Gott / Jesus Christus

Christus lebte in Armut

Der Herr Jesus Christus war arm, als Er auf dieser Erde lebte. Er wurde in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, diente in Niedrigkeit als Knecht Gottes und starb mittellos. Seine Gnade, die Ihn diesen Weg gehen ließ, sollte unsere Herzen immer wieder berühren.

Armes Elternhaus

Weil Joseph und seine hochschwangere Frau Maria keinen Platz in der Herberge fanden, wurde Jesus nach der Geburt in einen Futtertrog gelegt (Lk 2,7).¹ Auch für damalige Verhältnisse scheint diese primitive Lösung außergewöhnlich gewesen zu sein, denn das Kind in der Krippe war ein Zeichen Gottes für die Hirten (Lk 2,12.16). Wäre es für Joseph und Maria nicht möglich gewesen, diese demütigende Erfahrung abzuwenden, wenn sie genug Geld gehabt hätten (vgl. mit Pred 10,19)?

Als die 40 Tage der Reinigung Marias nach der Geburt beendet waren, gingen sie zum Tempel. Dort opferten sie nicht ein Lamm zum Brandopfer und eine Taube zum Sündopfer, wie es üblich war, sondern lediglich zwei Tauben (3. Mo 12,6; Lk 2,24). Diese Möglichkeit war im Gesetz Moses den Armen zugebilligt worden, und Maria und Joseph mussten davon Gebrauch machen (3. Mo 12,8). Sie hatten noch nicht einmal ein einziges Lamm, das sie bei dieser heiligen Angelegenheit Gott hätten weihen können (vgl. mit 2. Sam 12,3)!

Ohne Obdach

Im Alter von ungefähr 30 Jahren begann der Herr Jesus, im Land umherzuziehen, um das Evangelium zu predigen. In den Jahren dieses unvergleichlichen Dienstes übernachtete Er öfters im Freien. Als ein Schriftgelehrter Ihm überall hin nachfolgen wollte, antwortete Jesus ihm mit den bemerkenswerten Worten: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,19.20). Die Schriftgelehrten konnten am Ende eines Tages „ein jeder in sein Haus“ gehen, aber der Herr, der keine Bleibe hatte, ging zum Ölberg (Joh 7,53-8,1). Wie oft Er wohl an diesem Ort eine Nacht verbracht haben mag?

Ohne Geld

Als der Herr Jesus für sich und Petrus die Tempelsteuer zahlen wollte, um den Menschen keinen Anstoß zu geben, zog Er kein Geld hervor, sondern Er schickte Petrus angeln, damit dieser das passende Geldstück aus dem Maul eines Fisches nehmen konnte (Mt 17,24-27). Einige Zeit später wollte der Meister anhand einer Steuermünze erklären, dass man dem Kaiser geben solle, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Da Er jedoch keine eigene Münze hatte, ließ Er sich zu diesem Zweck die Münze von einem der Umstehenden zeigen (Mt 22,15-22).

Da aber Jesus ihre Bosheit erkannte, sprach er: Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze. Sie aber reichten ihm einen Denar.
Matthäus 22,18.19

Ohne Güter

Es ist bezeichnend: Wir lesen in den Evangelien nichts davon, dass der Herr Jesus etwas anderes besessen hätte als die Kleidung, die Er an seinem Leib trug. Mehrfach finden wir hingegen, wie Er von anderen versorgt
wurde. So bat Er in tiefer Demut eine ehebrecherische Samariterin um etwas Wasser (Joh 4,7). Auf seiner Wanderschaft dienten Ihm einige Frauen mit ihrer Habe (Lk 8,3). Hungrig suchte Er Frucht an einem Feigenbaum, der irgendwo am Wegesrand stand (Mk 11,12-14). Er nutzte ein Boot, das Simon gehörte, um besser zu den Menschen reden zu können, und ritt nach Jerusalem auf einem Esel, der nur geliehen war (Lk 5,3; 19,29-35). Selbst bei den Wundern der Wasserverwandlung und der Brotvermehrung knüpfte Er an das an, was andere zur Verfügung gestellt hatten (Joh 2,6-11; Mt 15,34; Joh 6,9). Und was geschah mit seinen Gewändern? Sie wurden Ihm am Kreuz kaltblütig von römischen Soldaten abgenommen (Joh 19,23). Schließlich legte man Ihn in eine fremde Gruft – der Arme kam in das Grab eines Reichen (Jes 53,9)!

Und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.
Jesaja 53,9

Reich durch seine Armut

Weil Jesus materiell gesehen arm war, konnten die Menschen es gut verstehen, dass Er nicht erschienen war, um durch Größe, Geld und Güter die Welt zu verändern und seine Nachfolger zu materiellem Reichtum zu führen. Er war vielmehr gekommen, um den Durst und den Hunger der Seele auf ewig zu stillen (Joh 4,14; 6,35).

Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.
Johannes 6,35

Dazu musste Er in den Tod gehen und sein Leben als Lösegeld für Sünder geben. Voll Dankbarkeit schreibt der Apostel Paulus an die gläubig gewordenen Korinther: „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2. Kor 8,9). Ja, diese herrliche Gnade kennen wir. Aber beeindruckt sie uns auch noch?


FN 1: Viermal wird im Neuen Testament von der Krippe (Futtertrog) berichtet: dreimal bei der Geburt des Retters und einmal in Verbindung mit der Gewohnheit der Juden, einen Esel auch am Sabbat von der Krippe wegzuführen, um ihn zu tränken (Lk 2,7.12.16; 13,15).

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2019, Heft 11, Seite 28

Bibelstellen: Lukas 2,7.12.16.24; 3. Mose 12,6.8; Matthäus 22,18.19; Jesaja 53,9; Johannes 6,35 u. a.

Stichwörter: Geld, Güter, Münze, Tempelsteuer