Gott / Jesus Christus

Der Sohn der Witwe in Nain

Es war sicher nur vernünftig, dass Paulus den König Agrippa zur Rede stellte: „Warum wird es bei euch für unglaubhaft gehalten, wenn Gott Tote auferweckt?“ (Apg 26,8). Wenn man zugibt, dass es einen Gott gibt, der über das Universum herrscht, dann fällt es doch auch leicht, an die Auferstehung zu glauben – mag das Wunder noch so groß sein. Wer aus Staub den Menschen erschaffen hat, der ist gewiss auch in der Lage, ihn aus dem Reich des Todes wieder zurückzurufen, wenn es Ihm gefällt.

Aber nur Gott kann ein solches Wunder vollbringen. Als zu verschiedenen Zeiten Elia, Petrus und Paulus Menschen von den Toten auferweckten, übten sie eine Macht aus, die offensichtlich nicht ihre eigene war. Die Wunder wurden als Antwort auf ihr Glaubensgebet bewirkt. Aber Er, der größer war als sie, konnte einen Trauerzug mit seinem majestätischen „Ich sage dir, steh auf!“ (Lk 7,14) aufhalten, und der Tod gab sofort seine Beute auf. Mit Recht sagte das Volk, dass Er wie einer sprach, der Vollmacht hat (z. B. Lk 4,32.36), und dass nie ein Mensch so geredet hatte wie Er (Joh 7,46).

Denken wir an die Szene am Tor von Nain (Lk 7,11-17). Als Er sich dem Ort näherte, begleitet von seinen Jüngern und gefolgt von der üblichen Menschenmenge, wurde ein Toter zur Beerdigung hinausgetragen – der einzige Sohn einer verwitweten Mutter. Ein so trauriger Anblick konnte das liebevolle Herz des Heilands nicht unberührt lassen. Sein ganzes Mitgefühl galt sofort der verzweifelt Trauernden. Doch bei Ihm war Mitgefühl immer auch mit Macht verbunden. Deshalb sagte Er nicht nur zu der Mutter: „Weine nicht!“, sondern auch zu ihrem Sohn: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ – „Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter.“

Wir erinnern uns an die Aussagen des Herrn in Johannes 5,21-29. Dort bekräftigte Er, dass, wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, auch der Sohn lebendig macht, welche Er will. Er erklärte außerdem, dass der Vater Ihm das ganze Gericht gegeben hat, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Er ist der Lebensspender und der Richter! Wenn Jesus von Nazareth nicht genau das alles ist, sollten wir seinen Namen nie mehr in den Mund nehmen. Denn wer solche Vorrechte zu Unrecht beansprucht, müsste als der schlimmste und gefährlichste aller Menschen gebrandmarkt werden. Wenn Er aber tatsächlich sowohl derjenige ist, der lebendig macht, als auch der Richter, dann wollen wir uns vor Ihm verneigen und seinen Namen mit Ehrerbietung und Gottesfurcht anerkennen.

Er macht die geistlich Toten an diesem Tag des Evangeliums durch das geschriebene Wort lebendig (Joh 5,24.25). Alle, die so lebendig gemacht werden, besitzen das ewige Leben. Wenn der Tag des Evangeliums vorüber ist, wird Er die Leiber der Menschen lebendig machen und diejenigen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens führen und diejenigen, die das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts (Joh 5,28.29). Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle gleichzeitig auferweckt werden. Aus Offenbarung 20,5.6 wird deutlich, dass zwischen der Auferstehung der Gläubigen und der Auferstehung der Verlorenen mindestens tausend Jahre liegen.

Das größte Wunder von allen ist, dass jemand, der solche Vorrechte besitzt, zum Segen und zur Rettung der Menschen, die verdorben und verloren sind, in den Tod gegangen ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns anbetend angesichts seiner Worte niederzubeugen: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,14.15). 

Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Johannes 11,25

Wie töricht sind wir, wenn wir die Schwierigkeiten und Prüfungen immer an unseren Kräften messen und nicht an Gottes Kraft. Was nützten den Städten Kanaans ihre himmelhohen Mauern, wenn sie beim bloßen Trompetenschall zusammenstürzten? Hätte  Petrus leichter auf ruhiger See wandeln können als auf stürmischer?
John N. Darby

William W. Fereday

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2024, Heft 1, Seite 24

Bibelstellen: Apostelgeschichte 26,8; Lukas 7,14; 4,32.36; Johannes 3,14.15; 7,46; 5,21-29; 11,25; Offenbarung 20,5.6;

Stichwörter: Auferstehung, Gott, Nain, Sohn, Totenauferweckung, Witwe, Wunder