Zeitgeschehen

Als Christ mit dem Corona-Virus umgehen

Alles fing vermutlich auf einem Markt im chinesischen Wuhan an – und verbreitete sich in kurzer Zeit über die ganze Welt. Im Dezember 2019 registrierten die chinesischen Behörden erste Infektionen mit einer bis dahin unbekannten Lungenkrankheit. Bis Ende des Jahres waren knapp 30 Personen infiziert. Anfang Januar 2020 berichteten ausländische Medien zum ersten Mal über das Thema. Heute ist das Corona-Virus (Covid-19) das beherrschende Thema in allen Medien.

Inzwischen hat sich die Krankheit weltweit ausgebreitet und das Leben der meisten Menschen völlig verändert. Regierungen richten Krisenstäbe ein. Sie schränken das tägliche Leben ein. Sie verbieten Dinge, die uns bisher selbstverständlich erschienen. Sie erlassen Vorschriften, die uns fremd sind. Menschen geraten in Panik und fragen sich, wann das Ganze ein Ende haben wird.

Faktencheck

Die Frage ist berechtigt, welche Stellungnahme wir dazu als Christen abgeben. Und vor allem: Was sagt die Bibel dazu? Gibt es überhaupt Hinweise? Müssen wir in Panik geraten? Ist die Endzeit angebrochen?

Vorab ein paar Fakten: Nein, die Endzeit ist nicht angebrochen. Es besteht kein Grund zur Panik, gleichwohl zur nüchternen Beschäftigung mit dem Thema und vor allem zum intensiven Gebet für Betroffene, für solche, die in Angst sind. Wir wollen ebenfalls dafür beten, dass Gott den Ausbruch dieser Krankheit zum Anlass nimmt, dass Menschen sich mit dem Evangelium beschäftigen und die Botschaft der Rettung in Christus annehmen. Ebenso gilt es, für alle Regierungsverantwortlichen zu beten.

Dass die Erde von Seuchen heimgesucht wird, ist nichts Neues. Tuberkulose (Schwindsucht), Aids und Malaria (eine Tropenkrankheit) stehen seit Jahren an der Spitze der tödlichen Infektionskrankheiten. Pro Jahr zählt man für diese Krankheiten rund 3 Millionen Tote weltweit. Darüber wird erstaunlich wenig gesprochen. Man hat sich scheinbar daran gewöhnt – obwohl es jeweils um persönliche Schicksale geht, um Menschen, von denen viele, ohne mit Gott versöhnt zu sein, in die Ewigkeit gehen. Auch Glaubensgeschwister sind betroffen.

Laut Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gibt es in manchen Jahren allein in Deutschland, Schätzungen zufolge, 15.000 bis 20.000 Menschen, die an den Folgen der Influenza (Grippe) sterben – häufig ältere und kranke Menschen. Auch darüber wird erstaunlich wenig geredet. Krebs – eine weitere Geißel der Menschheit – tötet in Deutschland über 200.000 Menschen pro Jahr.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass weltweite Seuchen kein Phänomen unserer Zeit sind. Im 14. Jahrhundert raffte die Pest über 25 Millionen Menschen weg, im 19. Jahrhundert waren es über 10 Millionen Tote. Die Spanische Grippe als Folgeerscheinung des ersten Weltkriegs raffte über 20 Millionen Menschen weg, die Asiatische Grippe im Jahr 1957 ca. 1 Million Menschen und die Hongkong-Grippe im Jahr 1968 immerhin noch 700.000 Menschen. Vergleichsweise gering waren die Folgen von SARS, der ersten globalen Epidemie des 21. Jahrhunderts, mit ca. 800 Toten.

Welche Zahlen am Ende des Corona-Virus stehen, ist heute noch nicht abzusehen. Es wird wohl weltweit mindestens eine sechsstellige Zahl sein. Es geht auch nicht einfach um Zahlen, Daten und Fakten, sondern es geht um Menschen, die Gott geschaffen hat und die Er retten will. Wir empfinden mit jedem, der unmittelbar oder mittelbar betroffen ist.

