Bibelauslegung

Die Versammlung der Erstgeborenen

„Ihr seid gekommen … zu der Versammlung der Erstgeborenen“ (Heb 12,23).

Dies ist die einzige Bibelstelle, in der der Ausdruck „Versammlung der Erstgeborenen“ vorkommt. Er deutet zweifellos darauf hin, dass die Versammlung (also die Gesamtheit aller, die an den Herrn Jesus glauben) mit Christus, dem Erstgeborenen aus den Toten, eng verbunden ist (Kol 1,18; vgl. Off 1,5). Es ist klar, dass der Begriff „Erstgeborener“ hier ein Titel ist, der eine Vorrangstellung bezeichnet.

Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.
Kolosser 1,18

Gott hatte in seiner Gnade schon immer die Erstgeborenen im Blick. Kaum war sein Volk im Land Ägypten durch das Blut des Passahlammes vor dem Gericht geschützt, beanspruchte Er für sich alle ihre Erstgeborenen und das Erstgeborene ihres Viehs (2. Mo 13; vgl. auch 2. Mo 4,22). „Mein ist alles Erstgeborene unter den Kindern Israel an Menschen und an Vieh. An dem Tag, als ich alle Erstgeburt im Land Ägypten schlug, habe ich sie mir geheiligt“ (4. Mo 8,17). Die Leviten wurden dann anstelle der Erstgeborenen genommen und Aaron und seinen Söhnen gegeben, um den Dienst der Kinder Israel im Zelt der Zusammenkunft zu verrichten (4. Mo 3,5-9.12.13). Die Leviten repräsentierten also die Erstgeborenen Israels und waren mit Aaron verbunden, der selbst ein Erstgeborener war. Dadurch wurden die Leviten zu einem Schatten, wenn nicht zu einem Vorbild von der Versammlung der Erstgeborenen, die mit Christus, dem Erstgeborenen, verbunden ist.

Dies wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass auch die Söhne Aarons ihre Vorrechte von der Tatsache ableiten, dass sie mit Aaron, dem Hohenpriester, verbunden waren. Das sehen wir zum Beispiel deutlich bei ihrer Einweihung: Zuerst wurde Aaron allein bekleidet und gesalbt (und zwar ohne Blutbesprengung, weil er ein Bild von Christus ist). Danach sollten seine Söhne herzutreten und wurden dann mit ihm zusammen geweiht (2. Mo 29,5-9). Durch ihre Verbindung mit Aaron wurden sie zu einem Bild von der Versammlung als der priesterlichen Familie unter Christus, ihrem Haupt und Hohenpriester (1. Pet 2,5; Heb 2,17).

So wie Gott bei all diesen Vorbildern Christus im Blick hatte, finden sie auch alle allein in Christus ihre Erfüllung. Als der „Erstgeborene aus den Toten“ seinen Platz zur Rechten Gottes einnahm, wurde der Heilige Geist herabgesandt, um die Kinder Gottes in eins zu versammeln (Joh 11,52). Diese alle bilden kraft ihrer Verbindung mit Ihm nun die „Versammlung der Erstgeborenen“. Sie sind Erben Gottes und Miterben Christi (Röm 8,17), weil es Ihm in seiner Gnade gefällt, alles mit ihnen zu teilen, was Er aufgrund seines Werkes am Kreuz erben wird. Sie sind gemäß dem Ratschluss Gottes seine Brüder, wobei Er als der Erstgeborene unter den Erlösten stets den Vorrang hat und haben wird (Röm 8,29; Kol 1,18).

Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.
Römer 8,29

Was sollen wir angesichts solcher Entfaltungen des Herzens Gottes anderes sagen als: „Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“ (Eph 3,21).

Edward Dennett

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2019, Heft 8, Seite 10

Bibelstellen: Hebräer 12,23; Kolosser 1,18; Römer 8,29;

Stichwörter: Erstgeborene, Versammlung, Vorbilder, zuvor bestimmt, zuvor erkannt