Buchbesprechung

Setze einen König über uns

Setze einen König über uns

Stefan Ulrich

Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen

Hardcover, 464 Seiten, € 16,90

Bestell-Nr. 257184

Die Geschichte von David und Goliath ist wohl eine der ersten aus der Bibel, die kleine Kinder erzählen können. Und auch wenn die spannenden Begebenheiten des ersten Buches Samuel zum Standardrepertoire jedes Sonntagsschullehrers gehören, so kann es vielleicht sein, dass es beim Bibelstudium oft nicht über den Status eines Geschichtsbuchs mit praktischen Impulsen hinausgeht.

Deshalb ist ein Kommentar von Stefan Ulrich zu diesem Buch erschienen, der auf fast 500 Seiten die 90 Jahre nach der Richterzeit behandelt (ca. 1100-1010 v. Chr.). Die Auslegung besticht durch eine deutliche Struktur und eine einfache und jedem zugängliche Sprache. Da sie in ihrer Betrachtung der Bibelabschnitte nicht zu komplex wird, ist sie besonders auch für junge Bibelleser gut geeignet; gleichzeitig gibt sie viele wichtige Hinweise, die zu weiterem Bibelstudium anregen.

Dieser Bibelkommentar verfolgt im Besonderen zwei Hauptstränge:

  • Es ist dem Autor ein Anliegen, so oft wie möglich prophetische Aspekte aufzugreifen, um auf die Person von Jesus Christus zu sprechen zu kommen. Gerade das erste Buch Samuel bietet dazu vielfältige Anknüpfungspunkte: Der untreue König Saul, ein Bild des Antichristen, der von König David abgelöst wird, einem der größten Abbilder des Herrn Jesus, der nach der Zeit der Verwerfung als König regieren und alles für die Zeit des Friedens unter König Salomo vorbereitet. Passend dazu enthält der Anhang eine Tabelle, die Parallelen zwischen David und dem Herrn Jesus auflistet.
  • Außerdem finden sich viele Hinweise für unser praktisches Leben als Christen. Ob es um sorgenvolles Gebet geht (Hannah, Kap. 1), den Umgang mit Bösem (Eli, Kap. 2), die Berufung zum Dienst (Samuel, Kap. 3), den Wunsch nach Unabhängigkeit von Gott (Königswunsch, Kap. 8-9), Egoismus und Ungehorsam (Saul, Kap. 10 ff.), demütige Gesinnung (David, Kap. 16 ff.), Freundschaft (David und Jonathan, Kapitel 18-19), Vertrauen auf Gott (David auf der Flucht, Kap. 19 ff.) – das erste Buch Samuel bietet praktischen Anschauungsunterricht für ein Leben der Hingabe an Christus und für ein gutes Miteinander. Dabei gelingt es dem Autor, die Bibelstellen zum Herzen des Lesers sprechen zu lassen.

Darüber hinaus finden sich auch viele historische Bezüge, Erläuterungen des Opferdienstes und der Bundeslade sowie Informationen über die jeweiligen Nachbarvölker und Feinde der Israeliten.

Wer eine zum weiteren Bibelstudium anregende, gut lesbare Auslegung zu dem ersten Buch Samuel sucht, sollte hier zugreifen. Das Buch ist auch als E-Book verfügbar.

Auszug über den Abschnitt Kapitel 1,12-18:

„Während Hanna leise zum HERRN betet, beobachtet Eli sie und meint, sie sei betrunken. Wie kommt es zu dieser Fehlinterpretation? Offensichtlich sind intensiv betende Personen in Silo kaum noch zu sehen. Die Feste des HERRN werden zu dieser Zeit mit ausschweifenden Gelagen gefeiert, so dass vielmehr Trunkenheit anzutreffen ist. Andererseits lässt Elis Reaktion einen Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen erkennen. Er gibt insgesamt ein trauriges Bild ab. In Vers 9 zum Beispiel lesen wir, dass er am Türpfosten des Tempels auf einem Stuhl sitzt. Er sitzt dort, wo Gott gar keinen Stuhl vorgesehen hat (vgl. Kap. 4,18; Heb 10,11). Eli ist zwar ein alter Mann und seine Kräfte haben nachgelassen, aber mangelt es ihm nicht zugleich an geistlicher Seh- und Handlungskraft? Von einem Priester Gottes könnte man Besseres erwarten.

Elis Tadel muss die verzweifelte Hanna getroffen haben, doch sie strahlt Frieden aus. Entschieden und zugleich respektvoll weist sie die Anklage Elis zurück. Dabei machen ihre Worte deutlich, was in ihrem Innern vorgegangen ist. Sie spricht von ihrem „beschwerten Geist“, von der „Kränkung“, die sie erfahren hat, und von der „Fülle ihres Kummers“ (V. 15.16). Eli lässt keine besondere Anteilnahme erkennen. Weder entschuldigt er sich bei Hanna noch fragt er sie nach der Ursache ihres Kummers. Er wünscht, dass Gott ihre Bitte erfüllen möge: „Geh hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von ihm erbeten hast!“ (V. 17).

Hannas Reaktion in Vers 18 zeigt: Wahrer Glaube ist „eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“ (Heb 11,1). Sie „ging ihres Weges und aß, und ihr Angesicht war nicht mehr dasselbe“. Wie kommt es zu dieser Veränderung? Hat sich etwas an ihren Umständen geändert? Nein, aber sie hat ihr Herz vor dem HERRN ausgeschüttet und ihre Sorge auf Ihn geworfen (vgl. 1. Pet 5,7). Das hat ihr Herz verändert. Die Verbitterung ist gewichen. Und das macht sich in ihrem Gesicht bemerkbar. Sie erlebt das, was David später in einem Psalm beschreibt: „Sie blickten auf ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurden nicht beschämt“ (Ps 34,6). Philipper 4,6.7 sagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.“ Das hat Hanna erfahren, und wir können es ebenfalls erleben, wenn wir unsere drückenden Sorgen im Gebet bei unserem Gott ablegen.“

Alexander Schneider

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2020, Heft 7, Seite 15

Bibelstellen: 1. Samuel 1–19; Philipper 4,6.7; Psalm 34,6; Hebräer 11,1; 1. Petrus 5,7;

Stichwörter: Glaube, Kummer, Vertrauen