Gott / Jesus Christus

Gottes Plan – das Fasten wird zur Freude

Christus in Sacharja 8 – Teil 6

Fortsetzung von Heft 04/2020, Seite 23

Wir hatten in Kapitel 7 gesehen, dass einige Männer aus Bethel nach Jerusalem gekommen waren, um zu beten und um die Frage zu stellen, ob es immer noch nötig sei, bestimmte Fastenzeiten einzuhalten. Die Antwort Gottes war ernüchternd: Ihr Fasten war mehr aus Tradition als aus Trauer geschehen. Sie hatten die Ursache ihrer nationalen Katastrophen aus dem Auge verloren: ihre eigene Untreue.

In Kapitel 8 finden wir den zweiten – sehr positiven – Teil der Antwort Gottes: Der Plan Gottes steht und wird zustande kommen. Er wird sein Volk noch segnen. Schließlich wird der Messias bei ihnen wohnen, und dann würden sich die Fastenzeiten in Festzeiten verwandeln. Aber in der Zwischenzeit blieb ihre Verantwortung bestehen. Sie durften sich zwar auf Gottes unbedingte Zusagen stützen, sollten aber ehrlich miteinander umgehen, gerecht richten und Frieden suchen.

Gottes Eifer für Zion

Die ersten acht Verse des Kapitels enthalten eine ganze Serie von Segenszusagen für Jerusalem:

  • Gott eifert für Zion mit großem Eifer und Grimm (V. 2).
  • Der HERR wird nach Zion zurückkehren und in Jerusalem wohnen. Wahrheit und Heiligkeit werden die Kennzeichen dieser Stadt sein (V. 3).
  • Es wird körperliches und seelisches Wohlergehen geben: Man erreicht ein hohes Lebensalter in guter Gesundheit und viele Kinder spielen auf den Straßen (V. 4.5).
  • Gott wird sein Volk von Osten und Westen sammeln und nach Zion bringen (V. 7).
  • Endlich wird das Urteil „Lo-Ammi“ (nicht mein Volk) aufgehoben: „Sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein in Wahrheit und in Gerechtigkeit“ (V. 8).

Drei Punkte sind bemerkenswert:

  • Erstens fällt auf, dass es sich um eine umfangreiche Liste von Segnungen handelt. Gott liebt sein Volk und Er hat „Gedanken des Friedens“ (Jer 29,11).
  • Zweitens ist zu bemerken, dass diese Segnungen recht spezifisch sind und sich auf Gottes irdisches Volk Israel beziehen. Es geht um Dinge wie körperliches Wohlergehen, die Sammlung eines ehemals zerstreuten Volkes und das Wohnen Gottes an einem ganz bestimmten geographischen Ort, nämlich Jerusalem. Die Meinung, diese Segnungen seien auf die Versammlung Gottes übergegangen, ist daher nicht haltbar. Die Versammlung war im Alten Testament noch gar nicht offenbart (Eph 3,5) – folglich haben die Propheten nicht von ihr gesprochen.
  • Drittens stellen wir fest, dass Gott von dem redet, was Er tun wird. Es gibt weder Bedingungen noch Hinweise auf das Verhalten oder auch das Versagen des Volkes in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Dass Gott dieses nicht übersieht, hatten wir in Kapitel 7 gesehen. Hier geht es darum, dass Er dennoch handeln und Segen bringen wird. Immer wieder heißt es „ich werde“. Diese Ausdrucksweise ist geradezu charakteristisch für den neuen Bund, den Gott mit Israel schließen wird (Jer 31,31.33.34 etc.).

Dadurch zeigt Gott sowohl seine Macht als auch seine Gnade. Seine Macht wird Feinde besiegen, Hindernisse beseitigen, Frieden schaffen und die über den Erdball zerstreuten Juden wieder sammeln. Seine Gnade bewegt Ihn dazu, das zu tun.