Seuchen im Neuen Testament

Im Neuen Testament kommt das Wort „Seuche“ dreimal vor. In Apostelgeschichte 24,5 wird der Apostel Paulus von seinen Anklägern als eine „Pest“ (oder Seuche) befunden. Hier wird das Wort offensichtlich in einem übertragenen Sinn gebraucht. Zwei Stellen in den Evangelien sprechen jedoch von einer tatsächlichen – buchstäblichen – Pest oder Seuche. Der Herr Jesus sagte:

  • Matthäus 24,7: „Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und Hungersnöte und Seuchen und Erdbeben werden an verschiedenen Orten sein.“
  • Lukas 21,11: „Und es werden große Erdbeben sein und an verschiedenen Orten Hungersnöte und Seuchen; auch Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel wird es geben.“

Offensichtlich spricht der Herr über Epidemien, die damals noch zukünftig waren. Deshalb stellt sich die Frage, ob das, was wir heute erleben, eine Erfüllung dieser Weissagung ist. Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: Nein! Der Zusammenhang der gesamten Rede des Herrn Jesus zeigt deutlich, dass Er nicht über die christliche Zeit spricht, sondern über die Zeit Drangsal, die nach der Entrückung der Gläubigen der Gnadenzeit über die Erde kommt. Häufig werden diese Verse zitiert, wenn es um militärische Konflikte, Erdbeben oder Pandemien in unserer Zeit geht. Doch das ist nicht die Bedeutung. Kriege, Seuchen, Hungersnöte und Epidemien hat es immer schon gegeben. Das, was der Herr Jesus in den zitierten Stellen voraussagt, hat damit nicht direkt zu tun. Der Herr warnt nicht uns Christen, sondern er warnt den jüdischen Überrest in einer noch zukünftigen Zeit. Wir müssen das, was Israel und die Juden in der Zukunft betrifft, von dem unterscheiden, was uns heute betrifft.

Die Seuchen der gegenwärtigen Zeit sind nicht der „Anfang der Wehen“ (Mt 24,8). Es sind maximal Zeitzeichen, die uns deutlich machen, dass große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen.

Seuchen im Alten Testament

Das Wort „Seuche“ finden wir ebenfalls im Alten Testament. Gott erinnert sein Volk zweimal an die „Seuchen Ägyptens“ (5. Mo 7,15; 28,60). Offenbar gab es dort wiederkehrende Krankheiten, an denen Menschen starben.

Sodann wird in 5. Mose 32,24 von einer „giftigen Pest“ gesprochen (im Grundtext ein anderes Wort als in den beiden oben zitierten Versen). In Jesaja 28,2 ist von einem „verderbenden Sturmwind“ die Rede. Dasselbe Wort kommt noch einmal in Psalm 91,6 vor. Dieser Psalm beginnt mit den tröstlichen Worten: „Wer im Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1). In den Versen 5 und 6 heißt es dann: „Du wirst dich nicht fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tag fliegt, vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet.“ Ohne Frage bezieht sich das prophetisch auf den Messias und kommenden Überrest der Juden. Dennoch liegt die praktische Anwendung für uns auf der Hand. Wie empfinden wir, wenn wir davon hören, wie sich das Corona-Virus ausbreitet und wie es vielleicht uns selbst oder Menschen in unserem unmittelbaren Umfeld betrifft? Noch einmal: „Du wirst dich nicht fürchten vor dem Schrecken der Nacht … vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet“. Es lohnt sich, den ganzen Psalm in Ruhe zu lesen und ihn mit der nötigen Vorsicht auf unsere Situation anzuwenden.¹

Wir sind dankbar für medizinische Hilfe. Wir sind dankbar, dass wir in einem Land leben, in dem die Behörden große Anstrengungen unternehmen, Betroffenen zu helfen und die weitere Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Wir sind dankbar, dass der Höhepunkt der Pandemie anscheinend überschritten ist. Und doch wissen wir, dass wir letztlich in der Hand des Herrn sind. Wir sind im „Schutz des Höchsten“ und im „Schatten des Allmächtigen“ (V. 1). „Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf ihn will ich vertrauen“ (V. 2). Er wird – wenn Er will – uns retten von der „verderbenden Pest“ (V. 3). Er wird „seinen Engeln über dir befehlen, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen“ (V. 11). „Auf den Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ (V. 12). Er wird uns seine Rettung schauen lassen (V. 16).

Keine Panik, aber Sorgfalt

Es ist so, dass ein Virus, wie das Corona-Virus, vielen Menschen Angst macht. Davon sind wir Christen nicht ausgenommen. Paulus kannte auch Ängste und Sorgen. Paulus spricht einmal – wenngleich in einem anderen Zusammenhang – von seiner „Bedrängnis und Herzensangst“ (2. Kor 2,4). In Römer 8,35 schreibt er: „Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ Das kommt unserer Frage schon näher. Dieser Vers zeigt mindestens zwei Dinge:

a) Es gibt Drangsale und Ängste (ja, sogar Verfolgung und Todesgefahren): Sie sind real und Teil des Lebens vieler Christen. Wir müssen uns deswegen nicht schämen.

b) Was immer passiert, nichts kann uns von der Liebe unseres Herrn trennen, uns scheiden „von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,39). Das gibt uns innere Ruhe.

