Gott / Jesus Christus

Hunger und Durst im Leben Christi

In den Evangelien lesen wir mehrfach, dass den Herrn Jesus hungerte und dürstete. Wir wollen uns diese Bibelstellen ansehen, wobei wir uns auf die Ereignisse beschränken, die vor dem Tod des Herrn am Kreuz stattgefunden haben.

Als der Herr Jesus 40 Tage in der Wüste gefastet hatte, hungerte Ihn schließlich (Mt 4,1-4; Lk 4,1-4). Nach so einer langen Fastenzeit muss sein Hunger stark gewesen sein. Der Teufel forderte Ihn auf, seine Macht als Gottes Sohn zu gebrauchen, um aus Steinen Brot zu machen. Doch der Herr blieb völlig abhängig von seinem Gott und Vater und wartete auf seine Weisung. Er hungerte lieber, als den Weg des Gehorsams zu verlassen. Er aß kein Brot.

Nach einem langen Marsch setzte sich Jesus ermüdet in Sichar an der Quelle Jakobs nieder (Joh 4,6). Auch wenn hier nicht ausdrücklich gesagt wird, dass Er durstig war, so ist das sicher der Fall gewesen, denn Er bat eine Frau, für Ihn Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Mit dieser demütigen Bitte öffnete Er das Herz dieser Samariterin, die daraufhin Fragen stellte und seinen Worten lauschte. Ergriffen von dem, was sie gehört hatte, ließ sie ihren Wasserkrug stehen und ging ins Dorf, um von Ihm zu zeugen (Joh 4,28). Er aber trank offenbar kein Wasser.

Als der Herr Jesus kurz vor seiner Gefangennahme frühmorgens von Bethanien nach Jerusalem ging, hungerte Ihn (Mt 21,18). So näherte Er sich einem belaubten Feigenbaum am Wegesrand. Als für alle deutlich geworden war, dass der Baum keine Früchte trug (was der Herr natürlich vorher wusste), verfluchte Er diesen Baum, der sofort verdorrte. Der Herr belehrte seine Jünger daraufhin, was der Glaube zu tun vermag (Mt 21,21.22). Er aber aß keine Feigen.

Nach langen Verhören wurde Jesus zum Tod verurteilt und nach Golgatha geführt. Dort wurde Ihm etwas zum Trinken angeboten: Wein mit Galle vermischt. Der Herr nahm diesen Betäubungstrank nicht an (Mt 27,34). Auch den Essig, den die spottenden Soldaten Ihm brachten, nachdem Er gekreuzigt worden war, trank Er offenbar nicht, obwohl die Zunge an seinem Gaumen klebte (Lk 23,36; vgl. Ps 22,16). Doch kurz vor seinem Tod sagte Er: „Mich dürstet“. Er sprach diese Bitte jedoch nicht aus, weil Er Durst hatte, sondern damit die Schriften erfüllt würden (Joh 19,28-30; Ps 69,22)! Es wurde Ihm Essig gereicht. Und Er trank.

Der Herr aß in der Wüste kein Brot, weil sein Vater es Ihm nicht gewiesen hatte und Er den Weg der Abhängigkeit gehen wollte. Am Jakobsbrunnen verzichtete Er auf den erbetenen Schluck Wasser, weil Er den Durst einer unglücklichen Seele für immer stillen wollte. Auf dem Weg nach Jerusalem ging Er hungrig zu einem Feigenbaum, der keine Früchte trug, um seinen Jüngern eine wichtige Belehrung zu geben. Aber am Kreuz trank Er – weil die Schriften das erforderten. All das zeigt, dass der Herr nicht an sich dachte, sondern an seinen Vater im Himmel, an die Bedürfnisse einer Sünderin, an die Glaubenskraft seiner Jünger sowie an die Vollkommenheit von Gottes Wort. Wunderbarer Herr!

Und sie gaben in meine Speise Galle, und in meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken.

*Psalm 69,22

Gerrid Setzer

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2020, Heft 5, Seite 29

Bibelstellen: Psalm 69,22; Matthäus 4,1-4; Lukas 4,1-4; Johannes 4,7.28; u. a.;

Stichwörter: Durst, Essig, Hunger, Samariterin, Wasser