Die Grundlage des Segens

Gott will also – trotz allem – sein Volk wieder segnen. Das wirft die Frage auf, wie Gott das tun kann. Wenn sein Volk so gesündigt hatte (Kap. 7) und wenn es noch mehr sündigen würde, indem es einige Jahrhunderte später den Messias verwerfen würde, wie konnte Gott dann zusagen, es zu segnen? Wie wird das geschehen und auf welcher Grundlage kann Gott das tun? Genau diese Fragen werden in den folgenden Kapiteln (Sach 9-14) ausführlich beantwortet:

  • Wie wird es geschehen? – Der Messias wird zunächst in Demut kommen (Kap. 9,9), wird aber von seinem Volk verworfen werden (Kap. 11,13), leiden und sterben (Kap. 12,10; 13,5-7) – und dann in Macht und Herrlichkeit erscheinen (Kap. 14,4.5).
  • Auf welcher Grundlage kann Gott gerechterweise ein schuldiges Volk derart segnen? – Die Antwort liegt in den sühnenden Leiden des Messias (siehe Kap. 13,7). Und das Volk wird seine Schuld bekennen und den Messias annehmen (siehe Kap. 12,10.11).

Christen dürfen dankbar feststellen, dass derselbe Grundsatz auch für sie gilt: Sie haben vor ihrer Bekehrung vollkommen versagt und jedes Anrecht auf Segen verloren. Gott wollte uns dennoch segnen. Um das Wirklichkeit werden zu lassen, waren zwei Dinge notwendig: unsere Buße und die sühnenden Leiden Christi, für die wir Ihm ewig danken werden.

Eine Botschaft für die Gegenwart

Als Nächstes gibt Gott eine Botschaft für die Gegenwart (V. 9-17). Auch diese Botschaft wird mit den Worten „So spricht der HERR der Heerscharen“ eingeleitet (vgl. V. 1). Die erste Aufforderung lautet: „Stärkt eure Hände“. Sie hatten gerade vernommen, dass Gott in der Zukunft einen gewaltigen Segen bringen würde. Nun verspricht Er ihnen dazu noch einen Segen in der Gegenwart. Sie hatten schon erlebt, wie der Prophet Haggai zu ihnen gesprochen hatte und wie der Herr nach Jahren des vergeblichen Arbeitens (Stichwort „Lohnerwerb für einen durchlöcherten Beutel“) wieder Segen geschenkt hatte, als sie die Arbeit am Haus Gottes wieder aufgenommen hatten (V. 9-15, vgl. Hag 1). Nur sollten sie schon jetzt Wahrheit reden, gerecht richten und einen Rechtsspruch des Friedens in ihren Toren fällen (Friede ist das Ergebnis von Gerechtigkeit) und nicht Dinge tun, die Gott hasst (V. 16.17).

So ist es bis heute. Prophetische Mitteilungen sollen uns einerseits ermutigen, unsere Hände zu stärken für die Arbeit am Haus Gottes. Andererseits sollten sie uns anspornen, so zu leben, wie es dem Geber dieser Zusagen gefällt.

Eine Botschaft an Sacharja

Der dritte Abschnitt von Sacharja 8 enthält wieder eine Botschaft des HERRN der Heerscharen, aber dieses Mal an den Propheten selbst (V. 18-23). Diese Verse schließen den Kreis, indem sie noch einmal auf das Fasten zurückkommen. Die Frage in Kapitel 7 war, ob man gegenwärtig noch fasten müsse. Nun tröstet Gott den Propheten Sacharja damit, dass die Fastenzeiten einmal zu Festzeiten werden sollen: „zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten“. Wieder folgt der Zusage eine Ermahnung für die Gegenwart: „Doch liebt die Wahrheit und den Frieden“ (und auch hier ist es interessant, dass die Wahrheit dem Frieden vorausgeht).