Wir erkennen, dass es keinen Grund gibt, panisch zu reagieren. Dass die Gefahr real ist, sollte inzwischen jedem klar geworden sein. Dennoch vergessen wir nicht, dass wir in Gottes Hand sind. Unser Herr ist immer bei uns. Die Ausbreitung des Corona-Virus entgleitet keinen Augenblick seiner Kontrolle. Wir dürfen im Glauben mutig sein. Gott bestimmt die Intensität und Er bestimmt die Zeit.

Dennoch ist der Glaube nicht übermütig, das heißt, wir gehen nicht leichtsinnig mit der Situation um. Wir tun gut daran, die Schutzhinweise nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern zu befolgen; und wir folgen den behördlichen Anordnungen und setzen uns nicht darüber hinweg, sofern sie nicht im Widerspruch zu dem Willen Gottes stehen (Röm 13,1.2). Außerdem achten wir darauf, was vor den Menschen ehrbar ist (2. Kor 8,21). Wer betroffen ist, wird natürlich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen (Lk 5,31).

Dankbarkeit und Nachdenklichkeit

Die Corona-Krise sollte uns dankbar und zugleich nachdenklich machen. Ich möchte exemplarisch drei Dinge nennen:

  • Dankbar dafür, dass wir in einem Land leben, in dem Recht und Ordnung aufrechterhalten geblieben sind und in dem sich die Regierung nach besten Wissen und Gewissen darum kümmert, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Nachdenklich stimmt uns, dass sie dabei anscheinend kaum nach Gott und seiner Hilfe fragen.
  • Dankbar dafür, dass wir uns über viele Jahrzehnte frei und ungehindert versammeln konnten. Wir haben es vielleicht für selbstverständlich gehalten und lernen jetzt, dass es nicht so ist. Bei aller Dankbarkeit stimmt uns das zugleich nachdenklich.
  • Dankbar dafür, dass wir über viele Jahrzehnte geschwisterliche Kontakte pflegen und genießen konnten. Auch das haben wir vielleicht für so selbstverständlich gehalten, dass wir (zu) wenig Gastfreundschaft geübt haben. Jetzt empfinden wir den Mangel und freuen uns auf den Tag, wo diese geschwisterliche Gemeinschaft wieder ungehindert möglich ist.

Eine Ansprache Gottes

Gott redet durch diese Pandemie. Er redet zuerst zu uns, seinen Kindern. Er tut es persönlich und gemeinschaftlich. Hören wir seine Stimme? Fragen wir ernsthaft, was Er uns zu sagen hat? Es geht nicht zuerst darum, so schnell wie möglich zur Tagesordnung und zur Normalität zurückzukehren, sondern darum zu fragen, wo Dinge in unserem Leben (persönlich, familiär, Versammlung) zu ändern sind.

Gott redet durch diese Pandemie zu den Menschen, die bisher keine Beziehung zu Ihm haben. Selbst wenn die Hinweise über Pest und Seuchen im Neuen Testament nicht direkt für unsere Zeit gegeben sind, können wir solche Situationen, in denen Menschen zunehmend Angst und Sorge haben, evangelistisch nutzen. Gerade in Phasen äußerer Unsicherheit und Instabilität sind manche Menschen offener für die Botschaft des Evangeliums. Diese Chancen können – und sollen – wir nutzen, um die Menschen auf die Rettung vor einer viel größeren Gefahr aufmerksam zu machen – nämlich ewig verloren zu gehen. Wir haben die beste Botschaft, die es überhaupt gibt, die Botschaft von dem Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim 2,4).

Fazit

Das Corona-Virus muss uns als Christen nicht aus der Bahn werfen. Es ist eine ernste Ansprache Gottes an uns Menschen. Als Christen gehen wir damit verantwortungsbewusst und nicht leichtfertig um. Wir vertrauen dabei unserem großen Gott, dem nichts aus dem Ruder läuft und in dessen Hand wir sicher geborgen sind.

Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

*Römer 8,35


FN 1: Nebenbei bemerkt: Der Psalm wurde zu einer Zeit geschrieben, als es kein Penizillin und keine Impfstoffe gab.

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2020, Heft 5, Seite 3

Bibelstellen: Matthäus 24,7; Lukas 21,11; Psalm 91; Römer 8,35; u. a.;

Stichwörter: Ansprache Gottes, Corona-Virus, Nachdenklichkeit, Pest, Seuche