15-17). In seinem ersten Brief schreibt er: „… den ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebt“ (1. Pet 1,8). Gibt es ein Kind Gottes, das Gott, den Vater, und den Herrn Jesus nicht liebt?

Doch was heißt es nun, den Herrn zu lieben? Es ist mehr, als über unsere Liebe zu Ihm zu sprechen oder zu singen. Es ist mehr als ein frommes Bekenntnis, das wir im Gebet ablegen. All das ist nicht ausgeschlossen, doch es ist nicht die Hauptsache. Jemanden lieben heißt nicht in erster Linie, darüber zu sprechen, sondern es zu zeigen. Unseren Herrn und Gott zu lieben, heißt in letzter Konsequenz, Ihm zu gefallen, uns selbst aufzugeben und Ihm zur Verfügung zu stehen, wann immer Er uns gebrauchen will. Liebe setzt Opferbereitschaft und Verzicht voraus. Als Gott uns liebte, zeigte Er seine Liebe, indem Er uns seinen geliebten Sohn gab. In seiner göttlichen Liebe hat Er Ihn nicht verschont. Wenn wir unseren Herrn lieben, zeigt sich dies in unserem Handeln. Johannes drückt es so aus: „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Joh 3,18).

Der Herr selbst ist das beste Beispiel für uns. Als Er auf der Erde war, sagte Er: „… damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat“ (Joh 14,31). Wahre Liebe zeigt sich in Gehorsam und Hingabe. Und damit sind wir wieder bei den ersten beiden Punkten. Christlicher Gehorsam und Hingabe werden durch die Liebe motiviert.

Der Appell Josuas ist viele tausend Jahre alt – und immer noch aktuell. Er hilft uns, unserem Herrn treu zu folgen, in Gehorsam, Hingabe und Liebe.


Nur sei sehr stark und mutig, dass du darauf achtest, zu tun nach dem ganzen Gesetz, das mein Knecht Mose dir geboten hat. Weiche weder zur Rechten noch zur Linken davon ab, damit es dir gelinge überall, wohin du gehst.
Josua 1,7

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2024, Heft 5, Seite 23

Bibelstellen: Josua 23.24; Kolosser 1,9; Jakobus 1,22; 2. Chronika 34,2; Daniel 1,8; u. a.;

Stichwörter: Gehorsam, Gott, Hingabe, Josua, Liebe, Stärke, Wort