Dann verspricht Gott, dass „Völker und Bewohner vieler Städte kommen werden; und die Bewohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: ‚Lasst uns doch hingehen, um den HERRN anzuflehen und den HERRN der Heerscharen zu suchen! – Auch ich will gehen!‘“ (V. 20.21). Wie vollkommen würde sich das Blatt wenden. Noch war es ein armer und schwacher Überrest, der froh sein konnte, wenn er von den Nationen geduldet wurde und der Arbeit am Haus Gottes nachgehen konnte. Aber eine Zeit würde kommen, in der das Kräfteverhältnis sich umkehren würde. Nationen würden kommen, und den HERRN der Heerscharen, den mächtigen Gott Israels zu suchen. In Kapitel 7 war es nur eine kleine Delegation, die aus Bethel kam. Dann werden es „viele Völker und mächtige Nationen“ sein, die kommen, „um den HERRN der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und den HERRN anzuflehen“ (V. 22).

Ein plastisches Bild: die zehn Männer und der Rockzipfel

Abschließend benutzt Gott ein plastisches Bild, um diese Situation zu veranschaulichen: „In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: ‚Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.‘“ Sacharja bekam diese Botschaft zu einem Zeitpunkt, als die Juden noch von den Nationen verachtet wurden. Aber es wird eine Zeit kommen, in der sogar ein einzelner jüdischer Mann ein gewaltiger Anziehungspunkt sein wird. Die aus den Nationen wollen sich ihm anschließen (oder wenigstens einen Zipfel seines Gewands ergreifen!).

Auch diese Prophezeiung kann sich unmöglich auf die Rettung von Personen in der Zeit der Gnade beziehen. Es ist wohl wahr, dass sowohl Menschen aus den Juden als auch Menschen aus den Nationen zum Glauben an Christus kommen, aber davon, dass solche aus den Nationen sich an die Juden anschließen (oder, wie viele lehren, dem Volk Israel hinzugefügt werden), kann nicht die Rede sein. In der Zeit der Versammlung ist die Zwischenwand aufgehoben und „da ist nicht Jude noch Grieche“ (Eph 2,14; Gal 3,28). Erst nach der Zeit der Versammlung wird es dazu kommen, dass Gott sein Volk wieder als solches anerkennt und segnet und als Kanal benutzt, um die Nationen, wenn auch in geringerem Maß, ebenfalls zu segnen.

Ein praktischer Punkt: Warum wird es plötzlich attraktiv sein, sich einem jüdischen Mann anzuschließen? Es gibt nur eine Erklärung – die zehn Männer geben sie selbst: „Wir haben gehört, dass Gott mit euch ist“. Das macht den Unterschied aus. Mit dieser Tatsache steht und fällt alles.

Das spricht auch uns heute als Christen an. Wir warten nicht darauf, dass Männer aus allerlei Nationen sich uns anschließen wollen. Aber wir wissen, dass alles mit der Tatsache steht und fällt, ob der Herr mit uns sein kann. Ohne Ihn können wir gar nichts tun (vgl. Joh 15,5). Aber wenn Er mit uns ist, verlieren Hindernisse und Widerstand an Bedeutung. „Ich bin mit dir“ – so lautet die Zusage Gottes, deren Wert zahlreiche Gläubige aller Zeiten haben erfahren dürfen (siehe 1. Mo 26,24; 28,15; Jes 41,10; 43,5; Jer 1,8.19; 15,20; 30,11; 46,28; Apg 18,10).

Zusammenfassung:

Sacharja 8 erklärt, dass Gottes Plan – trotz des Versagens des Volkes – steht. Er eifert für Zion, Er wird in Jerusalem wohnen und großen Segen bringen. Wie das möglich ist (nämlich durch das Kommen Christi) und auf welcher Grundlage das geschehen kann (nämlich Buße und Sühnung) beschreibt der Prophet in den Kapiteln 9 bis 14.

Michael Hardt

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2020, Heft 5, Seite 18

Bibelstellen: Sacharja 8; Jeremia 29,11; 31,31.33.34; Epheser 3,5; u. a.;

Stichwörter: Botschaft, Gottes Tun, Sacharja, Segensgrundlage